0410 - Das Geheimnis von Olymp
wortkarg und selbstbewusst, und sämtliche Berechnungen der Schiffspositronik durchliefen ihre Finger. Eine ihrer Stärken war die Kochkunst; einundfünfzig Leute wollten versorgt sein, und eine vollrobotische Küche stellte nicht der Weisheit letzten Schluss dar.
Cascal lächelte zurückhaltend, dann sagte er halblaut: „Ich habe nachgedacht. Wir werden es schaffen."
„Hoffentlich!" meinte Hypern skeptisch.
*
Sie waren vollzählig.
Fünf Mädchen und sechsundvierzig Männer warteten in einem der Räume mit den Glaswänden, die sich am Rand eines der nördlich des Transmitters gelegenen Raumhäfen befanden. Zwischen den Sesseln stand ein vier Quadratmeter großer Visiphonschirm, in dessen Bild eine Zeituhr eingeblendet war. Jetzt war es neun Uhr dreißig.
Cascal rauchte nervös und bewegte unruhig die Zehen, aber er lag anscheinend völlig entspannt in einem der Sessel. In einer Lagerhalle unterhalb dieses Glasraumes standen die Kisten und die Behälter mit dem persönlichen Eigentum der Besatzung, und vor dem kleinen Saal wartete ein großer Gleiter, der zur Personenbeförderung diente.
„He, Cascal, wo ist dein Zauberschiff?" rief einer der Männer.
Joak winkte ab und gab zurück: „Warte nur, mein Freund. Du wirst verblüfft sein, wenn es aus dem Transmitter kommt."
Gelächter.
Ein anderer fragte: „Wie viel Jahrhunderte alt ist eigentlich die prunkvolle Neuerwerbung?"
Hypern knurrte: „Hoffentlich haben wir genügend Nieten und Klebstoff an Bord, um das Ding zusammenzuhalten!"
Das Bild auf dem Visiphonschirm zeigte den Ausgang des Transmitters.
Caresca, die eine reichlich phantasievolle Raumfahreruniform trug, beugte sich hinüber zu Dagmar.
„Sieh dich einmal um", flüsterte sie. „Insgesamt fünfzig Menschen blicken den Schirm mit ausgesprochen schizoiden Gefühlen an. Sie glauben einerseits nicht, was ihnen Cascal versprochen hat - andererseits hoffen sie, dass er recht hat, mit dem, was er sagte."
Dagmar lächelte; ihre mandelförmigen Augen zogen sich zusammen.
„Du hast recht, Carry. In einigen Minuten werden wir es sehen."
Hypern fragte Cascal so leise, dass es nicht einmal der Nebenmann hörte: „Wie groß ist der Schrott eigentlich, der dort erscheinen soll. Diese ... OVERLUCK?"
Joak sah ihn an, hob beide Hände hoch und zeigte acht Finger.
„Achthundert Meter?"
„Nein", sagte Cascal leise. „Achtzig."
„Achtzig Meter für 398 Millionen Solar ... knapp fünf Millionen pro Meter Durchmesser. Dafür sollten wir sogar Heißwasser bekommen", stellte Dyroff Hypern fest. „Sind auch die Griffe der Schleusen schön vergoldet?"
Cascal nickte.
„Noch zehn Minuten", sagte er unruhig. Neben ihm grinste Borges Couter, dessen Spezialität die Feststellung von Bodenschätzen unter Wasser war.
Langsam und für Cascal ausgesprochen unangenehm vergingen die zehn Minuten.
Dann ...
„Das darf nicht wahr sein!" stöhnte jemand.
Zwischen den Transmittersäulen schoss ein silbern glänzendes, funkelndes Schiff hervor, bewegte sich auf dem Schirm von links nach rechts und raste auf die Kamera zu. Man sah deutlich den Schriftzug über dem Ringwulst: OVERLUCK. Es war ein hochmodernes Schiff mit achtzig Metern Durchmesser, dessen Landestützen ausgefahren waren. Es schwebte ferngesteuert auf die Kamera zu, an ihr vorbei, dann vollführte der Linsensatz einen Schwenk und zeigte das Schiff, das immer kleiner wurde und sich dann in der Nähe des Hafenrandes senkte. Die Linsen des Visiphons standen neben dem Transmitter. Durch das Glas der Wand konnten die einundfünfzig Besatzungsmitglieder erkennen, dass die OVERLUCK sich in etwa dreihundert Meter von ihnen selbst entfernt senkte, eine tadellose Landung durchführte und schließlich ferngesteuert die Bodenschleuse öffnete und die Rampe ausfuhr.
„Hatte ich zuviel versprochen?" erkundigte sich Cascal und kämpfte mit dem Impuls, sich Schweiß von der Stirn zu wischen.
Hypern versicherte grimmig: „Eines Tages werde ich herausfinden, wie du diesen Schwindel inszeniert hast! Jedenfalls ist das Schiff neu und sieht von hier tadellos aus."
Cascal stand auf und deutete zum Ausgang.
„Von innen wird es noch viel tadelloser aussehen!"
Die einundfünfzig Prospektoren, ein buntes Gemisch von äußerst, ungewöhnlicher Kleidung, effektvollen Bärten und merkwürdigen Kopfbedeckungen aller Arten und Modeströmungen, einem halben Hundert verschiedener Planeten entstammend, bewegten sich zum Ausgang und bestiegen den Gleiter. Er
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