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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anrufen und sich mit seinem gefälschten Ausweis wiederum identifizieren. Bis man dahinter kam, daß es beim FBI keinen G-men gab, auf den seine Beschreibung paßte, war er längst wieder fort.
    Dumm war nur, daß er dem Mädchen seinen Namen genannt hatte. Das konnte eine Spur werden.
    Jeder machte mal Fehler…
    »…glühte plötzlich etwas auf. Er taumelte vorwärts, und ich sah das Feuer an seinem Rücken. Dann brach er zusammen und war tot«, schloß Sibyl ihren Bericht. »Sagen Sie, G-men… Mister Gray… wie ist so etwas möglich? Ich glaube immer noch, daß ich geträumt habe. Ein Mensch kann doch nicht einfach durch die Luft gehen.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Und… wieso sind Sie hier, Sir? Das ist doch kein Zufall?«
    Auf die Frage hatte er schon lange gewartet.
    »Ich war hinter diesem Mann her«, sagte er. »Seit Monaten schon. Er entwischte mir immer wieder. Bis heute. Da konnte ich ihn endlich aufspüren…«
    »Aber woher wußten Sie, daß er hier ist?« Sie sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Sir…«
    »Nennen Sie mich einfach Langdon«, murmelte er. »Sir klingt so steif und unnahbar…«
    »Bitte, Sir… Langdon. Wieso wußten Sie es? Warum sind Sie hierher gekommen?«
    »Ich sah, wie er Ihr Fenster anschwebte«, sagte er widerwillig. »Da bin ich herübergekommen.«
    Kein Wort davon, daß er auf Canaro geschossen hatte. Warum die Sache zusätzlich komplizieren?
    »Aber wie konnte er schweben?«
    »Wir werden das feststellen«, sagte er.
    »Aber… wollen Sie etwa hier…?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Dafür gibt es Leute, die mehr davon verstehen. Darf ich Ihr Telefon benutzen, Sibyl?«
    Er durfte. Das Telefonbuch, der superdicke Wälzer, in dem alle Anschlüsse von New York City verzeichnet waren, lag daneben. Gray suchte nach Bestattungsunternehmen und beauftragte das erste, das er fand, den Toten abzuholen. Er versicherte, daß bereits alle Formalitäten soweit geregelt waren, um Nachfragen vorzubeugen. Und er hoffte, daß Sibyl verwirrt genug war, um nicht mißtrauisch zu werden, daß er im Telefonbuch geblättert hatte, obgleich er als FBI-Agent eigentlich alle notwendigen Rufnummern im Kopf zu haben hatte.
    Sibyl war verschwunden. Augenblicke nachdem er sie vermißte, tauchte sie wieder auf. Zwei Gläser in den Händen, halb gefüllt mit einer goldfarbenen Flüssigkeit. »Einen Drink, Langdon?«
    Er lächelte.
    »Eigentlich kein Alkohol im Dienst«, sagte er. »Aber… danke.« Er nahm einen kleinen Schluck. »Wir sollten vielleicht in ein anderes Zimmer gehen. Es ist nicht gut, wenn Sie den Toten ständig sehen.«
    »Was hatte er eigentlich ausgefressen?« erkundigte sie sich nüchtern. Sie schien sich allmählich zu fangen.
    Er dachte an das schwarzhaarige Mädchen drüben im Apartment des Hexers. Zumindest um dieses Girl brauchte er sich jetzt nicht mehr zu kümmern. Das würden schon die Cops machen. Er hoffte, daß die Schwarzhaarige keinen psychischen Schaden davontrug. Immerhin war sie vorübergehend ein Werkzeug des Hexers gewesen.
    Das letzte Werkzeug… Alle, die jemals unter Canaros Kontrolle gestanden hatten, würden jetzt geistig frei sein.
    Er nahm einen weiteren Schluck. Der Whisky war gut; das Mädchen schien etwas davon zu verstehen.
    »Staatsgeheimnis«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß ich darüber reden darf. Und es wird am besten sein, wenn Sie die ganze Sache einfach vergessen. Verdrängen Sie’s. Tun Sie so, als wäre es nur ein Alptraum gewesen.«
    »Aber es war kein Alptraum«, erwiderte sie. »Der Tote liegt hier, das Fenster ist zerstört… und Sie sind hier, Langdon.«
    Er zuckte mit den Schultern und nickte. »Ja, ich bin hier…«
    Etwas über eine halbe Stunde mochte vergangen sein, als die beiden Männer des Bestattungsunternehmens anrückten. Die Polizei hatte das Haus auf der anderen Straßenseite inzwischen wieder verlassen. Niemandem fiel sonderlich auf, daß hier ein Toter abtransportiert werden sollte.
    Die beiden Angestellten hatten einen Zinksarg mitgebracht. Als sie den Toten sahen, wurde dem Jüngeren der beiden schlecht.
    »Er ist erst seit ein paar Wochen im Geschäft«, sagte der andere entschuldigend. »Und eigentlich arbeitet er im Büro. Er ist nur aushilfsweise mit herausgekommen. Wir haben derzeit ganz schön zu tun, G-men.«
    Vorbehaltlos hatten die beiden Grays Ausweis akzeptiert. Die Fälschung war allerdings auch hervorragend gemacht. Gray hatte damals eine Menge Geld dafür bezahlt. Der Puertoricaner, der

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