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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine Verbindung. Etwas strömte. Sie glaubte zu verbrennen. Und Canaros Augen glühten heller als die Sonne. Sie flammten jäh auf in grellem, verzehrenden Licht, heiß wie das Feuer der Hölle.
    Und dann – brach er zusammen.
    Ohne einen weiteren Laut.
    Sie wußte, daß Canaro tot war. Stumm, klein, hilflos lag er da. Seine Hand, die Sibyls Gesicht berührt hatte, sank herab, verfaulend, zu Asche zerbröselnd. Sie ließ ihre eigene Hand sinken.
    Und langsam, ganz langsam verging das sonnenhelle, höllisch heiße Glühen ihrer Augen…
    ***
    Die erste Kugel jaulte wirkungslos daneben, knallte in die Betonwand des Hauses und verglühte dort funkensprühend, feuerentfaltend. Gray stieß das furienhaft kämpfende Mädchen zur Seite und schoß noch einmal, gerade in dem Moment, als sich Canaro drüben durch ein Fenster in ein Zimmer einer Wohnung schwang.
    Gray sah die Feuerblume im Rücken des dämonischen Hexers aufglühen, schoß noch einmal… da war das Mädchen wieder da. Es hämmerte mit den Fäusten auf ihn ein, versuchte, ihm die Fingernägel wie Krallen durchs Gesicht zu ziehen, durch die Augen, durch die Halsschlagader…
    »Verdammt!« brüllte er. »Hör auf!« Er konnte doch nicht mit äußerster Gewalt gegen sie vorgehen. Die Schwarzhaarige war auch nur ein Opfer. Sie konnte doch nichts dafür, daß sie Gray attackierte.
    Dann war alles vorbei.
    Von einem Moment zum anderen brach die Schwarzhaarige schluchzend zusammen.
    Gray atmete tief durch. Er versuchte, einen Blick in das Zimmer drüben auf der anderen Straßenseite zu werfen. Straßenseite! Der Begriff kam ihm abartig vor. Es war, als sehe er in eine andere Welt. Was sich jenseits der Straße befand, war effektiv hundert Meter entfernt – zwei mal vierzig Meter Etagenhöhe und zwanzig Meter Straßenbreite, vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger. Es spielte keine Rolle.
    Langdon Gray suchte Canaro. Aber er konnte ihn nicht mehr entdecken. Die Dunkelheit des anderen Zimmers hatte ihn verschlungen.
    Aber…
    Daß die Schwarzhaarige nicht mehr kämpfte, wies darauf hin, daß Canaro tot war.
    Endlich!
    Gray konnte es kaum glauben. Sollte die monatelange Jagd jetzt doch endlich ihr Ende gefunden haben, dermaßen spektakulär?
    Auf dem Korridor wurde es laut. Der Lärm der zersplitternden Türen und die drei Schüsse hatten Neugierige auf den Plan gerufen. Ein breitschultriger, bärtiger Mann erschien in der Zimmertür, einen Revolver in der Hand.
    »Was geht hier vor?« brüllte er, sah das schluchzende, zitternde Mädchen am Boden und richtete den Revolver auf Gray.
    »Bundesbehörde«, schnarrte Gray geistesgegenwärtig. »Mein Ausweis.«
    Nach dem Hinweis griff er in die Tasche. Hätte er den Fremden nicht entsprechend gewarnt, hätte er bei dieser Bewegung möglicherweise geschossen. Hier war New York. Hier war eine der Hochburgen der Kriminalität. Hier saßen verständlicherweise den Leuten die Waffen recht locker, die sich vor Verbrechern fürchteten und den Selbstschutz befürworteten.
    Da es notwendigerweise meist dauerte, bis die Polizei kam, half man sich lieber erst einmal selbst.
    Gray hielt dem Mann einen für solche Fälle hervorragend gefälschten FBI-Ausweis entgegen. Wer nicht beim FBI nachfragte, würde auf den Trick hereinfallen.
    Der Mann fiel darauf herein. Er senkte seinen Revolver.
    »Was ist denn hier los?« fragte er. »Was soll die Schießerei? Hat Mister Magone etwas ausgefressen? Das kann ich mir gar nicht vorstellen, Mann!«
    Gray bemühte sich, seiner Rolle treu zu bleiben. »Sie kennen Canaro – pardon, Magone, wie er sich hier nannte?«
    »Das ist zuviel gesagt. Wir haben uns mal zuweilen in Merrit’s Inn getroffen. Ich habe ihm ein Bier ausgegeben, oder einen Whisky. Ein geselliger Typ. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß er…«
    Gray winkte ab.
    »Ihr Name?«
    Der Revolvermann schnarrte seinen Namen herunter und erklärte, daß er im benachbarten Apartment wohne, und daß seine Frau…
    Gray winkte ab.
    »Halten Sie sich zur Verfügung. Entweder einer meiner Kollegen oder ich werden Ihnen noch Fragen stellen müssen. Danke. Hier gibt’s nichts mehr zu sehen, Leute.« Das galt den anderen Neugierigen, die sich herangetraut hatten. Gray schob sie zurück, schloß die Wohnungstür, so gut das möglich war.
    Als er sich umwandte, suchte er das Mädchen. Aber die Schwarzhaarige war im Bad verschwunden und hatte sich dort eingeschlossen.
    Das war nicht Grays Problem. Mit dem Mädchen hatte er herzlich

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