0410 - Blonder Köder für den G-man
Ellen?«, fragte Cynthia Shavers erstaunt.
»Ich habe sie heute Morgen kennengelernt.«
»Die arme Ellen!«, seufzte Cynthia Shavers und blickte an mir vorbei aus dem Fenster. »Sie ist so bemüht, so ehrgeizig, aber ihr fehlt es an Talent.«
»Weiß sie das?«
»Bennet hat es ihr oft genug gesagt.«
»Kann er ihr keine Rollen verschaffen? Ich denke, sie ist mit ihm befreundet?«
»Stimmt, aber in künstlerischen Fragen macht Bennet keine Konzessionen. Die arme Ellen kann alles von ihm haben, nur keine Rolle in einem von ihm inszenierten Stück.«
»Nimmt sie das so einfach hin?«'
»Ihr bleibt nichts anderes übrig. Sie darf nicht mal dagegen aufbegehren, aus Furcht, von Bennet ganz fallen gelassen zu werden.« Sie blickte mich an. »Bei welcher Gelegenheit haben Sie Ellen kennengelernt?«, schloss sie.
»Das ist eine seltsame Geschichte«, sagte ich. »Ellen liegt im Krankenhaus.«
»Im Hospital? Genau wie ich?«, fragte Cynthia Shavers verblüfft.
Ich nickte. »Auf sie wurde ein Mordversuch unternommen.«
»Nein!«, flüsterte Cynthia Shavers, deren Augen sich erschreckt weiteten. »Nein!«
»Wer kann es getan haben?«, fragte ich. »Sie war bereit, mich zu Ernie Goddard zu bringen.«
»Aber den gibt es doch nur im Stück!«
»Sie hielt mich für einen Gangster -für einen Killer«, erklärte ich. »Für den Killer war ein Mann namens Ernie Goddard offensichtlich real, und Ellen Goodwin wusste das.«
»Wollen Sie damit andeuten, dass Ellen mit Leuten aus der Unterwelt Umgang pflegt?«
»Daran gibt es kaum noch einen Zweifel.«
»Nein, das kann nicht stimmen!«
»Würden Sie die Hand für Ellen Goodwin ins Feuer legen?«
Cynthia Shavers zögerte mit der Antwort. »Das kann doch niemand. Wer kennt schon seinen Nächsten?«, meinte sie ausweichend.
»Ich sollte von einem Gangster getötet werden«, sagte ich. »Aber es kam nicht dazu. Ellen Goodwin kreuzte in einem Moment auf, wo sie durch den Augenschein zu der Überzeugung gelangen musste, dass ich der Gangster sei. Sie händigte mir fünftausend Dollar aus - den Restbetrag des Kopfgeldes, das der Gangster für den beabsichtigten Mord erhalten sollte.«
»Das klingt reichlich unglaubhaft.«
»Hat Mister Hogan Sie schon besucht?«, fragte ich.
Der plötzliche Themawechsel verwirrte das Mädchen. »Eimer? Nein. Ich habe ihn wiederholt im Büro anzurufen versucht, aber er war nicht da. Auch zu Hause meldete er sich nicht.«
»Ich traf ihn in Ihrer Wohnung. Er wartete dort auf Sie - behauptete er.«
»Eimer? In meiner Wohnung?«, staunte sie.
»Ja, er hat doch einen Schlüssel dazu von Ihnen, wie er mir erklärte.«
In die Wangen des Mädchens stieg eine leichte Röte. »Das hatte ich ganz vergessen«, murmelte sie.
***
Es war klar, dass sie log, um Hogan zu decken. Ich sagte es ihr auf den Kopf zu. Die Röte auf Cynthia Shavers Wangen verstärkte sich. »Er ist hinter Ellen her«, sagte sie plötzlich. »Ich wette, sie hat ihm den Schlüssel gegeben.«
»Ellen Goodwins Zimmer ist durchwühlt worden. Den Zimmerschlüssel fand ich in Elmer Hogans Tasche. Es ist also anzunehmen, dass es Hogan war, der sich in dem Zimmer umgesehen hat. Was kann er gesucht haben?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht!«, sagte das Mädchen mit starrem Blick. Ihre Hände verkrampften sich in die Bettdecke. Die Knöchel traten weiß und spitz hervor.
»Was ist los mit den beiden?«, wollte ich wissen.
»Ich ahne seit Langem, dass er in sie verliebt ist, aber er hat es immer abgestritten«, sagte das Mädchen mit einer wie gehetzt klingenden Stimme. »Und Ellen? Die hatte für meine Fragen immer nur ein spöttisches Lachen übrig.«
»Und Hogan?«
»Eimer? Mit dem bin ich fertig«, stieß Cynthia Shavers hitzig hervor.
»Wollen Sie ihm nicht Gelegenheit geben, sich zu rechtfertigen?«, fragte ich.
»Diese Möglichkeit soll er haben. Ich bin gespannt, wie er versuchen wird, sich aus der Affäre zu ziehen!« Sie schloss die Augen und lehnte sich zurück. »Und ich dachte immer, Ellen sei nur an Bennet interessiert.«
»Ist sie Carters Geliebte?«
»Ja.«
»Halten Sie es für denkbar, dass Carter ein Verbrecher ist?«
Cynthia Shavers öffnete die Augen und blickte mich an. »Bennet ein Verbrecher?«, fragte sie langsam. »Er würde, glaube ich, um des Theaters willen einen Mord begehen. Er ist ein Fanatiker. Aber das stempelt ihn nicht zum Verbrecher. Nein, ich halte es für ausgeschlossen, dass er ein Verbrecher ist. Ich weiß, was Sie
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