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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schon nicht mehr so sicher. Aber daß dieses Mädchen aus Philadelphia in die beiden Ereignisse verwickelt sein sollte, glaube ich bestimmt nicht…«
    »Du kannst sie ja fragen.«
    »Das«, grinste er, »überlasse ich lieber Zamorra selbst. Wer weiß, was alles dahinter steckt…«
    Ein weiterer Kuß sorgte dafür, daß er die nächsten Minuten ohne Entzugserscheinungen überstehen konnte. Gelassen schlenderte er hinüber zu Mostaches Gasthaus. Er warf einen Blick hinauf zum Château.
    Er sah den weißen BMW die Straße herunter kommen.
    Aha, dachte er. Anscheinend erübrigt es sich, daß ich die Amerikanerin nach oben fahre. Wenn Zamorra jetzt schon herkommt, können sie sich ja bei Mostache unterhalten…
    Trotzdem setzte er seinen Weg fort. Selbst, wenn er nicht mehr gebraucht wurde, wollte er noch in Ruhe ein Glas Wein trinken – und erfahren, was sich nun entwickelte. Immerhin besaß er eine gehörige Portion Neugierde…
    ***
    »Habe ich gerade Pascal gesehen, wie er im Gasthaus verschwand?« murmelte Zamorra, als Nicole den Wagen verlangsamte und nach einem Schattenplatz suchte, wo sie parken konnte.
    »Möglich…«
    Der BMW stand. Sie stiegen aus. »Hoffentlich heizen sich die Sachen im Kofferraum nicht zu sehr auf«, befürchtete Nicole.
    »Wir stellen sie später in der Loire kühl«, schlug Zamorra vor. Er faßte nach Nicoles Hand. Gemeinsam überquerten sie die Straße und betraten das Lokal. Zamorra in Turnschuhen, weißer Hose und offenem weißen Hemd, vor seiner Brust das silbern funkelnde Amulett, und Nicole im knapp sitzenden T-Shirt und Bikini-Höschen.
    Mostache hob die Brauen. Er stand hinter der Theke und schenkte gerade Wein in ein Glas. »Na, heute geht das Geschäft aber früh los. Hallo, Professor, hallo, Mademoiselle Nicole…«
    Pascal stand neben einem runden Tisch, an dem ein brünettes Mädchen im geblümten Kleid saß, vor sich ein halb geleertes Cognacglas.
    Das Mädchen sah zur Tür und entdeckte Zamorra.
    Die Augen verengten sich.
    Das Mädchen sprang auf. Im ersten Moment sah es nach einem Angriff aus. Aber dann stand die Fremde da, stützte sich mit einer Hand auf den Tisch und tastete mit der anderen nach Pascal, um an ihm Halt zu finden.
    »Au weia«, flüsterte Nicole.
    Mostache machte eine schnelle Handbewegung. Angetrunken, hieß das warnend. Er hob die Brauen, zuckte mit den Schultern und warf einen entsagungsvollen Blick zur Lokaldecke. Kann nichts dafür…
    Zamorra seufzte. Wenn das Sibyl Darrow war, dann hatte er sich den Ablauf der Unterhaltung etwas anders vorgestellt, als es jetzt zu erwarten war. Er war nicht daran interessiert, sich mit einer Angetrunkenen zu unterhalten – nicht jetzt. Das Mädchen wäre besser nüchtern geblieben.
    Aber hier schien ohnehin einiges nicht zu stimmen. Warum hatte sie vorhin beim Telefonat so überraschend aufgelegt?
    »Zwei – nein, drei Mineralwasser, Pierre«, verlangte Zamorra. »Und Pascals Wein auf meine Rechnung.« Er nickte dem jungen Mann zu. »Ich hab’s mir überlegt, Pascal. Du könntest vielleicht doch recht haben.«
    »Ich dachte schon, du wärst mir böse, weil ich mich so aufgedrängt habe«, sagte Pascal.
    »Bin ich auch noch – trotzdem. Deshalb bezahle ich dir auch nur den einen Wein. Den zweiten finanzierst du selbst.« Zamorra grinste. Er wandte sich endlich dem Mädchen zu, das leicht zitternd dastand. »Miß Darrow? Ich bin Professor Zamorra.«
    »Sie versteht kein französisch«, sagte Pascal schnell.
    Zamorra nickte.
    Das Mädchen starrte das Amulett vor seiner Brust an, die auffällige, handtellergroße Silberscheibe mit den eigenartigen Schriftzeichen, dem Drudenfuß in der Mitte und den Symbolen der zwölf Tierkreiszeichen.
    »Ja…«, sagte sie leise. »Ich – weiß…«
    »Sie sagten am Telefon, daß Sie Hilfe benötigen«, sagte Zamorra und ließ sich unaufgefordert am Tisch nieder. Pascal drängte Sibyl Darrow auf ihren Stuhl zurück. Nicole blieb an der Theke und sah aufmerksam herüber.
    Sie fühlte, daß irgend etwas nicht stimmte. Und ein Blickwechsel mit Zamorra sagte ihr, daß auch er sehr mißtrauisch geworden war.
    Welche Probleme mochten so schwerwiegend sein, daß das Mädchen es für nötig gehalten hatte, sich zu betrinken, ehe das Gespräch mit dem Parapsychologen, von dem sie doch Hilfe erwartete, stattfinden konnte?
    Mostache kam herbei und verteilte die Getränke. »Ich hab’ ihr nur einen Cognac spendiert«, sagte er. »Konnte doch nicht ahnen, daß sie sofort anfängt,

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