0416 - Im Namen der Hölle
zur Tür, sah Bills erstaunten Blick und winkte nur ab. Er verstand, nickte und ließ mich gehen.
In der Kälte atmete ich tief durch. Die kalte Luft tat gut nach der überheizten Atmosphäre des Zimmers. Sie kühlte mich zum Glück nicht aus, sondern sorgte dafür, dass meine Lebensgeister wieder erwachten.
Die Kinder spielten noch immer im Hof, der alte Schwarze saß auf seinem Schaukelstuhl und hatte bemerkt, dass er sich nicht mehr allein auf der langen Veranda befand.
Er drehte den Kopf.
Der Stuhl schaukelte dabei weiter. Es sah so aus, als würde mir der Alte ständig zunicken.
Wusste er etwas?
Plötzlich stand er auf. Sorgfältig faltete er seine Decke zusammen, die bisher über seinen Beinen gelegen hatte. Mit wuchtigen Schritten kam er auf mich zu.
Ich ging ihm entgegen. Zwei Türen weiter trafen wir uns. Er sah mich lange an, bevor er fragte: »Ihr seid zu der Hexe gegangen, nicht wahr?«
»Ja.«
»Sie ist nicht gut.«
»Das mag sein.«
»Man soll sich bei ihr keine Hilfe holen. Mein Vater hat mich früher immer gewarnt. Er sagte, Junge, wenn du in einem Haus wohnst, in dem auch eine Hexe lebt, zieh so schnell wie möglich aus. Irgendwann gibt es ein Unglück!«
»Und weshalb wohnen Sie noch hier?« fragte ich.
»Weil ich einfach zu alt bin. Jetzt ist es zu spät. Aber hier hat eine Hexe gewohnt, und eine neue ist eingezogen. Ich weiß das sehr genau, ich habe nämlich das Gespür dafür.«
»Ja«, bestätigte ich. »Die alte Hexe ist tot. Lizzy. Man schlug ihr den Kopf ab.«
»So etwas kann nur der Teufel getan haben!«
»Das glaube ich nicht. Die Hexen stehen auf seiner Seite, sie halten auch zu ihm.«
»Glaub mir, junger Mann. Der Satan geht oft verschiedene Wege. Er ist ganz anders, als wir denken. Das habe ich schon oft genug gehört und auch gelesen.«
»Wenn Sie das sagen.«
Sein Blick wurde noch starrer. Er konzentrierte sich, lauschte nach innen und streckte seinen rechten Arm aus, wobei die Finger anfingen zu zittern. »Ich merke es. In dieser Wohnung geht etwas vor. Schlimme Dinge geschehen. Das Grauen ist da. Der Teufel hat sich gemeldet.« Er zuckte plötzlich zurück, als wäre ich der Gehörnte.
Angst malte sich auf seiner grau wirkenden Gesichtshaut ab.
»Nein!« flüsterte er. »Nein, das kann nicht wahr sein. Das darf es nicht, verdammt! Du stehst mit ihm im Bunde. Du bist… Sei vorsichtig!« Er lief plötzlich weg, so schnell ihn seine alten Beine tragen konnten. Auch der Schaukelstuhl war vergessen. Um die Hausecke rannte er und verschwand.
Weshalb?
Es konnte nur mit der Beschwörung zusammenhängen, die zwei Türen weiter durchgeführt wurde. War dort vielleicht etwas schief gelaufen?
Ich wollte nachsehen und kam genau einen Schritt weit.
Dann hörte ich die Explosion. Im nächsten Augenblick fegte die Tür aus dem Rahmen, die Druckwelle jagte nach draußen, sie riss einiges mit sich, unter anderem auch zwei Menschen, Bill Conolly und Bob Riley.
Beide konnten sich nicht mehr halten. Sie prallten noch in der Luft zusammen, durchbrachen die Veranda und fielen in den Hof, wo die Kinder spielten.
Die wurden zum Glück nicht getroffen, auch ich nicht, da ich im toten Winkel stand und das Geländer hielt. Ich hörte die beiden Männer fluchen und war beruhigt, denn wer so schimpfte, dem war nichts weiter passiert.
Andere Türen wurden aufgestoßen. Entsetzte Menschen erschienen auf dem Rundgang, zeterten, fragten und schrien, und ich fuhr sie hart an.
»Rein in eure Wohnungen!«
Dieses Schreien zeigte Erfolg. Sie verschwanden wieder, während ich tief Luft holte, mich drehte und Bills Ruf vernahm. »John, gib Acht, wenn du hineingehst.«
»Was war los?«
»Bei der Vacarro. Sie hat sich wohl übernommen!«
Ich nickte und holte wieder mein Kreuz hervor, hielt aber noch die fast geschlossene Hand davor.
In der Wohnung sah es aus, als wäre dort eine Bombe eingeschlagen. Von den Einrichtungsgegenständen waren nur noch Trümmer übrig geblieben. Selbst die Sitzkissen waren durch den Raum geschleudert worden.
Mein Blick galt dem Vorhang. Er war zwar noch geschlossen, aber stand trotzdem offen, denn die Wucht der Explosion hatte in den Stoff ein gewaltiges Loch gerissen. Ich konnte zwar hindurchsehen, aber der größte Teil des Blickes wurde mir durch den Qualm genommen, der träge in den zweiten Teil des Raumes wallte.
Ein graugrüner Brodem, der dort seinen Ursprung hatte, wo der gestickte Teufel an der Wand hing. Von ihm waren nicht mal Fetzen zu sehen. Er
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