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0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel

0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel

Titel: 0411 - Ein Gangster kauft die Todesinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Seine Brille war beschlagen, und seine Stimme überschlug sich, als er schrie: »Du Hundesohn, du willst uns wohl der Polente ausliefern, wie? Oder sollen wir hier im Sturm bleiben? Aber wir werden auspacken, so kommst du nicht davon, warte! Warte!« Er stammelte immer weiter, dann überholte ihn Gig Blackmore, dessen hervorquellende Augen weiß vor Wut waren. Hinter ihm kam Paul Mason. Der alte Kirkland, der noch immer nicht ganz verstanden hatte, rief: »Das sind immer noch meine Boote!« Aber niemand beachtete ihn. Gig Blackmore hob sein Messer, um es nach mir zu schleudern. Ich stand zwischen ihm und den Männern im Boot.
    Ich wartete nicht mehr.
    Ohne Gunters Arm loszulassen, machte ich einen großen Satz hinunter auf die unterste Sprosse. Das Motorboot drehte schon ab. Ich gab Gunter einen Stoß, er fiel über die Kante in das Boot, dann sprang ich mit letzter Anspannung hinterher.
    Es war die letzte Sekunde gewesen. Das Motorboot hatte die an die Pfeiler krachenden Brecher überwunden und gewann schnell an Fahrt. Wir waren sofort vollkommen durchnässt. Die Wellen schlugen über uns hinweg, oder das Boot schnitt mit seinem Kiel mitten hindurch.
    Gunter La Salle hatte sich an der Schulter verletzt und jammerte unentwegt leise vqr sich hin. Callahan fauchte ihn an, Carlisle sagte nichts. Er hatte mir einen erstaunten Blick zugeworfen und sich dann weiter seinem Motor zugewandt.
    George und Stimp saßen im Bug wie nasse Katzen und starrten auf die künstliche Insel zurück, die kaum noch aus den Wellenbergen hervorsah. Die Ruderboote waren bei dem Wetter wertlos, und unser Motorboot würde es auch bald sein, wenn wir nicht rechtzeitig an Land kamen. Jetzt war es so dunkel wie normalerweise am späten Abend.
    Die Wellen krachten mit ungeheurer Gewalt über das kleine Boot, und der Motor heulte jedes Mal gequält auf, wenn das Heck des kleinen Flitzers aus dem Wasser gehoben wurde. Trotzdem kamen wir ganz gut vorwärts. Die Männer auf der Insel wurden für uns immer kleiner, das Küstenwachboot tauchte nur noch von Zeit zu Zeit aus den Wellen auf, und dann war die Küste plötzlich fast greifbar nahe.
    Aber jetzt kam das schwerste Stück.
    Carlisle klammerte sich an den Steuerknüppel und kniff die Augen zusammen.
    Ich wandte mich an George und brüllte gegen den Sturm: »Es war nicht sehr nett, dass ihr mich zurücklassen wolltet!«
    An seiner Stelle antwortete Stimp: »Er hat uns keine Zeit gelassen. Tut mir leid, ehrlich, Jerry.« Ich glaubte ihm. Meine Blicke wanderten wieder zu George. Ich war verblüfft, Bedauern und Sympathie in seinem Gesicht zu erkennen: »Es wäre besser für dich gewesen, du wärst nicht nachgekommen«, sagte er, dann drehte er sich weg. Ich sah zu Callahan hinüber.
    Er hatte sich mit seinen groben Fingern eine Zigarette aus einer Chesterfield-Packung gefingert uhd rauchte in hastigen Zügen. Es war das erste Mal, dass ich Callahan rauchen sah. Seine Glatze war mit Schweiß bedeckt, und der tätowierte Anker auf seiner Stirn wirkte fast schwarz.
    Ich dachte an den Zigarettenstummel, den wir am Strandstück von Tendering gefunden hatten. Es war eine Chesterfield gewesen, haben die Laborleute festgestellt.
    Ein Schrei von Carlisle ließ uns alle herumfahren.
    Carlisle versuchte, das Boot über die hohen Küstenbrecher hinwegzubekommen, aber jedes Mal wurde es wieder zurückgeworfen.
    »Setzt euch tief auf den Boden!«, brüllte Carlisle. Wir hockten uns tief hin, und beim nächsten Mal schaffte das Boot die Brandungswoge und kam in das flachere Wasser. Carlisle wandte sich zu uns. Sein Gesicht glühte vor Anstrengung, aber seine Augen leuchteten.
    Ich war überzeugt, dass er den Plan zur voreiligen Flucht erst in dem Moment gefasst hatte, als der Sturm aufkam. Erst als das Küstenwachboot sich näherte, merkte er, dass er auf seine geplante Art und Weise nichts mehr erreichen konnte. Die Männer, die er ohne mit der Wimper zu zucken der Polizei überließ, konnten ihm vermutlich nicht schaden, da sie sein Ziel nicht kannten. Seine Chancen waren noch immer beträchtlich. Meine Chance hingegen war gesunken.
    Wir zogen das Boot auf einem verlassenen Grundstück zwischen Morgan und South Amboy an Land. Trotz der schlechten Sicht hatte Carlisle geradezu fantastisch genau gesteuert. Jetzt überließ er das Boot seinem Schicksal und hastete über den sanft ansteigenden Hügel hinauf. Dichte Büsche versperrten hier die Sicht auf die Gebäude, die dahinter lagen. Wir liefen hintereinander und

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