0419 - Der Grusel-Star
Levante, Perlen des Orients, und auch für Sie haben sie ein offenes Ohr.«
»Darauf verzichte ich.«
»Weshalb?«
»Weil ich mit Ihnen keine Geschäfte mache, van Akkeren. Sie dürfen nie vergessen, daß wir auf zwei verschiedenen Seiten stehen und Sie ein mehrfacher Mörder sind.«
»Ich?«
»Ja, Sie haben hier die Menschen ins Unglück stürzen lassen. Ihr gedrehter Film…«
»Ah!« rief er. »Da bringen Sie mich auf etwas. Sie haben den Film sicherlich noch nicht gesehen, oder?«
»Nein.«
»Dann will ich Ihnen den Streifen gern zeigen, Mr. Sinclair. Er wird Sie interessieren. Ich kann Ihnen auch noch mehr Fallen präsentieren, die sich auf dem Schiff befinden.«
»Danke, ich verzichte.«
»Weshalb schlagen Sie mir die Wünsche ab? Ich erfüllte mir mit diesem Film einen Traum. Nicht umsonst bin ich als Grusel-Star bekannt geworden. Dafür hat man schon etwas leisten müssen, und ich habe einiges geleistet.«
Ich hatte keine Lust mehr, mich über ihn zu ärgern, und wollte mich mit ihm auch nicht unterhalten. Für mich stand fest, daß dieser Mann vor ein Gericht gehörte. Diese schrecklichen Morde, die auf sein Konto gingen, mußten aufgeklärt werden.
Er beobachtete mich, auch ich ließ ihn nicht aus den Augen, wobei ich trotzdem nach dem einfachsten und schnellsten Weg suchte, um ihn zu erreichen.
Dabei konnte ich mir nicht vorstellen, daß dieser Mann in einem Raum saß, der praktisch ohne Fallen sein sollte. Bestimmt hatte er einige Tricks auf Lager.
Er empfing mich mit einem Lachen, als ich die drei Stufen zu ihm hinabstieg.
»Sie sind sehr vorsichtig, Sinclair.«
»Das liegt in der Natur der Sache.«
»Richtig. Was wollen Sie jetzt machen?«
»Ich werde Sie besuchen.«
»Darauf freue ich mich. Möchten Sie doch noch den Film sehen?«
»Nein.«
»Schade«, bedauerte er und bewegte sich auf seinen Kissen. Er wollte sich hinsetzen. Zwei Mädchen reagierten sofort. Sie schoben ihm die Kissen so hin, daß sie seinen Rücken stützten und der Pascha oder Grusel-Star es bequem hatte.
»Das liebe ich so am Orient«, sagte er. »Ich liebe diese Menschen, sie sind so nett, so hilfsbereit. Sie beklagen sich auch nicht. Meine Mädchen sind klasse.«
»Hören Sie auf, so zu reden!« fuhr ich ihn an. »Sie sind ein Killer und Mörder.«
»Ach, Sinclair, bitte. Ich bin der Mann, der die Nachfolge übernehmen wird.«
»Von wem?«
»Baphomet, das wissen Sie doch. Und jetzt tun Sie nicht so, als hätte Baphomet die Askese gelehrt. Nein, er war dafür, daß man sich amüsierte. Ich denke da an den römischen Kaiser Caligula. Er verstand es, Feste zu feiern.«
»Ja, und zu morden.«
»Das gehörte eben dazu. Ich habe meine Vorbilder, Sinclair. Ich werde die Templer wieder zusammenführen. Es müssen zwei Gruppen bestehen. Zudem besitze ich Helfer, die bereits von altersher die Templer gejagt haben. Können Sie sich vorstellen, um wen es sich dabei handelt?«
»AEBA!«
»Ja!« Er hob beide Arme und klatschte in die Hände. »Ja, Sinclair, die Horror-Reiter stehen auf meiner Seite. Sie wissen, daß einiges in Bewegung geraten ist. Daß Hector de Valois’ Skelett versteckt wurde und wir es finden werden. Die Horror-Reiter als Apokalypse, ich als Baphomet, denken Sie über diese Mischung einmal nach, Sinclair. Die wird Sie von den Beinen reißen.«
So unrecht hatte er damit nicht. Ich dachte an den Schwarzwald, wo ich die vier Reiter wiedergesehen hatte. Dort war es mir gelungen, sie zurückzuschlagen, und ich glaubte nicht, daß sie sich in unmittelbarer Nähe befanden.
»Mir sind die Reiter hinlänglich bekannt. So bekannt, daß ich keine Furcht mehr vor ihnen empfinde.«
»Das weiß ich.«
»Dann wundere ich mich über Ihre Sicherheit.«
»Weil dies meine Welt ist. Wenn ich nicht will, kommen Sie nicht von Bord. Wir haben eine einsame Bucht angelaufen. Ich nenne sie die Todesbucht. Hier sind schon viele verschwunden, weil es unter Wasser gefährliche Strudel gibt. Nach den Dreharbeiten lief ich die Bucht an und…«
»Es reicht!«
Er winkte ab. »Sie sind viel zu sensibel, Sinclair. Ich liebe eben das Außergewöhnliche, Sie brauchen nur einen Blick auf den Pool zu werfen. Sehen Sie, wie sich das rote Licht auf den Wellen bricht? Sie tanzen, sie bewegen sich, ich habe immer das Gefühl, als würden sie sich freuen, wenn ichrede.« Er griff hinter sich und holte einen Brocken Fleisch hervor. Sehr hoch hielt er den Arm und lachte dabei breit. »Das ist von einem Rind. Man hat es
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