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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ausgrabungsstelle sehen lassen dürfen. Fränkle wird uns davonjagen.«
    »Er ja. Aber Anke nicht.«
    »Mademoiselle Schweigsam hat wohl genug mit sich selbst zu tun«, murrte Zamorra und schloß den Wagen auf. »Nach einem anderen Quartier werden wir uns auch umsehen müssen. Wenn wir uns hier einmieten, gibt’s noch in der ersten Nacht Krach. Dankeschön dafür.«
    »Bedank dich lieber dafür, daß wir nun wohl doch ein wenig Unterstützung bekommen«, wehrte Nicole ab.
    »Von wem?«
    »Von Anke. Dreh dich mal langsam um. Da kommt sie nämlich gerade…«
    ***
    Der weißhaarige Alte richtete sich wieder auf. Ich bin tot, dachte Eilert. Dieser verdammte Mistkerl hat mich umgebracht. Der ist irgendein heidnischer Götzenpriester, und das hier soll wohl so etwas wie ein Opferritual sein…
    Aber dann fragte er sich, wieso er erstens noch denken konnte und zweitens keinen Schmerz spürte. Er öffnete die Augen wieder und sah den Weißhaarigen und den Bronzedolch.
    Kein Blut an der Klinge!
    Der Ritualdolch hatte den Archäologen verfehlt!
    War das noch Zufall…? Oder Absicht?
    Ein schriller, durch Mark und Bein gehender Laut ertönte. Er unterschied sich von den Stimmen der wilden Barbaren. Langsam drehte Eilert den Kopf. Er erstarrte und glaubte abermals, in einem Traum gefangen zu sein, weil es das, was er sah, doch nicht geben konnte.
    Es gab keine Menschen, die schwebten!
    Der hier, kahlköpfig und mit stechenden Augen, schwebte aber rund einen Meter hoch über dem Boden. Er trug ein langes, sackleinenes Gewand und näherte sich dem weißhaarigen Opferpriester. Die anderen hatten eine Lücke im Kreis geschaffen, durch die der Kahlköpfige schwebte.
    Wie machte der das?
    »Im Traum ist das doch einfach«, flüsterte Dr. Eilert heiser. Unverwandt starrte er den Schwebenden an.
    Der erwiderte den Blick aufmerksam. Irgendwie wirkte er anders als die Wilden. Deplaziert. Er gehörte nicht hierher, war ein Fremdkörper unter den Pfahlbau-Barbaren. Wer war dieser Mann?
    »He, wer sind Sie? Können wenigstens Sie mich verstehen?« stieß Eilert hervor. »Helfen Sie mir! Binden Sie mich los! Machen Sie dieser Farce ein Ende!«
    Seine Stimme klang rauh und heiser. Er spürte fast unmenschlichen Durst; seine Zunge klebte am Gaumen und erschwerte das Sprechen, ließ es fast zum Lallen werden.
    Doch der Mann in dem fußlangen Gewand hatte ihn verstanden!
    Sein Gesicht blieb ausdruckslos, puppenhaft starr, als er antwortete. Er sprach mit einem seltsamen Akzent.
    »Ich hege nicht die Absicht!«
    »Das ist doch Wahnsinn!« keuchte Eilert. »Was soll das alles? Wer sind Sie?«
    Der Schwebende machte eine herablassende Geste.
    »Du wirst sterben. Freue dich darüber, denn es dient einem gemeinnützigen Zweck. Du wirst den Regengott besänftigen. Du bist aus der Zukunft gekommen, ja?«
    Eilert räusperte sich. »Wenn – wenn Sie das wissen, dann helfen Sie mir! Ich…«
    Gleichzeitig sprach der Weißhaarige. Der Schwebende lauschte ihm.
    »Du solltest wissen, daß ich alle Sprachen beherrsche. Eure, die eurer Nachbarn, die jenes seltsamen Wesens, das die Himmelsdämonen euch gaben, um es dem Regengott zu schenken.«
    Eilert erstarrte.
    Aus der Reaktion des Opferpriesters ersah er, daß dieser die Worte des Schwebenden genauso verstand wie er selbst – obgleich sie anscheinend nicht die gleiche Sprache benutzten! Wie war das möglich? Und… der Schwebende hatte gesagt: Du bist aus der Zukunft gekommen?
    Es war also kein Traum… es war brutale Wirklichkeit? Oder gehörte all dies zu einem makabren Schauspiel, das aus irgend welchen obskuren Gründen hier inszeniert wurde?
    Ich verliere den Verstand, ehe sie mich umbringen, dachte Eilert verzweifelt. Er versuchte erneut, sich von den Fesseln zu befreien, erfolglos wie zuvor.
    Wieder sagte der Weißhaarige etwas, und wieder antwortete der Kahlkopf. »Ich wollte ihn mir nur ansehen, solange er noch lebt. Das habe ich getan. Fahrt fort mit der Zeremonie. Der Regengott erwartet das Opfer!«
    Lautlos schwebte er zurück hinter die Reihe der Zuschauer.
    Verrückt, dachte Eilert. »Ihr seid ja alle verrückt! Ihr seid wahnsinnig!«
    Er schrie.
    Der Trommelschlag setzte wieder ein. Ebenso der monotone Gesang.
    Eilert fieberte. Er versuchte, sich über den Boden zu rollen. Aber plötzlich traf ihn eine lähmende Kraft, hielt ihn zusätzlich zu seinen Fesseln auf dem Boden fest und dirigierte ihn langsam in die Mitte der kreisförmigen Freifläche zurück. Dort stand nach wie vor der

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