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0418 - Die Waldhexe

0418 - Die Waldhexe

Titel: 0418 - Die Waldhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dennoch war sie mit diesen Bäumen in einer engen geistigen Symbiose. Für sie lebte der Wald, sie Sprach mit ihm. Sie verstand die Pflanzen und konnte auf sie einwirken. Das war ihr Zauber.
    Und ihr Fluch.
    Der Wald sollte brennen, das hatten Männer wie Zoro beschlossen. Zoro war nun tot, aber der Blonde war sicher, daß Valdez das Werk seines Freundes und Partners fortsetzen würde. Und nach ihm würden andere kommen. Die Menschen brauchten Siedlungsraum und Ackerland. Sie würden Qudratkilometer um Quadratkilometer brandroden, um dieses Land zu gewinnen, das sie nach einer Weile doch wieder aufgeben mußten, weil es sich auslaugte.
    Und der Regenwald, die Lunge der Welt, starb.
    Sie wurde gemordet von den Profitgeiern, die Holz schlugen und verkauften, und von den Siedlern, die ihnen folgten, aber um ihre Existenz kämpften. Zwei verschiedene Beweggründe, und der Blonde verstand durchaus zwischen ihnen zu unterscheiden. Aber ähnlich wie die Hexe Silvana hatte auch er eine enge Bindung zu allem, was Baum war, und deshalb hatte er beschlossen, ihr zu helfen.
    Hexe…
    War dieses Wort nicht falsch? War sie nicht in Wirklichkeit eine geistige Symbiontin, die auf Para-Ebene mit dem Wald verschwistert war? Auf einer gedanklich-gefühlsbedingten Basis, bei der ein Lebensnerv durchschnitten werden würde, wenn der Wald brannte?
    Hexe im Feuer…
    Eine Vorstellung, die auch den Blonden immer wieder erschauern ließ.
    »Angst, Garifo«, hörte er sie leise sagen. »Angst, es nicht zu schaffen und zu sterben, weil mein Wald stirbt… so wie Dryaden sterben, wenn man ihren Baum fällt…«
    Und wie Druiden sterben, wenn ihr Lebensbaum verdorrt, dachte der Blonde, sprach seine Gedanken aber nicht aus.
    »Hast du aus dieser Angst heraus gemordet, Silvana?« fragte er.
    »Gemordet?«
    Sie sah ihn aus großen Augen an, als sei er ein Gespenst. »Gemordet, Garifo? Ich habe nicht gemordet…«
    Garifo, der Mann mit dem blonden Haar, wandte sich dem Wolf zu. Nun? fragte er.
    Sie lügt, erwiderte der Wolf.
    Silvana bekam von dem stummen Dialog nichts mit. Sie erfaßte zwar, daß zwischen den beiden ungleichen Wesen eine Verständigung erfolgte, aber sie konnte ihren Sinn ebensowenig erkennen wie die Art und Weise. Andererseits begriffen die anderen nicht, wie sie sich mit den Bäumen verständigte.
    »Bist du sicher, daß du mir die Wahrheit sagst?« fragte der Blonde vorsichtig. »Ich habe Hernando Zoro gesehen. Er ist tot. Aber er starb nicht normal. Er zerfiel zu Staub. Ist das nicht Mord mit Hexenkraft? Was sonst könnte einen Menchen innerhalb von Minuten zu Staub zersetzen?«
    »Vielleicht war er ein Vampir…«, wandte Silvana vage ein.
    Der Blonde winkte ab. »Unsinn. Ich habe ihn gesehen, als er lebte. Als er zusammen mit Valdez im Jeep das gestern niedergebrannte Waldstück besichtigte. Vampire… sind anders, Silvana.«
    Durchdringend sah er sie an, als könne er mit seinen Blicken eine wahrheitsgemäße Antwort erzwingen.
    »Glaubst du, daß Hexen nichts anders können als Morden?« stieß Silvana plötzlich hervor. »Bist du auch diesem Vorurteil verfallen? Ich bin eine Hexe, ja, aber nicht so wie in den Klischees, in den alten Geschichten, die von Feindbildern strotzen. Menschen brauchen Feindbilder. Ein böser feindlicher Staat, böse, skalpierende Indianer, Hexen, die das Vieh verderben und die Milch sauer werden lassen, der Schwarze Mann… aber es ist doch ganz anders! Der Begriff ›Hexe‹ ist künstlch verfremdet worden, hatte früher einmal einen positiven Klang. Weise Frauen, Heilerinnen… die ein umfassendes Wissen über die Zusammenhänge der Natur und das Wesen der Welt gewonnen hatten und bewahrten. Aber weil sie zuviel wußten, weil sie den Männern und den Nicht-Hexen unheimlich wurden mit ihrem Wissen und Können, wurden sie plötzlich geächtet, gejagt, gefoltert und verbrannt… Garifo, willst du mich jetzt auch verachten und verbrennen, weil ich eine Hexe bin? Bist du auch in diesem unseligen Denken gefangen, das in den dunklen Jahrhunderten des Mittelalters seinen Ursprung hat?«
    Er starrte sie an.
    Wer sich zu früh verteidigt, klagt sich an, vernahm er die Gedanken des Wolfes.
    Wer hat dich gefragt? gab er zurück. Wieso verteidigt sie sich zu früh? Hat sie nicht alles Recht, sich angegriffen zu fühlen?
    Narr, sagte der Wolf.
    »Du siehst das falsch, Silvana«, sagte der Blonde. »Ich rede nicht zu dir als Hexe, sondern zu dir als Mörderin…«
    »Ich morde nicht!« fuhr sie auf.
    »Aber

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