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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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weißhaarige Alte, mit dem Bronzedolch in der Hand.
    Es war wie Minuten vorher, nur daß diesmal von außerhalb des Kreises der Kahlköpfige zuschaute, der höher als vorher schwebte und über die Köpfe der Barbaren hinweg blickte.
    Wieder rissen Trommel und Gesang ab.
    Und wieder warf sich der Opferpriester mit dem Dolch auf Eilert…
    ***
    »Sie haben mich neugierig gemacht«, gestand Anke Grieshuber. Sie sprach leise. »Ich will mit Ihnen reden. Glauben Sie diese verrückte Geschichte wirklich?«
    Nicole nickte.
    »Sonst wären wir nicht hier«, sagte sie.
    »Aber welches Interesse haben Sie? Wer sind Sie wirklich? Haben Sie eine Möglichkeit, etwas zu unternehmen? Was wissen Sie?«
    »Zu wenig. Deshalb sind wir zu Fränkle und zu Ihnen gekommen«, sagte Zamorra. »Wenn Sie uns helfen, können wir vielleicht helfen. Sind Sie dazu bereit?«
    »Ich will’s versuchen. Sehen Sie, ich kann es niemandem verübeln, wenn er mir nicht glaubt. Ich habe ja selbst Schwierigkeiten, mir das alles vorzustellen. Ich… ich weiß nicht mehr, was hier richtig und was falsch ist, ob ich das alles nur geträumt habe…«
    »Haben Sie Zeit, Anke?« fragte Nicole.
    »Ja. Natürlich, was sonst? Ich wäre nicht gekommen. Aber es gibt ja nichts mehr zu tun. Was Karl über den Papierkram redet… soll er allein machen.«
    »Gut. Fahren Sie mit uns zur Ausgrabungsstelle? Zeigen Sie uns, was wir sehen wollen? Werden Sie uns Ihr Erlebnis noch einmal erzählen? Ich weiß, es muß ein furchtbarer Schock gewesen sein. Aber, es ist wichtig. Denken Sie daran, daß wir keine Polizisten und keine Reporter sind. Wir haben vielleicht bessere Möglichkeiten, weil wir von anderen Voraussetzungen ausgehen als Behörden und Pressestellen.«
    »Was heißt das? Was für Möglichkeiten und Voraussetzungen sind das?«
    »Sie werden es erfahren«, sagte Nicole. »Helfen Sie uns?«
    Anke Grieshuber zögerte. Sie sah Nicole und Zamorra nacheinander an. Dann nickte sie.
    »Wenn es eine Möglichkeit gibt, etwas zu tun, damit Doktor Eilert wieder auftaucht, will ich sie ergreifen. Am besten fahren Sie hinter mir her.«
    Sie ging weiter zu einem roten Renault 4, der etwa in Parkplatzmitte in der glühenden Sonne stand, und stieg ein. Zamorra und Nicole nickten sich zu.
    »Versuchen wir’s mit dem Mädel. Ich bin gespannt darauf, was dabei herauskommt.«
    Nicole nickte nur.
    Als sie den Parkplatz verließen, stand Karl Fränkle vor dem Gästehaus und sah ihnen düster nach.
    ***
    Der weißhaarige Priester, der seinen Namen vor ungezählten Sommern abgelegt hatte, um Göttersprecher zu werden, erhob sich wieder. Er reckte die Arme zum klaren blauen Himmel empor. In einer Hand hielt er den Bronzedolch, in der anderen den abgetrennten Kopf seines Opfers. Er bemühte sich, die Zeichen seiner Anstrengung zu unterdrücken. Er war ein alter Mann und besaß nicht mehr die Kraft der Jugend, aber dieses Ritual mußte er allein vollziehen. Es fiel ihm schwer, und erleichternd war nur die Tatsache, daß es sich bei dem Opfer nicht nur um einen Fremden handelte, zu dem niemand im Dorf verwandtschaftliche oder freundschaftliche Beziehungen unterhielt, sondern um einen Zauberer oder Teufel, dessen Opfertod den Regengott erst recht gewogen stimmen würde.
    Der Regengott mußte den Kopf seines Opfers unbedingt sehen. Der Göttersprecher zeichnete mit der Dolchklinge unsichtbare Linien in die Luft, um den Effekt zu verstärken, und er rief die beschwörenden Worte, die seine Vorfahren schon über viele Generationen hinweg verwendet hatten, damals, als es noch keine Bronze gab, sondern die Ritualklinge mühsam aus Stein gehauen werden mußte.
    Wieder und wieder schrie der Göttersprecher die alten Worte. Er wußte, daß es gelingen mußte. Ansonsten würde er das nächste Opfer sein. In einer Gesellschaft, in der täglich aufs Neue um das Überleben der Gemeinschaft gekämpft werden mußte, versagte man nur einmal und dann nie wieder. Das galt für Stammesführer ebenso wie für Göttersprecher.
    Doch bislang war er immer erfolgreich gewesen, und er würde es jetzt erst recht sein, da er dem Regengott einen Zauberer anzubieten hatte.
    Einen Zauberer, der Akajle zum Verschwinden gebracht hatte, als er selbst auftauchte. Ungor hatte es beobachtet, und Ungor hatte selbst unverschämtes Glück gehabt, daß er den fremden Zauberer niederschlagen und in Fesseln legen konnte, ehe der auch ihn fortzauberte in das Nichts, aus dem es keine Wiederkehr gab.
    Seltsam war, daß dieser Zauberer

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