0411 - Der Steinzeit-Magier
Saranow, aber der war stark in Forschungsaufgaben des Staates eingespannt und besaß nicht sehr viel Bewegungsfreiheit.
Und stets den KGB zu bemühen, um schnell von da nach dort zu gelangen, war auch nicht Zamorras Fall…
Er riß sich aus seinen Spekulationen. Das waren ungelegte Eier. Erst mußte Carsten Möbius diesen russischen Bären fangen und zähmen, ehe Zamorra darauf reiten konnte…
Er stieg aus. Nicole und die Studentin standen schon zwischen den Gräben. Das kurze Sommerkleid der Studentin wehte in der leichten Brise, die vom offenen See her kam. Draußen zog ein Passagierschiff seine Bahn, das im Linienverkehr die Dörfer am Seeufer anlief. Irgendwo drüben bei Meersburg war die Silhouette der Autofähre nach Konstanz zu sehen. Dazwischen die bunten Dreiecke der Segel auf den Booten, die auf dem Bodensee kreuzten. Kleine, bis zu sechs oder acht Meter lange Fahrzeuge mit und ohne Kajüten. Einige, die wenig Tiefgang hatten, kamen bis auf siebzig oder gar fünfzig Meter ans Ufer heran, das erstaunlich flach verlief. Es mußte Spaß machen, mit so einem kleinen, schnellen Segler oder einem wendigen Motorboot dort draußen zu fahren und die Sonne zu genießen, zwischendurch ein erfrischendes Bad zu nehmen…
Zamorra trat zu den beiden Mädchen.
»Hier lag der Schädel«, sagte Anke Grieshuber. »Er muß Doktor Eilert aus der Hand gefallen sein, als er verschwand. Schauen Sie – hier liegt noch sein Spatel, und dort hat er gestanden. Die Fußabdrücke im Staub…«
Zamorra nickte. Vorhin war es ihm nicht aufgefallen. Da hatte er nur auf die Stelle geachtet, die Carsten ihm gezeigt hatte und wo der Schädel sich im Boden befunden haben mußte.
»Sind Sie sicher, daß es Eilerts Abdrücke sind?« fragte Nicole. »Immerhin haben hier auch Polizisten Spuren gesucht…«
»Er trug Profilsohlen. Hier, sehen Sie die charakteristischen Eindrücke? Sie sind nicht verwischt worden. Dort unten kommt der Wind nicht richtig hin, und die Beamten waren sehr vorsichtig. Man kann noch etwas erkennen.«
»Stimmt«, sagte Nicole verblüfft.
Zamorra atmete tief durch. »Jetzt weiß ich, warum man Ausgrabungsstätten als Laie nicht betreten soll«, sagte er lächelnd. »Wo waren Sie, und wo war Herr Garling?«
»Wolfie – Wolfhart Garling; er hatte es nicht gern, wenn ich ihn Wolfie nannte. Ich sollte es mir abgewöhnen.« Sie schluckte. »Wolfhart war hier, ganz nahe an Doktor Eilert.« Sie ging hinüber zu einem anderen schmalen Graben, kaum weniger tief als jener, in dem der Grabungsleiter tätig gewesen war. »Wolfhart versuchte hier eine Erdschicht abzutragen. Ich war am anderen Ende.«
Nicole bückte sich und hob Garlings Spatel und eine Zahnbürste auf. »Wie lange benötigt man mit diesem Werkzeug eigentlich, um so eine Grube auszuheben?«
»Wir arbeiten natürlich auch mit Schaufel und Spaten«, sagte die Studentin. »Aber wenn wir auf interessante Schichten stoßen, geht es äußerst vorsichtig weiter. Manchmal ist selbst der Spatel ein zu grobes Werkzeug, dann bürsten wir die Erdschichten mit Handfegern oder gar Zahnbürsten weg – oder mit den bloßen Händen. Schließlich wollen wir ja nichts mit roher Gewalt beschädigen.«
»Würden Sie dort weitergraben, wo Doktor Eilert arbeitete?«
»Nein. Das sagte ich schon. Vielleicht können Sie Karl überreden. Der hat eine härtere Schale.«
Zamorra nickte. Er trat vorsichtig dorthin, wo Anke Grieshuber gearbeitet hatte, und sah sich um. »Ist Ihnen etwas aufgefallen?«
»Nein. Erst, als Wolfhart reagierte. Da sah ich diesen… Wilden. Wolfhart rief ihn an und rannte hinter ihm her. Sagen Sie – glauben Sie wirklich, daß der Wilde ein Bronzezeitler war?«
»Alles deutet darauf hin. Es wäre nicht das erste Mal, daß es zu Überlappungen der Zeitlinien kommt. Wir haben schon öfters mit solchen Erscheinungen zu tun gehabt.«
»Aber wie ist das möglich?«
»Es kann verschiedene Ursachen haben, und ich möchte herausfinden, was in diesem Fall dafür verantwortlich ist«, wich Zamorra aus.
»Wer sind Sie wirklich? Sie sind keine Polizei, Sie sind aber auch keine Wissenschaftler, nicht wahr?«
»Die Wissenschaft, die ich erlernt habe und zuweilen lehre, vorwiegend aber anwende, ist recht umstritten«, sagte Zamorra. »Später mehr darüber. Ich…«
»Ich soll Ihnen vertrauen«, ereiferte sich Anke. »Dann muß ich auch wissen, woran ich bin.«
»Wir sind Parapsychologen«, sagte Nicole.
»Para – aber was hat Parapsychologie hiermit zu
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