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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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und Todesfurcht.
    Ein solcher Augenblick war es für Sybil gewesen, als ihr aus der Dachluke Tom Cawlers Gesicht entgegenstarrte, während in ihrem Rücken das Keuchen und Wüten des Unbekannten ertönte, der mit Riesenfäusten die Tür zu zerhacken drohte.
    Das Gesicht verschwand einen Augenblick. Die Tür erbebte und knarrte in den Angeln. Von oben her drang ein quietschendes Geräusch. Das Gitter drehte sich in seinen Scharnieren. Das Fenster, das Sybil vorhin nur zugedrückt hatte, flog auf. Eine Hand streckte sich zu ihr nieder. Noch einen Blick warf Sybil auf die Tür. Da sah sie die Füllung bersten und in der klaffenden Öffnung eine riesige, blutbesudelte Faust. Ohne sich zu besinnen, sprang sie auf den Stuhl und ergriff die Hand, von der sie aufwärts gezogen wurde.
    »Halten Sie sich fest, mir geht die Luft aus!« keuchte Cawler unter bedrängten Atemstößen.
    Sie umklammerte den schartigen Rand der Dachluke. Da sah ihr abwärtsgerichteter Blick, wie sich die Tür unter gewaltigem Krachen nach innen bog und der Waschständer auf die Diele stürzte.
    »Hinauf! Hinauf! Sonst ist es zu spät!« brüllte der Chauffeur. Auf den Knien liegend bückte er sich nieder, packte sie unter beiden Armen und riß sie zu sich empor.
    Sie befand sich auf einer schmalen Dachrinne. Eine Laterne, in der eine Kerze brannte, spendete trübes Licht. Cawler hielt sie in die Höhe und beleuchtete eine Leiter, die mit ihrer obersten Sprosse über die Brustwehr hinausragte. Ohne daß Cawler sie darum zu bitten brauchte, erstieg Sybil die Leiter und kletterte gewandt, wie sie es oft genug als Kind getan hatte, blitzschnell zu Boden. Cawler folgte unmittelbar in gleicher Weise. Die Laterne hatte er auf der Brustwehr zurücklassen müssen.
    Er warf einen forschenden Blick auf das Dach. Der Mond hatte sich gerade hinter einer Wolke versteckt, aber der Lichtreflex des Himmels war stark genug, um die Silhouette eines riesenhaften Menschen nachzuzeichnen, der auf dem Dach kauerte und gerade in diesem Augenblick nach den Leiterstützen griff. Es war zu spät, sie herabzureißen. Es blieb nichts als kopflose Flucht.
    Cawler packte das Mädchen am Arm. Sie eilten durch den Gemüsegarten und sprangen über den Graben. Kein anderes Licht leuchtete ihnen als die matten Strahlen des Mondes.
    »Zu dumm, daß wir nicht in die Garage können, aber wir würden diesem unheimlichen Goliath nur in die Arme laufen! Kommen Sie, ich weiß ein Versteck!«
    Vor ihnen lag ein Feld mit Winterroggen, der schon ziemlich hoch im Halm stand. Sie arbeiteten sich mühsam hindurch und gelangten endlich zu einer Pforte, die nur eingeklinkt war. Vom atemlosen Lauf benommen, schauten sie noch einmal zurück. Der gefürchtete Verfolger war nirgendwo zu sehen, und es wurde ihnen leichter zumute.
    Sie befanden sich jetzt auf einer Landstraße, die an einer hohen Mauer entlangführte.
    »Selford Park«, sagte Cawler kurz und deutete auf die Mauer.
    Sybil sah ihn erschrocken an.
    »Selford Park?«
    Ein deutlicher Schauder klang in ihrer Stimme. Sie hatte keine Ahnung gehabt, daß Codys Besitzung so unmittelbar an das Gelände des Herrenhauses stieß. Von allen Seiten kreiste sie das grausige Geheimnis ein, das auf unerklärliche Weise von Selford ausging.
    »Weiter unten weiß ich eine Bresche in der Mauer, die sonst niemand kennt. Dort schlüpfen wir durch und führen ihn in die Irre. Wir müssen vor allen Dingen verhindern, daß er unserer Fährte folgt; sonst sind wir verloren.«
    »Wer ist er denn? Warum verfolgt er uns? Wer hat so gräßlich geschrien? Es klang, als ob einer ermordet würde!«
    »Ich hörte die Schreie auch«, sagte Cawler leise. »Ich fürchtete schon, der Alte ließe Sie umbringen. Ich hatte ihn Ihretwegen am Nachmittag sehr nachdrücklich gewarnt. Als Sie am Abend verschwanden, behauptete er, Sie seien nach Selford gegangen, aber ich glaubte es ihm nicht. Ich sagte ihm auf den Kopf zu, daß er Sie gefangenhalte. Er zeigte mir alle Räume bis auf die drei Mansardenzimmer. Ich fragte auch nicht danach, denn ich hatte mir vorgenommen, meine Feststellungen auf eigene Faust zu machen. Ich ging im Garten auf und ab und spähte nach einem Licht. Ich wollte nichts unternehmen, bevor die beiden Alten zur Ruhe gegangen waren. Da hörte ich plötzlich einen wüsten Lärm und langanhaltende Schreie. Ich lief nach der Leiter und stellte sie ans Dach. Meine Ahnung hatte mich nicht betrogen. Der alte Fuchs hatte Sie in die Mansarde gesperrt.«
    Sie gingen eine

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