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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Lansdown ist verschwunden«, preßte er durch die Zähne hervor, »und ich fürchte ...«
    Er schwieg einen Moment. Der Winker flog heraus. Das Auto schwang um eine scharfe Kurve.
    Als er wieder freie Bahn hatte, sprach er in dürren Worten seine furchtbare Vermutung aus. Dann schwieg er eine Weile, die Lippen hart aufeinandergepreßt. Die Tachometernadel zeigte immer höhere Geschwindigkeiten an.
    »Jetzt wird die Polizei von Sussex bereits in South Weald sein«, sagte er, und sein Ton drückte Wunsch und leisen Zweifel zu gleicher Zeit aus.
    Sneed schüttelte den Kopf.
    »Glauben Sie nur das nicht, Martin. Sie ahnen gar nicht, wie rückständig das ganze Polizeiwesen in der Provinz ist. Möglicherweise hat die nächste Wache gar kein Telefon oder, wenn sie es hat, ist es nicht in Betrieb, weil die Vermittlungsstelle ihren Laden um zehn Uhr zumacht. Selbst angenommen, der Fernruf hätte die Polizei erreicht, so wird sich der Dorfpolizist deswegen noch lange nicht aus den Federn bemühen. Er hält sich an seine Instruktionen und handelt nur, wenn ein beglaubigter Hilferuf vorliegt. Wissen wir denn auch, ob Cody die Wahrheit sprach?
    Vielleicht wollte er Ihnen nur eine Falle stellen!«
    Dick konnte nicht gleich antworten. Ein Lastauto kam ihm entgegen.
    »Nein«, sagte er endlich, »die Schreie waren echt.«
    Die nächste Viertelstunde verbrachten sie schweigend; jeder hing seinen Vermutungen nach.
    »Sind wir hier nicht in der Nähe vom ›Galgenhof‹?« fragte Sneed plötzlich und beugte den Kopf hinaus.
    »Links«, erwiderte Dick und ließ den Scheinwerfer aufleuchten.
    Die zerbröckelnde Mauer brach aus der Dunkelheit hervor und trat grell ins Licht. Das Tor hing noch windschiefer als sonst in den Angeln. Die Bäume ragten dunkel in den Himmel, scharf umrissen vom Mondlicht. Dann sank wieder alles in den Abgrund der Nacht. Das Auto raste vorüber.
    »Ein Phantom, ein Schatten, diese ganze Affäre Selford«, sagte Sneed sinnend. »Wo man sie auch anpackt, man greift ins Leere. Ich möchte wohl wissen, was er auf dem Kerbholz hat!«
    »Wer?« fragte Dick aufschreckend.
    »Wer anders als der Lord! Warum umkreist er als eine Art zweiter Ahasver unaufhörlich den Globus? Um ein Buch zu schreiben? Um Land und Leute zu sehen? Erzählen Sie mir das nicht! Jeder junge Peer hat den natürlichen Wunsch, zunächst in England zu glänzen. Und was für ein Interesse könnte er als harmloser Globetrotter daran haben, sich jeder Feststellung durch dauernde Ortsveränderung zu entziehen? Denken Sie doch! Acht Monate reisen Sie ihm nach und haben ihn niemals von Angesicht zu Angesicht gesehen!«
    »Ihn selber wohl nicht, aber seine Fotografie«, war Dicks überraschende Antwort.
    Sneed zuckte zusammen. Im Schein der Lampe sah Dick seinen auffunkelnden Blick.
    »Menschenskind, und das sagen Sie mir erst jetzt?«
    Dick ließ den Blick des Inspektors an seinem Profil abgleiten.
    »Was liegt an einer Fotografie?« fragte er gelassen.
    »Sagen Sie das nicht! Hat man die Fotografie, dann hat man die Fährte des Verbrechers, und die halbe Arbeit ist getan.«
    »In diesem Fall gehört der Verbrecher dem höchsten englischen Adel an«, gab Dick lächelnd zu bedenken.
    Mit einer Handbewegung schob Sneed den Einwand beiseite.
    »Erzählen Sie mir«, drängte er, »wie sind Sie zu der Fotografie gekommen? Durch Havelock?«
    »O nein«, erwiderte Dick, »ich verdanke sie einem glücklichen Zufall. Lord Selford befand sich in Kapstadt, als der neue Generalgouverneur seinen Einzug hielt. Die Neugierde trieb ihn auf den Balkon hinaus, gerade als ein Pressefotograf die Hotelfront knipste. Als ich drei Tage später den Portier bat, mir Lord Selford zu beschreiben, zeigte er mir das Bild in der Zeitung. Ich begab mich sofort in die Redaktion des Blattes, lieh die Platte aus und ließ danach eine Vergrößerung anfertigen.«
    »Und wie sieht er aus?« fragte Sneed mit verhaltenem Atem.
    »Ein Dutzendgesicht«, war Dicks unbefriedigende Antwort. »Allerdings kam es mir vor, als hätte ich es schon einmal gesehen.«
    Er schwieg, mit dem Steuer beschäftigt. South Weald war erreicht. Zu beiden Seiten der breiten Dorfstraße lagen die kleinen, behäbigen Häuser in tiefem Schlummer. Das Mondlicht spiegelte sich in schwarzen Scheiben. Hier und da bellte ein Hund.
    Der Wagen hielt vor dem Hause der Dorfpolizei, in dem hinter vergittertem Fenster die winzige Arreststube lag. Auf mehrfaches Klopfen und Rufen erschien der unfrisierte Kopf einer verschlafenen

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