0414 - Satanische Bilder
unmöglich…
Der Verstand spielte da nicht mehr mit.
Und ein Teil seiner Spekulationen brach mit dem Verschwinden des Panthers ebenfalls zusammen. Der Spuk interessierte sich also nicht nur für das Höllen-Bild, sondern er wohnte generell im Haus…
Aber es mußte ein recht handfester Spuk sein, der in der Lage war, eine Fensterscheibe zu zerstören. Und dieser Spuk würde wieder und wieder zuschlagen, wenn man ihm nicht Einhalt gebot. Dieses neuerliche Verschwinden eines Bildmotivs war der Beweis dafür.
Aber wie sollte man ihm entgegentreten, um ihn zu zähmen? Oder blieb vielleicht nur die Lösung, das Haus aufzugeben?
Cay mußte mit einem Fachmann darüber sprechen, der sich in den Grenzwissenschaften auskannte. Hier kam er selbst nicht mehr klar. Aber wo fand er einen Parapsychologen? Bestimmt nicht im Branchenverzeichnis des Telefonbuchs. In einer Universität? In einem Institut? Schon eher.
Su-Lynn trat ein.
Sie sah das Bild, und sie zuckte unwillkürlich zusammen. »Der Panther«, stieß sie erschrocken hervor. Dann sah sie Cay am Fenster stehen und das Loch in der Scheibe. »Ricardo! Was ist passiert?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Jetzt glaube ich dir jedes Wort, was das Teufelsbild angeht«, murmelte sie. »Das sind schon keine Halluzinationen mehr. Diesmal habe ich selbst gesehen, daß der Panther hier war. Keine Tricks mehr, keine Täuschungen… was können wir tun?«
Mit halbem Ohr registrierte er, daß sie »wir« sagte. Daß sie sich also mehr und mehr ihm zugehörig fühlte, und der Erinnerungsfetzen an das Thema Heirat streifte seine Gedanken. Aber das war jetzt weniger bedeutend.
Er gab sich einen Ruck.
»Ich schließe die Ateliers ab, und dann versuche ich, einen Parapsychologen ausfindig zu machen«, sagte er entschlossen. »Vielleicht muß so eine Art Exorzismus durchgeführt werden. Komm…«
Er nahm sie bei der Hand und zog sie aus dem Atelier. An ein Weiterarbeiten war unter den gegebenen Umständen nicht zu denken. Er war froh, daß er nicht unter Termindruck stand. Zwar würde er um so früher Geld bekommen, je eher er das fertige Werk präsentierte, aber der Abgabetermin war erst in zehn Tagen - für das Teufelsbild. Für das ägyptische Motiv hatte er noch etwas mehr Zeit.
Er verschloß die Türen der nebeneinander liegenden Ateliers. In diesem Moment hörte er draußen einen Wagen Vorfahren. Er hob die Brauen.
»Sieht so aus, als kriegen wir Besuch«, sagte er. »Ausgerechnet jetzt…«
»Abwimmeln?« schlug Su-Lynn vor.
Er schüttelte den Kopf. »Erst mal sehen, wer es ist«, sagte er.
Su-Lynn zuckte mit den Schultern und huschte in ihr Gästezimmer hinüber. Cay ging zur Haustür und öffnete sie. Draußen stand ein Wagen, den er noch nie hier gesehen hatte. Ein dunkler Vauxhall Carlton mit fremdem Kennzeichen. Gerade stieg der Fahrer aus, der südländisch wirkte.
Cays Augen wurden groß.
»Jorge!« stieß er hervor.
***
Etwas geschah mit dem Panther. Nicole hatte den Eindruck einer Explosion. Aber das Tier explodierte nicht wirklich. Da war nur etwas, das schlagartig aus ihm entwich und wie in panischer Angst die Flucht ergriff. Für weniger als eine Sekunde berührte etwas Unbegreifliches Nicoles Bewußtsein, und sie hatte die Empfindung von Schmerz, Wut und grenzenlosem Haß. Dann war es verschwunden.
Der Panther bewegte sich nicht mehr.
Schlagartig wich der Druck seines Gewichtes von Nicole. Ihr war, als würde die Bestie sich einfach auflösen. Der aus dem Rachen dringende stinkende Raubtieratem verschwand. Kein Fauchen mehr, keine erdrückenden, kratzenden und beißenden Bewegungen… und in Nicoles zupackender Hand zerpulverte und zerbröckelte das, was sie gerade noch umklammert gehalten hatte.
Stille trat ein.
Fassungslos lag sie im feuchten Gras und war unfähig zu begreifen, was geschehen war. Das einzige, was ihr klar wurde, war, daß sie lebte, und daß sie nicht mehr angegriffen wurde.
Sie schloß die Augen und öffnete sie wieder.
Den furchtbaren Alptraum, der Wirklichkeit gewesen war, gab es nicht mehr. Oder war es doch nur ein Traum, eine Illusion?
Sie richtete sich langsam auf und sah, was auf ihr lag und jetzt bei jeder Bewegung in weitere kleine Teile zerbrach. Ein geschrumpftes Abbild eines schwarzen Panthers…
Vorsichtig tastete sie danach. Es zerbröckelte weiter. Da erkannte sie, daß es sich nur um eine hauchdünne Farbschicht handelte.
Farbschicht?
»Was zum Teufel bedeutet das?« fragte sie sich halblaut. Sie starrte die
Weitere Kostenlose Bücher