041 - Der Schwarze Tod
erhitzt man sich auch an einem schwachen Feuer. Sie nahm das mit einem anerkennenden Ausruf zur Kenntnis.
„Komm! Bevor wir hinaufgehen, müssen wir die Lampen löschen. Du wirst deinen Freund morgen sehen.“
„Wo wohnt er?“
„Im Stock. Er hat heute drei Dienstmägde verführt, zwei junge und eine alte. Er ist ein Schlimmer, der Herr!“
„Und dich? Hat er dich weggeschickt?“
„Nein, Grangure brauchte mich als Serviererin. Nicht viele kommen zum Essen herunter. Die meisten wollen die Mahlzeit in den Zimmern einnehmen.“
Sie ging umher und löschte die Öllampen, die an Ketten hingen, dann bedeckte sie die Asche im Kamin.
„Eine Lampe muß ich brennen lassen“, sagte sie, während wir die Treppe hinaufgingen. „Wenn jemand nachts aufsteht.“
Sie setzte eine Öllampe in eine Mauernische, in der die Statue der Madonna stand.
„Hier ist meine Kammer.“
Sie öffnete eine Tapetentür, und mein Blick fiel auf den Strohsack, der fast das ganze, kleine Zimmer ausfüllte. Eine Wand wurde tatsächlich von. der Rückseite des Kamins eingenommen. Es war sehr warm in dem Raum.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Einerseits waren meine Sinne erregt, andererseits war es mir ein wenig peinlich, mit dieser Matrone ins Bett zu steigen. Außerdem wollte ich so bald wie möglich zu meiner Tante zurück, denn sie machte sich gewiß bereits Sorgen.
„Na los!“ rief Berangere und gab mir einen Stoß. Ich fiel auf den Strohsack, und sie warf sich auf mich. Rasch begann sie mich auszuziehen, wobei sie ihre Verwunderung über meine seltsamen Kleider nicht verbergen konnte.
Angesichts meiner Unterhosen war sie sprachlos und riß die Augen auf.
„Ist das ein Keuschheitsgürtel, den du trägst, um dich zu kasteien? Hast du das Gelübde der Keuschheit abgelegt? Das wäre sehr traurig für dich, denn du mußt es auf der Stelle brechen.“
Zu faul, um zu reagieren, ließ ich mich ab häuten wie ein Kaninchen. Mit einem sinnlichen Schnurren und voller Wildheit ergriff sie von mir Besitz.
Sie war ein überwältigendes Weibstück, das sich nicht auf ein paar saftlose Umarmungen oder langweilige Küsse beschränkte. Als sie mich losließ, war ich völlig zerschlagen und schlief sofort ein. Zuvor hatte ich meine Tasche sorgfältig in einer Ecke verstaut.
Die Schreie einer jungen Frau ließen mich auffahren. Berangere schnarchte an meiner Seite. Während ich mich eilends ankleidete, hörten die Schreie auf und gingen in ein Schluchzen über. Meine Tasche in der Hand, trat ich auf den Korridor hinaus. Ein junges Mädchen mit langem blondem Haar lief auf mich zu und warf sich auf die Knie, völlig verzweifelt. Durch das dünne, lange Hemd, das sie trug, konnte ich die klaren Umrisse ihres Körpers sehen. Sie hob den Kopf, und durch den Schleier ihres Haares sah ich in die schönsten Augen dieser Welt.
„Oh, Herr! Kommt mir zu Hilfe!“
War es die Epoche, die die Veränderung bewirkte? Ich fühlte mich mit einem mal als todesmutiger Ritter, stark genug, alle Feinde ringsum zu besiegen, um dieses schöne junge Mädchen zu verteidigen. Ich trat zu ihr und nahm ihre Hand.
„Erhebt Euch“, sagte ich beruhigend. „Was tut man Euch an?“
Ich bemühte mich sehr, eine passende Sprache zu verwenden, aber der Klang der Worte erstaunte mich selbst. Doch hätte sie mich vermutlich nicht verstanden, wenn ich „was gibt’s?“ gesagt hätte.
„Mein Vater stirbt!“
Sie erhob sich und ging voraus. Ihr langes Haar reichte bis zur Taille. Darunter bewegte sich ihr süßes, festes Hinterteil. Sie spürte meinen Blick und drehte sich um.
Das Feuer prasselte in dem offenen Kamin, und ein Kerzenleuchter spendete diffuses Licht. Die Vorhänge des; Bettes waren zugezogen, und ich öffnete sie.
Der Mann mit dem grauen Bart fieberte und stöhnte. Ich sah auf den ersten Blick, daß er dem Tod nahe war. Sie trat neben mich und beugte sich über den Vater. Dann sah sie mich an.
„Mein Fräulein“, sagte ich, so sanft wie möglich. „Ihr könnt nichts mehr für ihn tun.“
Sie schluchzte auf, warf die Arme um meinen Nacken und weinte an meiner Schulter.
Ich hatte sie wohl etwas zu eifrig an mich gedrückt, denn sie nahm ihre Arme von meinem Nacken und trat einen Schritt zurück. Ich hatte die Sekunden genossen, als sie warm und duftend an meinem Hals hing.
„Mein Herr, ich vertraue mich Eurer Ehre an. Allein bin ich, wenn mein Vater von hinnen geht.“
Diese Art, mich zur Ordnung zu rufen, paßte mir gar nicht. Die
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