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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Diele ab, die Treppe, die in das obere Stockwerk führte. Plötzlich packte Inspektor Sneed Dick am Arm.
    »Wer - wer -«, stammelte er mit erblassenden Lippen.
    Er starrte nach oben, und als Dick seinem Blick folgte, gewahrte er das Schattenbild einer menschlichen Gestalt, die hinter dem Treppengeländer kauerte und mit aufgestützten Armen reglos auf sie herabsah. Im ersten Moment konnte sich Dick diese übernatürliche Erscheinung nicht erklären, und sein Blick weitete sich. Doch dann kam das Verständnis rasch, und er zog seinen Revolver. Die Lampe, die auf dem oberen Treppenabsatz brannte, war offenbar tief angebracht und befand sich im Rücken der kauernden Gestalt, so daß deren Schatten in natürlicher Größe und ohne jede Verzerrung auf die Wand gegenüber geworfen wurde.
    Mit langen Sprüngen eilte Dick die Treppenstufen hinauf. Sein Schatten lief mit, entschwand einen Augenblick und erschien dann deutlich neben der reglosen Gestalt.
    Seine Stimme klang leise und wie beengt.
    »Kommen Sie, Sneed!«
    Der Inspektor stieg etwas langsamer hinauf. Als er den ersten Treppenabsatz erreicht hatte, wandte er sich um. Eine zweite Treppe führte in das Dunkel des oberen Stockwerks.
    Doch er bewegte sich keinen Schritt weiter. Wie angewurzelt blieb er stehen.
    Von oben her stierte ein weißes Gesicht mit gräßlich verdrehten Pupillen auf ihn nieder. Es war das grobknochige Gesicht einer verblühten Frau in schwarzem Seidenkleid. In ihren Zügen lag ein Ausdruck so unmenschlichen, versteinerten Grauens, als hätte sie in die Maske der Medusa geblickt.

21
    »Tot, nicht wahr?« fragte Sneed den Freund, als er mit schweren Füßen die letzten Stufen erklomm.
    Dick nickte. Sneed beugte sich zu ihm nieder und entdeckte nun, was den Körper noch im Tode aufrecht hielt. Die Frau kniete auf einer gepolsterten Truhe, die unmittelbar am Treppengeländer stand, und sie hatte sich so fest gegen die Brüstung gepreßt, daß die Erschlaffung der Muskeln wohl ihren Kopf auf die Brust hatte sinken lassen, doch an der Haltung ihrer Glieder sonst nichts zu ändern vermochte. Sacht legten sie die Frau auf den Boden und nahmen schonend die erste Untersuchung vor. Nirgends fand sich die Spur einer Gewalttat. Doch die letzte Wärme hatte sich bereits aus den Adern verflüchtigt.
    »Herzschlag infolge Nervenschock«, sagte Sneed. »Ich habe schon einmal einen ähnlichen Fall erlebt. Die Frau muß etwas Grauenhaftes gehört oder gesehen haben!«
    »Was hat sie in der Hand?« fragte Dick plötzlich und bog mühsam ihre verkrampften Finger auf.
    Ein harter Gegenstand fiel mit leicht metallischem Klang auf den Fußboden. Dick bückte sich danach.
    »Sneed«, schrie er auf und hielt etwas Silberglänzendes in den matten Schein des Lichts. Sneed starrte auf seine Hand.
    »Der dritte Schlüssel zur unterirdischen Tür«, sagte Dick leise, und seine Stimme zitterte vor Erregung.
    Wortlos tauschten die Männer einen Blick. War das die Lösung - oder nur ein Knoten mehr, den das Schicksal knüpfte?
    Dick ließ den Schlüssel in seine Tasche gleiten. Er sah, wie Sneed die Wand nach Drähten absuchte.
    »Sie wollen wissen, wo das Telefon ist?« fragte er den Inspektor. »Ich habe es gesehen, als ich das erste Mal hier war. Es befindet sich in der Bibliothek neben dem Wohnzimmer!«
    Beiden verbot ein leises Grauen, den Namen Cody auszusprechen.
    Als erster wollte Dick die Treppen wieder hinabgehen. Doch seine Hand, die auf dem Geländer entlang glitt, zuckte plötzlich zurück.
    »Mein Gott, sehen Sie dort!«
    Er deutete auf den dunkelgrauen Läufer, mit dem die Treppe ausgeschlagen war. Im hellen Schein der Lampe leuchtete ein unheimlicher Fleck.
    Was war es?
    Der rote Abdruck eines nackten Fußes!
    Dick bückte sich und berührte den Fleck mit dem Finger.
    »Blut«, sagte er gepreßt. »Mein Geruchssinn hat mich also doch nicht getäuscht. Der Fuß muß mit Blut über und über bedeckt gewesen sein. Der Plüsch ist ganz durchtränkt!«
    Sie fanden den Abdruck des blutigen Fußes einige Stufen tiefer wieder und dann auf jeder zweiten Stufe, und je näher sie dem Treppenabsatz kamen, desto schärfer zeichnete er sich ab.
    »Er nahm zwei Stufen zu gleicher Zeit, weiter oben beim Anblick der Frau sogar drei«, sagte Dick. »Wenn wir genau nachsehen, werden wir die Spuren auf der Diele wiederfinden.«
    Der Fußboden des Vestibüls bestand aus glatt poliertem Holz. Darüber lagen Perserbrücken in satter dunkelroter Tönung, auf denen Flecken nur sehr

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