0409 - Raissas Raubtier-Horror
englische Soldaten in diesem Gebiet kaum geduldet.
Die Atemfahnen wehten vor den Mündern der Männer. Sie standen bewegungslos. Irgendjemand musste sie befehlen, und auf ihn wartete ich. Ein Kompliment konnte man dem Offizier machen.
Seine Leute hatten es tatsächlich verstanden, sich lautlos anzuschleichen.
Der Kommandant oder Befehlshaber erschien auch sehr bald. Er trug einen Parka und auf dem Kopf ein dunkelrotes Käppi. In seinem Gesicht regte sich nichts, als er sich mir näherte und drei Schritte von mir entfernt stehen blieb. Einen knappen Blick warf er durch die offen stehende Tür in das Fahrerhaus und presste danach den Mund noch fester zusammen.
Er stellte sich nicht einmal vor und sagte mit scharfer, befehlsgewohnter Stimme: »Wenn Sie meine Fragen nicht auf der Stelle beantworten, werden meine Männer schießen! Verstanden?«
»Sicher.«
Er musterte mich. »Wo kommen Sie her?«
»Von einer Farm.«
»Und was ist Ihr Ziel?«
»Dardhing!«
Für einen Moment hob er die schmalen, dunklen Augenbrauen.
»Seltsam, die Straße dorthin führt ein Stück entfernt vorbei. Was treibt Sie hierher ins Gelände?«
»Mein Partner und ich mögen es nun mal nicht, wenn uns Kugeln um die Ohren fliegen!«
»Ach!«
»Ja, Mister.« Ich begann mit einem kurzen Bericht, dem er regungslos zuhörte und wonach er schließlich nickte, als ich ihn beendet hatte.
»Gut, das ist Ihre Version!« Er deutete mit dem linken Zeigefinger auf meine am Boden liegende Beretta. »Weshalb laufen Sie bewaffnet hier herum?«
»Weil wir berechtigt sind, die Waffe zu tragen. Und zwar dienstlich.«
»Wie das?«
»Darf ich Ihnen meinen Ausweis zeigen?«
Er zögerte und nickte schließlich. Sehr vorsichtig holte ich die Hülle hervor, balancierte sie zwischen zwei Fingern und wartete darauf, dass sie mir der Mann abnahm.
»Werfen Sie her!«
Ich warf, und er fing die Hülle blitzschnell auf. Er schaute sich den Ausweis an, schließlich sank sein Arm nach unten. Er befahl seinen Männern, die Gewehre sinken zu lassen.
»Scotland Yard also, Mr. Sinclair.«
»Genau. Muss Ihnen mein Kollege auch noch seine Legitimation zeigen?«
»Nicht nötig.«
Ich nahm den Ausweis wieder an mich und steckte ihn weg. Suko kam ebenfalls zu uns. Erst jetzt schaute der Soldat in das Führerhaus. Als er sich wieder umdrehte, war sein Gesicht noch bleicher geworden. Er strich über die Stirn und schüttelte den Kopf. »Mein Gott,« hauchte er, »das ist schon der Zweite.«
»Sie hatten bereits ein Opfer?«
»Ja. Ebenfalls jemand aus meiner Truppe!«
»Und jetzt jagen Sie den Killer?«
»Genau.«
»Wissen Sie, wer es getan hat?« fragte ich.
Der Mann zog den Mund schief. Bevor er eine Antwort gab, stellte er sich als Captain O’Brian vor. »Das können nur Bestien gewesen sein. Tiere. So etwas macht kein Mensch.«
Ich war zusammen mit Suko ein Stück zur Seite getreten. Der Captain folgte uns. Seine Männer standen nicht mehr in einem Halbkreis, sondern schoben sich ebenfalls an den Wagen heran. O’Brian gab den Befehl, den Toten aus dem Führerhaus zu holen.
Ich hatte meine Beretta wieder aufgehoben und weggesteckt.
Suko ebenfalls, und er brachte mich durch seine Worte auf eine bestimmte Idee. »Ist dir aufgefallen, dass diese Untiere nicht uns angegriffen haben, sondern nur diese Soldaten?«
»Ja.«
»Das muss einen Grund gehabt haben.«
»Und welchen?«
Suko hob während seiner Antwort die Schultern. »Das kann uns vielleicht dieser Captain sagen.«
Der kam ebenfalls. Er hatte schwarze Handschuhe übergestreift.
Sein Gesicht war auch nicht mehr so blass, sondern rot angelaufen.
»Kann es sein, dass wir drei an dem gleichen Fall arbeiten?« fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Es war mehr Zufall, dass wir hier hineingeraten sind. Aber Sie, Captain, haben bestimmt einen Grund, hier die Hetzjagd zu veranstalten.«
»Genau, wir suchen die beiden Bestien. Panther oder Tiger, die einen Mann von mir in einer Ruine zerrissen haben. Da haben wir zum Glück einen Zeugen. Zudem suchen wir noch eine Frau, der diese Tiere gehorchen.«
»Kennen Sie diese Person?«
»Nein, Mr. Sinclair.«
»Aber Sie sind sicher, dass sie mit diesen beiden Morden zu tun hat.«
Er nickte. »Das muss einfach so sein, verstehen Sie? Daran führt kein Weg vorbei.«
»Weshalb gerade Ihre Männer, Captain, und nicht wir, wo wir die Bestien gesehen haben?« fragte Suko.
»Darüber denke ich auch nach.«
Die Antwort klang nicht ehrlich.
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