0414 - Satanische Bilder
Gebrauchsillustratoren verwendeten für gewöhnlich Acryl, weil sich diese Farben einfacher verarbeiten ließen, auch bei Airbrush Verwendung fanden und zudem schneller trockneten.
Aber Kunstmaler gab es nach Zamorras Wissensstand in der näheren Umgebung nicht. Er hätte sicher davon gehört. Er kannte zwar nicht jeden Bewohner dieses Landstriches; das war völlig unmöglich. Aber ungewöhnliche Berufe sprachen sich doch weit schneller herum. Und immerhin besaßen und bewohnten sie das Beaminster-Cottage schon seit ein paar Jahren und hatten es auch als Zufluchtsstätte für längere Zeit benutzt, als damals Leonardo deMontagne mit einem Trick über Château Montagne herfiel und es in vorübergehenden Besitz nahm.
Etwas unzufrieden machte Zamorra sich auf den Heimweg.
***
Nicole erwachte und fand das Bett neben sich leer, aber in ihrer Hand lag das Amulett. Sie wunderte sich, daß Zamorra bereits erwacht war. Als sie durch die Etage geisterte, entdeckte sie den Zettel mit Zamorras Nachricht.
Er war also unterwegs. Nun gut… sie duschte, kleidete sich an und frühstückte ein wenig. Dann überlegte sie, was sie tun konnte.
Staubwischen, was das Haus nach längerer Abwesenheit wieder einmal nötig hatte, war nicht ihr Problem. Das besorgten Serviceleute aus London, die in regelmäßigen Abständen kamen und hier für Ordnung sorgten. Der nächste Termin stand wahrscheinlich kurz bevor.
Nachschauen, ob bei Tageslicht etwas mehr zu erkennen war?
Nicole trat nach draußen. Der Himmel war nach wie vor verhangen, und sie begann sich nach der Sonne zurückzusehnen. Selbst in ihrer Lederjacke war es ihr nicht sonderlich warm. Aber das war wohl eher ein psychologisches Problem.
Sie zwängte sich wieder durch das Gesträuch und an den Rand des Abwehrschirms. Das niedergetretene Gras hatte sich inzwischen wieder aufgerichtet und gab keine Anhaltspunkte. Aber Nicole suchte nach etwas anderem. Dort, wo die Flammen aufgelodert waren, war Asche zurückgeblieben. Wenn der Fremde geflohen war, hatte er vielleicht noch weitere Aschepartikel verloren. Danach suchte sie jetzt.
Sie wurde tatsächlich fündig.
Hier und da gab es ein paar Flöckchen im Gras, schon kaum noch als Asche zu erkennen. Ein flüchtiger Betrachter hätte sie wahrscheinlich übersehen. Aber Nicole konzentrierte sich auf den Boden, als gelte es, ein vierblättriges Kleeblatt zu finden, und die waren in den letzten zwanzig Jahren auch entschieden seltener geworden als früher.
Wenn jemand erschreckt flieht, überlegte Nicole, bewegt er sich meistens in die Richtung eines Ortes, an dem er sich Sicherheit verspricht. Das ist in der Regel sein Ausgangspunkt. Demzufolge mochte in der Fluchtlinie der Unterschlupf des Fremden sein. Oder vielleicht hatte dort ein Fahrzeug gestanden, mit dem er sich dem Cottage bis auf Hörweite genähert hatte…
Aber daran glaubte Nicole weniger. Sie dachte mehr an ein Versteck in einer kleinen, verlasenen Hütte oder in einer Erdhöhle…
Was befand sich in der direkten Fluchtlinie? Sie führte nach Südosten. Im Süden lag Bridport, aber das war zu weit seitab, wenn der Unsichtbare nicht zwischenzeitlich die Richtung wechselte. Nicole grübelte. Sie hatte einmal gehört, daß östlich von Bridport ein Cottage, ähnlich dem ihren, liegen sollte, aber seit geraumer Zeit unbewohnt sei. Sollte der Unheimliche sich dort eingenistet haben?
Es war zumindest eine Möglichkeit, und wenn Zamorra zurückkam, wollte sie ihm vorschlagen, einmal dorthin zu fahren und nach dem Rechten zu sehen. Sie hätte den Weg zwar auch zu Fuß zurücklegen können, und sie traute sich durchaus zu, mit einer möglichen Bedrohung auch allein fertig zu werden. Aber vielleicht brachte Zamorra neue Erkenntnisse mit, die sie mit ihrer Theorie verflechten konnte.
Sie richtete sich auf.
Da hörte sie das verhaltene Knurren. Sie fuhr herum, sah in die Richtung, aus der dieses Knurren erfolgt war.
Und sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Im hohen Gras kauerte in geduckter Sprunghaltung ein schwarzer Panther, die Zähne gebleckt und die dreieckigen Ohren angelegt.
Noch ehe Nicole zu einer Reaktion fähig war, schnellte die Raubkatze sich vorwärts…
***
Ricardo Cay glaubte, daß Su-Lynns Vorschlag der beste war. Das Bild vollenden, ablichten und dann zerstören. Vielleicht existierte in diesem Haus tatsächlich ein Spuk. Und dem gefiel möglicherweise ausgerechnet dieses Motiv nicht. Spötter behaupteten ja, daß in England ein Schloß nichts gelte,
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