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041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

Titel: 041 - Um Mitternacht im Leichenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Kombiwagen aufmerksam, der sich in dem Augenblick von der Straßenecke
löste, als sie die Treppen zum Empfang hochlief. Sie hatte das Fahrzeug – es
war der Wagen eines Bestattungsunternehmens – bereits bemerkt, als die Busse
zum Hotel eingebogen waren. Es hatte so ausgesehen, als ob die Männer des
Institutes im Eckhaus eine Leiche abholten. Im Schritttempo näherte sich das
schwarze Fahrzeug den Bussen. Auf beiden Türen und auf der Hecktür waren große,
stilisierte Kreuze auflackiert . Darunter stand: Hopkins Brothers Bestattungsunternehmen .
    Ein Mann in schwarzer Kleidung steuerte den Wagen. Miriam sah ihn kaum
hinter den angelaufenen Fenstern.
    Sie wandte den Blick, um einem Kollegen zuzulächeln, der vorbeigegangen und
ihr ein scherzhaftes Wort zugeworfen hatte. Dann sah sie wieder auf die Straße.
    War da eine Bewegung hinter dem dunklen Glas der Hecktür?
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, die Umrisse eines hellen,
neugierigen Gesichtes zu erkennen.
    Aber konnte es möglich sein, dass sich ein Mensch in den rückwärtigen Teil
setzte, in dem normalerweise der Sarg untergebracht war?
    Der Wagen des Bestatters fuhr vorüber, langsam und mit einer gewissen
Würde.
    Miriam Brent ging achselzuckend durch die breite Glastür. Offenbar habe ich
mich getäuscht, dachte sie und vergaß die Episode.
    Larry Brents Schwester kleidete sich aus und legte sich ins Bett. Zwei,
drei Stunden Schlaf würden ihr guttun. Ihre Zimmergenossin Jennifer zog die
Vorhänge vor und wollte sich ebenfalls hinlegen, als es leise klopfte.
    Miriam und Jennifer sahen sich an.
    »Ob es schon losgeht ?« , meinte Miriams Freundin.
»George hat versprochen, uns mindestens bis zum Mittagessen in Ruhe zu lassen.
Hoffentlich hat er es sich nicht anders überlegt .«
    George war ihr Regisseur, der eines der Stücke mit ihnen einstudiert hatte.
Ein Mann mit brillanten Ideen und ständig neuen Einfällen. »Ja, einen
Augenblick bitte«, rief Jennifer und näherte sich der Tür. »Wer ist da ?«
    »Der Zimmerkellner! Ich habe eine Nachricht für Miss Brent .«
    Jennifer öffnete die Tür. Ihr Arm berührte das silberne Tablett, das der
Kellner diskret zur Tür hereinschob. Darauf lag ein Brief. »Vielen Dank!«
Nachdem sie die Tür wieder geschlossen hatte, reichte sie der Freundin das
verschlossene Briefkuvert. Es trug keinen Absender.
    Jennifer setzte sich und schlug die Beine übereinander. »Sicher die erste
Nachricht von einem Verehrer. Dabei bist du noch keine Stunde in Salisbury !«
    Miriam Brent riss den Brief auf und nahm den gefalteten Bogen heraus.
    »Na, was schreibt er? Eine Liebeserklärung? Ein Heiratsantrag? Sag schon
...« Jennifer verstummte, als sie das nachdenkliche Gesicht der Freundin sah.
    »Das kann nur ein Scherz sein !« Miriam ließ den
Bogen sinken. In der Nachricht hieß es: Ich
muss Sie dringend sprechen, Miss Brent. Bitte rufen Sie die Nummer 92 16 58 an.
Henry Olander
    »Was hat das zu bedeuten ?« , fragte Jennifer
heiser, denn sie wusste von dem Unfall des bekannten Komponisten. Sie drehte
den Brief zwischen den Händen, als suche sie etwas Bestimmtes. Miriam verstand
die Geste.
    »Es gibt kein Datum, auch über dem Text nicht«, bemerkte sie. »Du glaubst,
dass der Brief vor seinem Tod geschrieben wurde, nicht wahr? Aber das wäre
unmöglich. Dem Text nach zu urteilen sieht es so aus, als ob er meine Ankunft
erwartet hat. Aber warum zerbrechen wir uns den Kopf ?« Sie schob die Decke beiseite, erhob sich und kleidete sich rasch an. »Durch den
Telefonanruf werde ich zumindest erfahren, warum er mich zu sprechen wünscht .«
    »Deine Ruhe möchte ich manchmal haben. Du benimmst dich, als wäre das, was
gerade passiert, nicht der Rede wert .«
    Miriam lächelte, aber es wirkte nicht überzeugend. »Ich bin nicht so ruhig,
wie es den Anschein hat, Jennifer. Doch ich versuche, die Situation zunächst
einmal hinzunehmen. In spätestens fünf Minuten weiß ich mehr. Ich hoffe es
jedenfalls, denn ich will endlich wissen, was es mit diesem mysteriösen Brief
wirklich auf sich hat, den mir ein Toter geschrieben hat !«
     
    ●
     
    Miriam Brent rief vom Hotel aus an.
    Ihr kam das Ganze wie ein übler Scherz vor. Henry Olander hatte mit ihr Kontakt aufgenommen – derselbe Henry, der vor einem Tag begraben
worden war ...
    »Hopkins Brothers, Beerdigungsinstitut. Guten Tag«, meldete sich eine
Stimme nach dem Freizeichen.
    Miriam fuhr zusammen. Sekundenlang war sie unfähig, auch nur ein Wort über
die Lippen

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