0413 - Ich zerschlug den blutigen Terror
haben lediglich die Aufgabe, Taylor aufzuspüren, falls er sich in New York auf halten sollte. Was dann mit ihm geschieht oder nicht geschieht, ist nicht unsere Sache.«
»Cotton, seien Sie —«
»Stop, Price«, unterbrach ich. »Mehr kann ich Ihnen beim besten Willen jetzt nicht sagen. Es steht noch nicht fest, ob Taylor das Mädchen ermordet hat. Deshalb haben wir ja auch noch nichts an unsere Pressestelle gegeben.«
Ich legte auf, steckte mir eine Zigarette an und dachte eine Weile über dieses seltsame Gespräch nach. Es gab also irgendeinen Menschen, der ein Interesse daran hatte, daß die Fahndung nach Taylor der Öffentlichkeit bekannt wurde. Warum? Wem könnte das nützen? Aber ich fand keine Antwort.
Also machte ich mich auf den Weg. Der Chef hatte mit dem zuständigen Revier telefoniert und einige Auskünfte eingeholt, die uns bei unserer weiteren Arbeit nützlich sein konnten. Die Fahndung nach Taylor in den Kneipen und Stammlokalen der Unterwelt wurde von zwei Kollegen weitergeführt.
Das große Rätsel, war jetzt, wie ausgerechnet Taylors Fingerspuren auf mein Köfferchen gekommen waren. Theoretisch ließen sich dafür keine einleuchtenden Erklärungen finden, und deshalb verzichtete ich darauf, überhaupt erst Theorien aufzustellen. Theorien sind nur dann sinnvoll, wenn sie einem bei der Arbeit weiter helfen. Wenn sie aber nur Verwirrung anrichten, verzichtet man besser auf sie.
Mit einem Taxi fuhr ich zurück zu der Druckerei, dessen Vizepräsident mir so bereitwillig seine Unterstützung zugesagt hatte. Als ich in den Jaguar stieg, entdeckte ich einen Zettel, den mir jemand unter den Scheibenwischer geklemmt hatte. Ich stieg wieder aus und zog den Zettel hervor.
»Der erwartete Anruf ist eingegangen und auftragsgemäß beantwortet worden«, stand in Maschinenschrift auf dem kleinen Blatt. Ich grinste zufrieden. Das.
Rackett hatte also bereits Rückfrage gehalten, ob ich tatsächlich in der Druckerei beschäftigt sei.
***
Ich ließ den Jaguar am Fahrbahnrand stehen und stieg die paar Stufen bis zur Haustür hinauf. Bob Tucson, der Hausmeister, war in der Halle damit beschäftigt, Staub zu wischen.
»Schon fertig mit der Arbeit?« fragte er mürrisch, als ich ihn freundlich grüßte.
Ich schüttelte den Kopf.
»Uns ist ein Lager gebrochen«, sagte ich vage. »Jetzt muß meine Firma ein neues liefern, und das kann nicht vor morgen hier sein. Wir sitzen fest, bis das Lager da ist. Wahrscheinlich werden wir dafür am Sonntag arbeiten müssen.«
Tucson stand in seiner üblichen, weit vorgeneigten Haltung da und schielte zu mir herauf. Die buschigen Brauen über der ungeheuren Hakennase wirkten wie zwei Bürsten. Das bunte Staubtuch in seiner Hand war flauschig und offenbar neu. Er fuhr über einen polierten Tisch damit und wirbelte den Staub in die Höhe.
»Haben Sie was auf dem Herzen?«
»Waren Sie gestern abend noch in meinem Zimmer?« fragte ich.
Er hielt inne. Langsam drehte er sich zu mir herum. Sein Daumen und die ersten beiden Finger der rechten Hand zeigten violette Hautverfärbungen. Er knüllte das Staubtuch zusammen und sah mich angriffslustig an.
»Ich?« keifte er mit seiner schrillen Stimme. »Was habe ich in Ihrem Zimmer zu suchen, he?«
»Das hätte ich eben gern gewußt — vorausgesetzt, daß sie darin waren.«
»Ich war nicht in Ihrem Apartment, Mister. Wie kommen Sie denn auf so was?«
Ich zuckte die Achseln.
»Es war nur eine Vermutung. Als ich nach Hause kam, hatte ich den Eindruck, als hätte jemand sich für den Inhalt meines Koffers interessiert.«
»Fehlt was?«
»Nein, ich glaube nicht. Jedenfalls habe ich bis jetzt noch nichts vermißt.« Tucson schüttelte den Kopf. »Sie werden sich irren, Mister. Wer sollte denn in Ihr Zimmer kommen? Sie und ich, wir sind die einzigen, die einen Schlüssel haben. Und ich würde ihn nur verwenden, wenn das Haus brennt und Sie zufällig nicht da wären.«
»Hm«, brummte ich. »Wahrscheinlich haben Sie recht. Ich muß mich geirrt haben.«
»Ganz bestimmt«, meinte er.
Ich sah auf die Uhr. »Oh«, sagte ich überrascht. »Es ist ja schon bald Zeit zum Lunch.'Ich werde essen gehen. Sogar Faulenzen macht hungrig.«
»In Ihrem Alter hatte ich dauernd Hunger«, kicherte Tucson plötzlich. »Aber jetzt bin ich ein alter Mann. Ich brauche nicht mehr viel zum Leben. Wenig Nahrung, noch weniger Schlaf. Lassen Sie sich’s schmecken, junger Mann!«
»Danke«, erwiderte ich und verließ das Haus.
Wenn Tucson nicht in meinem
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