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0411 - Der Steinzeit-Magier

0411 - Der Steinzeit-Magier

Titel: 0411 - Der Steinzeit-Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zögerten, konnte die Ernte endgültig verbrennen und das Dorf in eine Hungerkatastrophe während des Winters treiben. Denn der Fischfang allein war zu mühselig und ernährte das Dorf nicht. Vor allem, wenn es kalt war und das Wasser eine dicke, durchsichtige Schicht trug, auf der man gehen, aber auch böse stürzen konnte. Und – wer wollte schon tagaus, tagein während eines ganzen Winters und länger, bis zur nächsten Ernte, Fisch essen? Ein Krieg wäre die Folge gewesen, ein Krieg um Nahrung.
    Der Göttersprecher hatte einmal einen solchen Krieg erlebt. Hinterher, als die Kämpfe vorbei waren, hatte niemand mehr das Ackerland gebraucht, um das sie sich gegenseitig erschlagen hatten. Die wenigen Überlebenden konnten von der Ernte eines kleinen Gärtleins leben – die Überlebenden beider kriegführender Dörfer zusammen!
    Oft wünschte der Göttersprecher sich, er hätte statt seines hohen Ansehens mehr Macht über die Menschen im Dorf. Vielleicht auch über die der angrenzenden Dörfer. Wie leicht hätte er sie dann alle zusammenschließen können zu einer Einheit, die stärker war als andere Ansiedlungen, und die gemeinsam jedem feindlichen Angriff mühelos würde trotzen können. Aber er besaß diese Macht eben nicht, obgleich er derjenige war, der mit den Göttern reden und sie zu hilfreichen Taten zwingen konnte, so wie er jetzt den Regengott dazu gebracht hatte, zu weinen und die Erde zu benetzen.
    Vielleicht sollte er sich etwas einfallen lassen, sich die Stammesführer hörig zu machen. Aber wahrscheinlich brauchte er dazu Hilfe. Wer konnte sie ihm geben? Andere Göttersprecher bestimmt nicht. Eine Zusammenarbeit zwischen ihnen hatte es noch nie gegeben, nur Rivalität, weil jeder besser sein wollte als die anderen. Da war es unmöglich, daß einer dem anderen half.
    Doch es gab da einen, der über den Dingen schwebte – buchstäblich. Dieser eine war der Ewige.
    Vielleicht ließ er sich dazu überreden, dem alten Göttersprecher bei der Verwirklichung seiner neuen, ehrgeizigen Pläne zu helfen. Es würde ihn doch kaum Mühe kosten. Und da war noch etwas.
    Der Ewige hatte sich mit dem fremden Zauberer unterhalten können. So, wie er überhaupt jede bekannte Sprache beherrschte. Er hatte behauptet, daß der Zauberer aus der Zukunft kam. Vielleicht würde er dem Göttersprecher mehr darüber erzählen können.
    Das Problem war nur, ihn herbeizubitten. Der Ewige kam und ging, wie es ihm gefiel und ließ sich weder bitten noch befehlen.
    Und der Regen schien nicht mehr aufhören zu wollen…
    ***
    Nicole und die Studentin saßen im Schatten des Wagens nebeneinander auf dem Boden. Anke Grieshuber beobachtete Zamorra, der in stoischer Ruhe da saß und die Nachmittagshitze nicht mehr zu spüren schien. Nicole wäre am liebsten ins Wasser hinaus gelaufen, um sich zu erfrischen, aber sie ahnte, daß sie den Meister des Übersinnlichen damit gestört hätte. Normalerweise spielte es keine große Rolle; da war es bei einer Vergangenheitsschau sogar möglich, bewußt kontrolliert eine Verfolgung durchzuführen und sich mitten durch den dicksten Stadtverkehr zu wagen. Aber je weiter ein Ereignis zurücklag, um so anstrengender wurde die Beobachtung. Und hier handelte es sich immerhin schon um etwa zwei Tage. Deshalb brauchte Zamorra Ruhe und Ungestörtheit.
    Ein flaches Motorboot mit wenig Tiefgang und einer ausgelassenen Clique junger Leute dieselte relativ nahe am Ufer entlang; ein nacktes Mädchen winkte den Menschen am Ufer fröhlich zu, gab es aber wieder auf, als keine Reaktion erfolgte.
    »Wird er es schaffen?« fragte Anke Grieshuber leise. »Wenn ich es richtig verstehe, ist ein Erfolg Grundvoraussetzung dafür, unserem Doktor helfen zu können?«
    »Ja«, sagte Nicole. »Ich denke doch, daß es funktioniert. Zamorra hat schon ganz andere Sachen hinbekommen.«
    »Nicole, einer von Ihnen beiden sagte vorhin, Sie hätten schon öfters mit solchen Fällen zu tun gehabt. Was waren das für Fälle? Hatten Sie da auch Kontakt mit steinzeitlichen Menschen?«
    »Nicht direkt mit der Steinzeit. Es waren Epochen vorher und nachher. Wir haben die Saurier ebenso erlebt wie die Pharaonen und römischen Legionäre.«
    »Wie funktioniert das eigentlich?«
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Da haben Sie mich kalt erwischt, Anke. Ich kann es nicht erklären. Wir verfügen über ein paar Hilfsmittel, von denen wir selbst nicht wissen, wie sie funktionieren. Wir wissen nur, wie man sie bedient.«
    »Das klingt nach einer

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