0417 - Silbermond-Vampir
hoffte, daß sie bei ihrer ersten Auseinandersetzung mit diesem Vampir als Siegerin hervorgegangen war. Jetzt jedenfalls trat der Vampir, der gerade hier sein Opfer geschlagen hatte, nicht gegen sie an. Und noch einen weiteren Gegner anzunehmen, wäre nun doch etwas zu übertrieben. Daran glaubte selbst Professor Zamorra nicht!
Er konnte das Amulett also zu sich rufen !
Es kam, landete in seiner ausgestreckten Hand. Mit dieser Silberscheibe wollte er jetzt nach dem Vampir suchen, der sich möglicherweise noch in der Nähe befand. Die Ortungssysteme des Mannes in Schwarz, wie auch immer sie funktionieren mochten, hatten ja gründlich versagt.
Aber auch alle Instinkte…
Dieser verdammte Vampir mußte eine Möglichkeit kennen, sich perfekt abzuschirmen. Aber mit Merlins Stern sah das vielleicht etwas anders aus…
Zamorra begann nach dem Vampir zu suchen. Die Jagd hatte begonnen.
Was sich am Ende der Privatstraße tat, ahnte er nicht - bis er die Schüsse hörte…
***
Der Vampir spürte die suchenden Impulse des Amulettes, noch ehe Zamorra ihn seinerseits spüren konnte. Der Vampir erschrak. Er wußte jetzt, daß er diesen hochgewachsenen Mann richtig eingeschätzt hatte - er war mörderisch gefährlich, und er gehörte zu den Eingeweihten, zu den Wissenden.
Aber da war noch etwas, was den Vampir verwirrte.
Er erkannte die weißmagische Ausstrahlung deutlich wieder. Dieses Instrument, mit dem der Fremde nach ihm suchte, mußte mit jenem identisch sein, das die Vampirin gegen ihn eingesetzt und mit dem sie ihn so schwer verwundet hatte.
Daß Mann und Vampirin gleichzeitig über zwei dieser Waffen verfügten, konnte kein Zufall sein. Es schien, als arbeiteten sie zusammen. Aber welchen Sinn hatte das? Der Vampir begriff es nicht. Eine solche Verbindung war einfach unlogisch. Menschen und Vampire waren natürliche Feinde, die niemals Zusammenarbeiten konnten. Die gegenseitige Angst und Bedrohung ließ das nicht zu.
Etwas stimmt hier also nicht.
Doch der Vampir sah sich außerstande, in diesem Moment die Lösung dieses Rätsels zu versuchen. Zwar hatte er sich wieder mit Blut gestärkt, aber er war längst noch nicht wieder stark genug, den Kampf gegen einen dermaßen stark bewaffneten Feind aufzunehmen. Er mußte die Konfrontation verschieben.
Also sorgte er dafür, daß die Entfernung zwischen dem Feind und ihm schnell größer wurde. Er bewegte sich den Berg hinauf zu jenem Haus, um dort erst einmal Spuren zu beseitigen. Man sollte nie zuviel über sich verraten…
Nach wie vor schirmte er sich dabei sorgfältig ab…
***
Nicole Duval hatte die beiden ersten Warnschüsse ignoriert. Sie hoffte darauf, daß weiter nichts geschehen würde. Schließlich waren Polizisten keine Killer, die bei jeder kleinsten Gelegenheit schon zum Schießeisen griffen. Sie rechnete damit, daß der verfolgende Beamte ihr also zuerst einmal zu Fuß durch das Dickicht folgen würde.
Aber sie hatte ihn falsch eingeschätzt - oder die Situation.
Er schoß jetzt gezielt!
Nicole spürte einen reißenden Schmerz an der linken Wade und knickte ein. Ohne Rücksicht auf Dornen und Zweige warf sie sich in ein dichtes Strauchwerk, wühlte sich blitzschnell darunter hindurch und hörte noch einen weiteren Schuß fallen. Aber diesmal blieb der Schmerz aus, die Kugel hatte Nicole verfehlt.
Sie kauerte sich im Dickicht zusammen und verhielt sich völlig still. Sie wagte nicht einmal zu atmen.
Sie hörte die Geräusche, mit denen der Verfolger durch das Gestrüpp brach, durch Laub auf dem Boden raschelte und die Nachttiere des Waldes vertrieb.
Während sie lauschte, konzentrierte sie sich auf den Ursprung des Schmerzes an ihrer Wade. Sie tastete danach und fühlte eine klebrige Flüssigkeit. Als sie den Fuß gegen den Boden stemmte und ihn damit stark belastete, wurde der Schmerz allerdings kaum größer. Sie spürte lediglich eine Streifschußwunde. Die Kugel hatte das Hosenbein ihres Lederoveralls aufgerissen und die Haut aufgeschrammt, mehr schien nicht geschehen zu sein.
Nicole war maßlos erleichtert.
Aus zwei Gründen. Zum einen, weil der Beamte nicht höher gezielt hatte, sondern nur versuchte, sie an der Flucht zu hindern, was bei diesen kaum vorhandenen Lichtverhältnissen natürlich äußerst schwierig war - dafür hatte er allerdings noch verflixt gut getroffen, wie in aller Ruhe auf dem Schießstand. Und immerhin hatte er damit sein Ziel ja auch erreicht; sie hatte ihre Flucht unterbrochen. Aber sie sorgte ihrereits nun
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