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0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kopf. »Von diesen Bildern nicht. Die will keiner haben. Niemand versteht sie, und allen sind sie zu düster. Wenn sie fertig sind, verbrenne ich sie meistens.«
    Er schluckte.
    »Aber Zeichnungen verkaufe ich. An Zeitschriften und Agenturen. Davon kann ich mein Studium einigermaßen finanzieren.«
    Sie hatte von sich erzählt, und sie wollte mehr über ihn erfahren. Wie war er zum FBI gekommen? Was war der Polizeialltag für ein Leben? Warum hatte er den Fremden gejagt?
    Übergangslos fand sich Gray in einer Zwickmühle. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit gewesen, sich fluchtartig zu verabschieden und nie wieder hierher zu kommen. Er war nicht darauf vorbereitet, sich ein Lügengespinst aus den Fingern zu saugen – und er wollte Sibyl Darrow auch nicht belügen.
    Er begriff sich selbst nicht, weil er immer noch hier war.
    »…nein… das ist nur eine Tarnung. Ich bin kein FBI-Agent, wie man ihn sich vorstellt. Ich jage keine normalen Gangster. Ich jage Kreaturen, die darüber weit hinausgehen.«
    »Was bedeutet das?«
    Er starrte sie an.
    »Dämonen. Zauberer. Hexer. Geschöpfe der Nacht.«
    Sie lachte ihn nicht aus. Sie sah ihn nur aus großen Augen an und nickte dann, als habe sie es schon längst gewußt. Sie stellte nicht einmal Fragen. Sie verschwand nur blitzschnell in der Küche und beschäftigte sich mit der Essenzubereitung.
    Ratlos saß Gray da. Er wußte nicht, ob er etwas falsch gemacht hatte oder nicht. Nahm sie ihn nicht ernst? Aber irgendwie hatte er das Gefühl, als sei ihr das Thema sehr vertraut. Als sei ein Hexenjäger für sie nichts Ungewöhnliches.
    Schließlich kam sie zurück und tischte auf.
    »Er war ein solches Geschöpf der Nacht?« fragte sie.
    »Ja. Ein dämonischer Hexer. Kein Mensch.«
    Später saßen sie sich gegenüber und plauderten wieder. Gray konnte sich nicht erinnern, jemals so lange Zeit mit einem Mädchen zugebracht zu haben, ohne daß mehr geschah, als daß sie miteinander redeten. Er fragte sich, was aus dieser Begegnung resultieren mochte. Wartete Sibyl auf etwas? Sollte er sie fragen, ob sie mit ihm schlafen wollte? Er war sich ihrer nicht sicher. Manches deutete darauf hin, daß sie mehr wollte als nur plaudern. Dann aber war sie wieder so nüchtern…
    Und immer wieder sah er ihre dunklen Augen, und immer weiter schwand der Vorsatz zu verschwinden.
    Was sollte er tun?
    Er wollte gerade einen Vorstoß unternehmen, um eine Entscheidung so oder so zu erzwingen – entweder führte sie ihn wieder in ihr Schlafzimmer-Atelier, oder sie warf ihn empört hinaus – als er sie fragen hörte: »Warum mußtest du ihn töten? Hätte es keine Möglichkeit gegeben, sich mit Canaro zu einigen?«
    Er stutzte.
    Woher kannte sie seinen Namen? Er hatte ihn nicht ein einziges Mal erwähnt, dessen war er sicher. Der Name Canaro war nie gefallen. Aber sie wußte, wie der Tote geheißen hatte.
    »Woher?« stieß er hervor.
    Und plötzlich wußte er, daß er sich in tödlicher Gefahr befand!
    ***
    Von ihren Träumen hatte sie ihm nicht erzählt.
    Von den düsteren Träumen, in welchen sie über unheimliche Eigenschaften verfügte, die ihr unglaubliche Macht verliehen. Auch nicht davon, wie Canaro gestorben war.
    Sie kämpfte mit sich.
    Warum geht er nicht endlich? fragte etwas tief in ihr. Warum verschwindet dieser falsche FBI-Mann nicht einfach und läßt mich in Ruhe? Wartet er etwa darauf, daß ich ihn in mein Bett einlade, oder was?
    Er muß bleiben, schrie etwas anderes in ihr. Er muß bleiben, bis ich ihn erwischen kann…
    Etwas war da, und es wuchs. Und es war etwas, das Sibyl ebensowenig begriff und deuten konnte, wie ihre unheimlichen, dunklen Träume, die sie sich trotz aller Versuche nicht von der Seele malen konnte.
    Langdon Gray hatte eine Entwicklung ausgelöst, die sich nicht mehr bewußt steuern ließ. Er war gekommen und hatte Sibyls Welt verändert, indem er ein Wesen tötete, das zu den Geschöpfen der Nacht zu zählen war, zu dem Dunklen, das in Sibyls Träumen lebte.
    Sie verstand das nicht. Würde er nicht auch ihre Träume töten wollen, weil sie so düster waren? Hatte sie ihm deshalb instinktiv nichts davon erzählt?
    Gray war ein Jäger, ein Killer. Gnadenlos hetzte er sein Wild, das nicht in seine Welt gehörte. Sie war nicht sicher, ob sie nicht auch lediglich jagdbares Wild sein würde.
    Und warum ging er nicht? Mehrmals hätte er die Möglichkeit gehabt…
    ER MUSS BLEIBEN, BIS…
    Er hatte den Hexer getötet. Mit Feuer! Hexen müssen brennen… »Warum

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