Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0412 - Wo Canaro wütet

0412 - Wo Canaro wütet

Titel: 0412 - Wo Canaro wütet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
mußtest du ihn töten?« Hätte es nicht eine Lösung geben können, friedlich nebeneinander zu leben statt gegeneinander? »Hätte es keine Möglichkeit gegeben, sich mit Canaro zu einigen?«
    Seine Augen wurden groß.
    »Woher?« stieß er hervor. »Woher kennst du den Namen des Hexers? Ich habe ihn dir nicht gesagt, Sibyl!«
    Er sprang auf.
    Jetzt ist es soweit! brüllte eine Stimme in ihr auf. Jetzt bringt er auch dich um, wie er Canaro niedergemacht hat! Wehre dich! Er ist ein Jäger, er tötet dich!
    Sie wich zurück. Streckte die Hände aus.
    »Nein«, flüsterte sie heiser. »Du… du wirst mich… nicht töten… nicht… du wirst es nicht…«
    »Was redest du da?« stieß er erschrocken hervor. Er war ebenfalls aufgestanden. »Sibyl, was soll das heißen?«
    »Bleib zurück!« schrie sie. »Komm nicht näher! Bleib weg, du Mörder!«
    »Sei vernünftig, Sibyl!« versuchte er sie zu beruhigen. »Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist, aber ich kann dir helfen! Komm, setz dich und…« Er ging rückwärts zur Zimmertür.
    Sibyl starrte ihn an. Er darf nicht gehen! Er wird eine Möglichkeit finden, dich aus dem Hinterhalt zu ermorden! Er weiß jetzt, daß du anders bist. Laß ihn nicht gehen. Hier hast du ihn in der Falle!
    »Keinen Schritt weiter«, keuchte sie. »Bleib da stehen, Langdon!«
    »Du mußt den Verstand verloren haben!« Schweiß rann über seine Stirn. Sie wußte, was er dachte. Es war, als würden seine Gedanken auf einem Blatt Papier vor ihr zu lesen sein. Sie hat den Schock nicht überwunden, dachte er. Sie flippt jetzt aus, die Reaktion hat lange auf sich warten lassen, aber jetzt kommt sie! Vielleicht bin ich deshalb hier geblieben, unterbewußt…? Um ihr zu helfen?
    Er ging weiter auf die Tür zu. Er rang mit sich – wie sollte er ihr helfen, wenn er sich selbst bedroht sah?
    Klar konnte sie es in seinen Gedanken erkennen, die ihm auf der schweißperlenden Stirn geschrieben zu sein schienen.
    »Bleib!« befahl sie scharf.
    Die Tür flog auf.
    Krachte gegen seinen Körper, schleuderte ihn ins Zimmer zurück! Und knallte wieder ins Schloß. Der Schlüssel, der außen steckte, drehte sich knirschend.
    Panik stand in Grays Gesicht. Er raffte sich wieder auf, starrte Sibyl fassungslos an. »Wie – wie hast du das gemacht?«
    Sie wußte es doch nicht!
    Es war doch so fremd für sie, so unheimlich – wie ihre Träume!
    »Bist du etwa auch – von seiner Art? Ist er deshalb zu dir geflüchtet?«
    Er glaubte daran! Jetzt, in diesem Augenblick, kam ihm der Verdacht, daß sie zu Canaro gehörte, ihm helfen wollte oder sollte und jetzt möglicherweise versuchte, ihn zu rächen!
    »Nein«, keuchte sie auf. »Ich bin nicht Canaros Helferin! Ich bin nicht… bleib da stehen!«
    Er hatte versucht, zu seiner Jacke zu kommen. Unter ihr lag das Schulterholster mit der Waffe, das er abgenommen hatte. Entgegen ihrer Warnung wirbelte er herum und wollte sich über Jacke und Waffe werfen, um die Waffe zu ziehen und…
    Deutlich sah sie die Abfolge der Geschehnisse vor sich, wie sie sich abspielen würden.
    Das lasse ich nicht zu!
    Und dieselbe Kraft, die die Tür bewegt hatte, tötete Langdon Gray. Er schrie, aber sein Schrei riß ab, als sein Kopf sich um hundertachtzig Grad nach hinten gedreht hatte. Dumpf polterte er zu Boden.
    Der Schlüssel in der Tür drehte sich wieder und gab das Schloß frei.
    Schluchzend sank Sibyl Darrow neben dem Toten zusammen.
    ***
    Draußen war es längst dunkel geworden. Sibyl kauerte auf dem Teppich und sah den Toten an, als entdecke sie ihn gerade zum ersten Mal. Stundenlang hockte sie schon so da. Langdon Gray lag auf dem Rücken, sein Gesicht war von Sibyl abgewandt, der Kopf in einer völlig unmöglichen Stellung verdreht.
    »Wie ist das möglich?« flüsterte sie. »Wie ist das nur möglich? Lieber Gott, hilf mir…«
    Übelkeit stieg in ihr auf. Sie sprang auf, stürmte ins Bad, aber die Übelkeit wich wieder, ehe sie sich übergeben mußte. Langsam kehrte sie ins Wohnzimmer zurück. Sie versuchte, alles nüchtern zu betrachten.
    Da lag ein Toter in ihrer Wohnung.
    Am Nachmittag hatte es schon einmal einen Toten gegeben. Der war abgeholt worden. Der Mann, der Polizist war oder nicht und für den ersten Toten verantwortlich war, lag jetzt ebenfalls hier und bewegte sich nie mehr.
    Das waren die Fakten.
    Alles andere blieb unerklärlich.
    Das Schweben des Fremden – Canaro war sein Name gewesen! Woher wußte sie ihn?
    Das, was sich dann hier abgespielt hatte –

Weitere Kostenlose Bücher