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0414 - Satanische Bilder

0414 - Satanische Bilder

Titel: 0414 - Satanische Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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so wie er da stand, kannte er nicht.
    Außerdem fehlte ihm der linke Arm, und das linke Bein sah arg angefressen aus. Das Knie war fast völlig herausgebrannt. Brandspuren waren überall zu sehen. Der Teufel mußte ins Feuer geraten sein…
    Aber wie war das möglich?
    Wenn jemand versucht hatte, das Bild zu verbrennen und dabei Bein und Arm des Teufels zerstört beziehungsweise beschädigt hatte - warum war dann nicht alles andere mit angeschmort? Rechts und links neben den verbrannten Stellen war das Bild absolut in Ordnung!
    Ich werde verrückt, dachte Cay verzweifelt. Ich sehe Dinge, die einfach unmöglich sind!
    Unbemerkt war Su-Lynn hinter ihn getreten, und er zuckte erschrocken zusammen, als sie ihn ansprach.
    »Unheimlich, Ricardo«, sagte sie leise. »Ich verstehe das nicht. Du hast wohl gestern doch recht gehabt…«
    Er wandte den Kopf und sah sie an. »Also erinnere ich mich richtig? Der Teufel war… verschwunden? Befand sich nicht in dem Bild?«
    »Er war fort. Du hast ihn doch wohl nicht gemalt, während ich schlief, um mich hereinzulegen?«
    »Su-Lynn!« Es klang scharf und vorwurfsvoll. »Sieh dir die Palette an. Die Farben sind eingetrocknet. Außerdem male ich nicht nachts oder frühmorgens. Hier geht etwas Unglaubliches vor. Man sollte meinen, es spukt.«
    »Diese Beschädigungen… es kommt mir vor, als sei der Teufel aus dem Bild gestiegen, sei ins Kaminfeuer gelaufen und halb abgebrannt zurück auf die Leinwand geklettert.«
    »Das ist doch Irrsinn.«
    »Ricardo… aber das war doch lange nach dem Verschwinden des Teufels! Und… außerdem ist das alles unmöglich.«
    »Das Fenster stand die ganze Nacht über offen?« fragte Su-Lynn unvermittelt.
    »Sieht so aus, ja? Der Farbgestank, muß ja irgendwie raus.«
    Das Mädchen trat ans Fenster. »Schau mal«, sagte sie.
    Cay folgte ihr. Sie zeigte auf einen grauen Fleck auf der Fensterbank. »Sieht aus wie abgestreifte Asche, nicht?«
    »Asche? Sicher… ja… aber wie…«
    »Der Teufel«, sagte sie. »Er war draußen und hat sich dort verbrannt…«
    »Du bist verrückt!« entfuhr es Cay. »Du bist noch verrückter als ich, wenn ich es bin… noch verrückter als dieses seltsame Geschehen.«
    »Es spukt hier. Diese verdammten englischen Häuser«, versuchte er sich in einen Ausweg zu retten. »Jetzt wird mir klar, weshalb ich es so relativ billig mieten konnte. Es spukt hier. Das ist der Grund.«
    Sie hob zweifelnd die Brauen.
    »Sag mir eine bessere Lösung, wenn du sie weißt«, rief er aufgeregt.
    Su-Lynn zuckte mit den schmalen Schultern.
    »Ich weiß keine, Ricardo, weder du noch ich verstehen, was hier passiert ist. Aber bis wir eine Lösung finden, solltest du es mal so sehen: Der Teufel befindet sich im Bild, und mit ein paar Pinselstrichen kannst du ihn vervollständigen. Dann fotografierst du das Bild und schickst das Dia an den Verlag, wie üblich. Danach kannst du das ganze Bild verbrennen… und damit ausschließen, daß sich der Vorgang wiederholt.«
    »Und wenn er sich in einem anderen Bild wiederholt?« stieß Cay hervor.
    »Glaubst du im Ernst daran?«
    Er senkte den Kopf.
    »Ich weiß nicht mehr, woran ich glauben soll«, murmelte er.
    ***
    Professor Zamorra bekam seine Analyse, nur brachte die ihn auch nicht viel weiter. Lediglich seine Vermutung wurde bestätigt, daß es sich bei den angekohlten und größtenteils zu Asche gewordenen Flocken um Reste von Ölfarbe handelte.
    »Die Farbe ist noch relativ frisch, Sir«, erklärte der Chemiker, der die Analyse vorgenommen hatte. »Sie kann erst vor zwölf bis fünfzig Stunden verarbeitet worden sein. Die große Unsicherheitstoleranz rührt von der Hitzeeinwirkung her, der diese Farbreste ausgesetzt waren. Ohne die thermische Beeinflussung könnte ich eine fast auf die Stunde exakte Datierung vornehmen.«
    Zamorra zahlte die zwanzig Pfund, die der Chemiker als Gebühr für seine gerade mal eine Viertelstunde Zeit in Anspruch nehmende Analyse verlangte, mit dezentem Zähneknirschen. Er war mit dem Ergebnis recht unzufrieden. Andererseits: was hatte er anderes erwarten sollen?
    Der einzige Punkt von wirklichem Informationswert war für ihn die Altersbestimmung. Das Bild, das verbrannt war, mußte also erst vor wenigen Stunden gemalt worden sein. Zamorra tendierte eher dazu, die geringere Zeitangabe als realistisch anzusetzen; demzufolge war der letzte Pinselstrich kurz vor dem Verbrennen erfolgt. Aber wer, zum Teufel, malte heutzutage noch in Öl? Kunstmaler vielleicht…

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