041 - Um Mitternacht im Leichenhaus
und
strengte sich verzweifelt an herauszufinden, wie sie hergekommen war. Aber da
klaffte eine riesige Lücke in ihrem Gedächtnis.
»Du hast den Chevrolet noch in die Garage gefahren. Ich war in meinem
Arbeitszimmer und hörte dich die Treppe heraufkommen. Du hast geweint, und ich
glaube, du hast sogar einmal meinen Namen gerufen .«
Judy Bartmore schluckte. »Ich weiß nichts mehr
davon, rein gar nichts mehr !«
»Vielleicht ist es gut so, Darling. Ich wollte eigentlich nicht mehr über
diese Dinge sprechen .«
»Das wäre falsch, Ernest, das wäre grundfalsch! Ich muss wissen, wo ich
stehe, ich muss Gewissheit über meine Verfassung haben ... ich muss dich etwas
fragen, Ernest .«
Er lächelte matt, sah übernächtigt und angegriffen aus. Seine Gesichtshaut
war fahl. Er machte sich Sorgen um sie.
»Du liebst mich, Ernest, nicht wahr ?«
»Wie kannst du so etwas fragen, Darling ?« Er
schloss sie in seine Arme.
»Ich weiß, es ist dumm von mir. Aber das, was geschehen ist – oder was
vielleicht nicht geschehen ist – ich muss wissen, wie du dazu stehst !«
»Ich werde für einen guten Detektiv sorgen, Liebes. Jemand erlaubt sich
einen makaberen Scherz mit dir und will dich zugrunde
richten .«
Die Schauspielerin biss sich auf die Lippen, ihre Mundwinkel zuckten. »Es
könnte auch anders sein, Ernest«, flüsterte sie. Mit einer fahrigen Bewegung
strich sie über ihre feuchte Stirn, auf der sich wieder kalter Schweiß bildete.
»Nicht daran denken .« Der Regisseur sprach
beruhigend auf sie ein, denn er wusste, was seine Frau sagen wollte.
»Aber ich muss daran denken –
dauernd, ständig. Es ist wie ein Zwang. Könnte es nicht auch das sein, Ernest ?« Er schüttelte den Kopf. »Dr. Fermon hat damals gesagt, dass du wieder vollkommen in Ordnung bist. Diese Dinge
damals und jetzt ...«
Sie ließ ihn nicht aussprechen. »Könnten im Zusammenhang stehen, Ernest.
Ich sehe und höre Dinge, die ich nicht beweisen kann, die nur ich erlebt zu
haben glaube. Diese Jagd auf mich, die Anrufe, die ...«
Da klingelte das Telefon. Judy zuckte zusammen. Ernest Bartmore hob den Hörer ab und meldete sich. »Hallo, Ed! Danke, sie ist gut nach Hause
gekommen. Du erwartest sie? Die Proben haben bereits begonnen ?« Ernest Bartmore blickte seine Frau an und verzog
seinen Mund zu einem Lächeln. »Warum sie noch nicht da ist? Lieber Ed, ich habe
letzte Nacht eine wichtige Besprechung zu Ende gebracht. Ich fürchte, Judy und
ich haben noch zu lange beisammen gesessen und geplaudert – und Champagner
getrunken. Da ist es später geworden, als es ursprünglich werden sollte. Heute
Morgen haben wir beide verschlafen. Ich müsste auch längst aus dem Haus sein.
Ich wundere mich, dass mein Partner noch nicht angerufen hat .«
Judy Bartmore beugte sich herab, legte ihr Ohr an
die Muschel und konnte so gut die Stimme Ed Sullivans hören.
»Ich habe Verständnis für euch beide. Ich weiß, dass ihr euch noch immer
benehmt wie Turteltauben, Ernest !«
Judy zwinkerte ihrem Mann zu und nahm den Hörer an sich. »Hallo, Ed« sagte
sie fröhlich.
»Hallo, altes Mädchen. Ich habe gerade zu Ernest gesagt, dass ...«
»Ich habe mitgehört ...«
»Wann sehen wir uns, Judy? Ich habe Verständnis für euch beide, aber wenn
die Arbeit ständig drunter leidet, dann wird es langsam teuer .«
»Ich bin zur Mittagszeit in Salisbury. Ed, ich verspreche es dir. Und ich
werde die nächsten beiden Tage Quartier im City-Palace beziehen, um jede Minute für die Proben zu haben .« Sie verabschiedete sich und legte auf. »Was hat er alles erzählt ?« , wollte sie von ihrem Mann wissen, während sie aus dem
Bett stieg und ins Bad ging.
»Nichts. Es ging nur um deine Anwesenheit bei der Probe. Ich leitete
bereits eine Ausrede ein, denn ich wollte nicht, dass du in diesem Zustand ...«
Er unterbrach sich sofort, als sie auf der Schwelle zum Bad herumwirbelte. »Ich
meine, ich wollte, dass du dich ausruhst. Mit Dr. Fermon werde ich sprechen, damit auf dem schnellsten Wege etwas geschieht, falls hier
irgendwelche Anzeichen sein sollten .«
»Vorhin hast du noch anders gesprochen, Ernest .«
»Ich weiß, Darling. Aber ich mache mir Sorgen .« Unten schlug eine Tür zu. Es war entweder das Hausmädchen oder Karen, die ihr
Zimmer verließ.
»Ich will dir helfen, Judy. Aber ich bin völlig verwirrt. Ich weiß nicht,
wo ich anfangen soll. Wenn Dr. Fermons Untersuchungsergebnis negativ ist, dann wissen wir, woran wir sind. Dann werde
ich alles
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