Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0410 - Blonder Köder für den G-man

0410 - Blonder Köder für den G-man

Titel: 0410 - Blonder Köder für den G-man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
unbestrittenen Talent, andere Menschen mitzureißen.
    Immerhin: Die Frage, woher das Geld für die Produktion kam, war interessant. Ich musste ihr nachgehen.
    Minuten später stand ich im Vorzimmer des Direktors. Eine ältliche, nervös aussehende Blondine, die eine randlose Brille trug und wie wild auf 30 ihrer Schreibmaschine herumhämmerte, wies nur auf die ledergepolsterte Tür, die zum Privatbüro führte. Ich nickte und öffnete die Tür.
    »Entweder Sie spuren, oder ich bringe Sie um!«, stieß ein Mann hervor, der am Schreibtisch des Direktors stand und mir den Rücken zuwandte.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    Der Mann, der die merkwürdigen Worte geäußert hatte, schnellte herum. Er starrte mich an.
    Carter stand hinter dem Schreibtisch, ein schlanker, eleganter Mann in einem taubengrauen, englisch geschnittenen Anzug. Er entblößte seine Reklamezähne und sagte: »Es ist gut, Jack. Ich glaube, so können wir den Satz bringen. Er hat genau die richtige Tonlage. Gehen Sie und schicken Sie Ann herein.«
    Der Mann, zu dem er gesprochen hatte, starrte mir noch immer in die Augen. Er war etwa fünfunddreißig Jahre alt und trug zu Bluejeans einen Lumberjack aus schwarzem Leder. Ein rotes, am Hals offen stehendes Hemd bildete einen heftigen Kontrast zu der Kleidung und zur Blässe des hageren, hohläugigen Gesichtes.
    Er gab sich einen Ruck und marschierte an mir vorbei aus dem Büro, ohne ein Wort zu äußern.
    »Bitte?«, fragte Carter und wies auf den Armlehnstuhl vor seinem Schreibtisch. »Wollen Sie nicht Platz nehmen? Ich weiß nicht, was Sie wünschen, aber was immer es auch sei: Bitte fassen Sie sich kurz! Ich muss eine wichtige Nebenrolle umbesetzen und zu diesem Zweck noch allerlei Regieanweisungen erteilen.«
    »Mein Name ist Jerry Cotton«, sagte ich.
    »Presse?«
    »FBI.«
    »Oh«, sagte er gedehnt. »Was verschafft mir die Ehre?«
    »Wer war der junge Mann, der soeben damit drohte, Sie umzubringen?«
    Carter lachte. »Gaillard, einer meiner jungen Schauspieler. Wir haben eine kleine Textänderung besprochen, und er hat mir demonstriert, wie er den Satz bringen möchte.«
    »Sie sind bereits von dem Unfall in Kenntnis gesetzt worden, der Cynthia Shavers betroffen hat?«
    »Sie hat mich vor einer halben Stunde angerufen und ja, sie hat sogar Ihren Besuch angekündigt!« Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Wie konnte ich das nur vergessen? Aber ich war so aufgeregt, als sie mir erklärte, dass auch die arme Ellen…, nein, es ist schrecklich, einfach schrecklich! Sie kommen doch sicherlich wegen dieser Geschichte?«
    »Ja, ich komme wegen dieser Geschichte«, sagte ich ruhig und nahm Platz. Auch Carter setzte sich. Er hatte ein schmales, rassiges Gesicht mit dunklen Augen, sie waren wie schwarze, gewölbte Glasdeckel. Sein Lächeln war breit und gewinnend. Ich konnte mir leicht vorstellen, dass er keine Mühe hatte, damit Freunde und Sympathien zu gewinnen.
    Alles an ihm strahlte Vitalität und Leben aus, aber auch eine künstlerische Sensibilität, die nicht frei von Tücken und Fallen war. Er war ohne Zweifel eine vielschichtige, interessante Persönlichkeit. Niemand wusste das besser als er. Er konnte sich gut verkaufen.
    »Ellen!«, sagte er kopfschüttelnd. »Sie ist mein Sorgenkind. Wie kann man nur so atemberaubend gut aussehen und nicht mehr Talent haben als ein leerer Papierkorb?« Er lächelte. »Ich beziehe mich natürlich auf das Talent zum Schauspielern…«
    »Wo waren Sie heute Morgen, Mister Carter?«, fragte ich.
    »Im Bett. Ich bin ein Langschläfer.«
    »Sie wohnen im Carltonl«
    »Donnerwetter, Sie sind gut informiert.«
    »Wann haben Sie das Hotel verlassen?«
    »Das war gegen halb zwölf, glaube ich.«
    »Nicht früher?«
    »Nicht früher«, sagte er bestimmt.
    Ich erhob mich. Er stand ebenfalls auf, plötzlich verblüfft, wie mir schien. »Das ist schon alles?«
    »Ja, das ist alles«, sagte ich. »Auf Wiedersehen, Mister Carter!«
    Er brachte mich zur Tür. »Sie müssen sich unbedingt das Stück ansehen«, meinte er. »Ich halte die Inszenierung in aller Bescheidenheit für einen großen Erfolg.«
    »Vielleicht komme ich noch heute Abend dazu«, sagte ich. »Oder sind Sie ausverkauft?«
    »Ja, wir sind ausverkauft, leider. Aber wenn Sie wollen, kann ich Ihnen für morgen eine Karte zurücklegen lassen.«
    »Ich weiß noch nicht, ob es bei mir klappen wird. Ich rufe Sie an«, sagte ich. Er öffnete mir die Tür. »Nur noch eine Frage«, sagte ich. »Wer ist Ihr

Weitere Kostenlose Bücher