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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ausrede. Wollen Sie mir nichts darüber sagen?«
    »Wollen schon. Aber ich kann es nicht. Sehen Sie, diese Silberscheibe, die Zamorra benutzt, hat er nun schon viele Jahre. Aber wir kennen immer noch weniger als ein Zehntel von dem, was sie bewirken kann. Und Merlins Zeitringe… es wäre vielleicht sehr interessant, wenn man sie nachkonstruieren könnte. Ganze Heerscharen von Historikern«, sie sah die Studentin an, »und auch Archäologen würden wahrscheinlich ein Vermögen dafür hingeben, mit diesen Ringen in die Vergangenheit zu gehen und sich dort vor Ort umzusehen – und unter Umständen umbringen zu lassen, weil sie unwissend gegen bestimmte Tabus verstoßen würden. Manchmal muß man sehr, sehr vorsichtig sein. Zu Zeiten Neros und Caligulas reichte es schon, sich dem Kaiser zu verweigern, um sofort zum Tode verurteilt und an Ort und Stelle hingerichtet zu werden – als Sklavin. Und den Sklavenkragen bekam man sehr schnell um den Hals gelegt. Vor allem, wenn man kein Römer war…«
    »Schauderhaft«, sagte Anke. »Ist das so wahr, wie Sie es erzählen? Ich habe mir da nie Gedanken drüber gemacht. Haben Sie es etwa selbst erlebt?«
    »Ich war nie Sklavin«, wich Nicole aus. »Aber manchmal fehlte nicht viel daran.«
    »Mich würde eine Reise in die Vergangenheit nicht reizen«, behauptete Anke. »Ich ziehe es vor, bei den Ausgrabungen zu träumen oder Museen zu besuchen. Wenn ich ein Fossil freilege, dann entsteht vor meinem inneren Auge eine ganze Welt, mag sie nun so gewesen sein oder nicht. Es ist mir egal. Das einzelne Stück ist das Zentrum dieser Fantasiewelt. Und ansonsten schaue ich mir in einem Museum an, was Historiker herausgefunden haben. Die Archäologie liefert nur den Grundstock. Alles weitere mag uns überraschen. Manchmal leisten natürlich auch Archäologen grundlegende Basisarbeit für die Historiker. Die hiesige Geschichte ist mehr als einmal umgeschrieben worden. Als man zwischen den beiden Weltkriegen die ersten Funde machte, hatte man von den Pfahlbauten noch ganz andere Vorstellungen als heute, einmal ganz abgesehen von den Datierungen. Damals glaubte man, die Leute hätten ihre Häuser in den See hineingebaut, um vor Feinden sicherer zu sein. Immerhin kamen die Bewohner im Zuge einer großen Völkerwanderung aus dem Balkan hierher und stießen auf relativ feste vorherrschende Kulturen von Jägern und Sammlern. Es muß zu Kriegen gekommen sein. Man hat Dörfer gefunden, die von bis zu sechs hintereinander gestaffelten Palisadenzäunen umgeben waren. Diese Wanderer, die dann einigermaßen seßhaft wurden, haben den Ackerbau mit sich gebracht. Das war natürlich eine Revolution. Die Jäger und Sammler konnten sich damit nicht mehr abfinden, an ihnen war die Zeit vorbeigelaufen.«
    Nicole nickte.
    »Da hätte ich mein Haus vielleicht auch mitten in den See gestellt.«
    »Heute wissen wir, daß es etwas anders war«, sagte die Studentin. »Es war ein anderes Klima. Es war durchgehend so heiß, wie wir es jetzt ausnahmsweise in diesem schon unnatürlich schönen Sommer erleben. Das bedeutet, daß der Wasserspiegel des Sees zwei bis drei Meter tiefer lag als heute. Können Sie sich vorstellen, wie weit das Wasser bei dieser flachen Ufergestaltung entfernt war? Dort hinten, wo die dunkle Zone beginnt, mag das Ufer gewesen sein. Die Pfahlbauten standen alle auf dem Trockenen. Vielleicht nahe am Wasser, aber nicht darin. Man hat in die Höhe gebaut, um mehr Land für den Ackerbau zur Verfügung zu haben. Damals gab es noch nicht die Erkenntnisse von heute; es wurde nicht gedüngt, es gab keine Dreifelderwirtschaft. Das Land laugte aus. Nach drei, vier Ernten war nichts mehr zu machen. Man mußte neue Felder erschließen, weiter von den Dörfern fort – und irgendwann die Dörfer aufgeben und in der Nähe der Felder neue bauen. Da war schon jeder Quadratmeter Nutzland unglaublich viel wert.«
    Nicole hob die Brauen. »So habe ich’s bisher auch noch nicht betrachtet.«
    »Fahren Sie hinüber nach Unteruhldingen in das Pfahlbau-Museum«, schlug Anke vor. »Dort wird man Ihnen noch mehr darüber erzählen, und über die Kulturen, die hier während des Wechsels vom Neolithikum zur frühen Bronzezeit lebten. Über die Bandkeramikkultur der Jungsteinzeitler, die noch mühsam mit Steinwerkzeugen arbeiteten und einfache Lehmhütten um ein Holzgerüst herum bauten, über die Nachfolger mit ihren Bronzewerkzeugen, die schon richtige Blockhütten bauten, wie sie heute noch in Kanada entstehen, die

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