0419 - Der Grusel-Star
Hatte er diesen Film tatsächlich so echt gedreht, wie er mir weismachen wollte?
Ich würde ihn suchen und ihm die entsprechenden Fragen stellen, darauf konnte er sich verlassen.
Allerdings mußte ich aufpassen. Van Akkeren befand sich nicht allein auf dem Schiff. Er befehligte eine Mannschaft, die ihm treu ergeben war. Vielleicht waren die Männer auch zu Zeugen der zahlreichen Morde und Untaten geworden, diesich an Bord dieses Schiffes ereignet hatten. Jedenfalls würden sie mit mir kein Pardon kennen.
Dann erinnerte ich mich an das Mädchen auf dem Gang. Wer war die Kleine? Van Akkerens Geliebte?
Möglich, und trotzdem gab es für mich nur ein Problem, das alle anderen Dinge in den Schatten stellte.
Suko und Nikos.
Van Akkeren hatte mir berichtet, daß sie ebenfalls in eine Falle gelockt worden waren und sterben sollten. Hatte er sein teuflisches Versprechen in die Tat umsetzen können?
Ich suchte den Raum ab. Hier war van Akkeren verschwunden.
Es mußte einfach einen Ausgang geben. Dieser Kerl konnte bestimmt vieles, sich aber nicht in Luft auflösen.
Sehr glatte Wände fand ich. Und während ich sie abtastete, fiel mir noch etwas auf.
Die Yacht machte keine Fahrt mehr. Sie mußte auf der langen Dünung dümpeln oder vielleicht Anker geworfen haben. Hatte van Akkeren sein Ziel erreicht? Wenn ja, konnte es sich nur um Zypern handeln, denn andere Inseln gab es nicht in der unmittelbaren Nähe, und so lange waren wir nicht unterwegs gewesen, als daß er hätte eine der griechischen Inseln anlaufen können.
Ich fand etwas.
Es war eine Tür. Sehr schmal nur, gerade eine Person paßte hindurch. Diesen Fluchtweg mußte van Akkeren benutzt haben.
Ich stieß sie nicht ganz auf, sondern nur einen winzigen Spalt und wartete ab, was passierte.
Es geschah nichts.
Ein süßlicher Geruch schwang mir entgegen, den ich prüfend einsog. Das waren Räucherstäbchen! Im ersten Moment sogar angenehm, aber dann doch widerlich.
Was lag hinter der Tür?
Ich überwand mich selbst und stieß sie mit einem heftigen Ruck auf…
***
Suko hatte alles auf eine Karte setzen müssen und war gesprungen.
Er hatte die Beine trotz des doppelten Gewichts hochgebracht, so daß er sich über der geraden oberen Seite des halbmondförmigen Pendels befand. Er schwang ihm entgegen, für einen Moment überflutete den Chinesen die Furcht, es nicht zu schaffen, dann prallte er gegen die Stange, stieß sich noch die Stirn und merkte, daß der Klammergriff des jungen Griechen auf seinem Rücken härter wurde, da auch Nikos’ Furcht gestiegen war. Er veränderte sogar die Haltung seiner Hände und schlang die Arme jetzt um Sukos Hals, was nicht gutgehen konnte.
Im ersten Moment ließ ihn Suko so. Er zog nur die Beine an und drückte sie gleich darauf wieder nach unten, weil er auf der oberen Seite des Pendels Halt finden wollte. Den Stab klammerte er dabei so fest wie ein Schiffbrüchiger den Rettungsbalken.
Geschafft?
Im Moment ja, denn Suko hockte auf dem Pendel und ließ sich mit ihm nach rechts schwingen.
Er mußte sich jetzt einfach ausruhen, um für die folgenden Taten Kraft zu sammeln.
Nikos war in seiner Angst regelrecht erstarrt. Er klammerte sich hart an Suko fest, der durch diesen Griff kaum noch Luft bekam.
»Laß los!« preßte er hervor.
Nikos wollte nicht. Suko hörte ihn schluchzen und scharf atmen.
Er stand Furchtbares durch.
Es gab für den Inspektor keine andere Möglichkeit, als den Griff selbst zu sprengen. Er löste die rechte Hand von der Stange und griff nach den Fingern des Jungen, die sich um seine Kehle geklammert hatten. Er riß so lange daran, bis er den Griff aufbrechen konnte, die Hände abrutschten und zum Glück sofort wieder zufaßten, jetzt allerdings an Sukos Hüften.
Der Chinese atmete tief durch. Seine innere Spannung flachte allmählich ab. Sie saßen auf diesem Pendel relativsicher, und als Suko zu Boden blickte, sah er das Glühen der Platten überdeutlich. Der gesamte Boden schien zur oberen Platte eines Brennofens zu gehören.
Die Hitze strahlte so weit ab, daß sie auch die beiden auf dem Pendel hockenden Männer spürten.
»Das hätten wir hinter uns«, sagte Suko. Er hoffte, dem jungen Griechen damit Mut machen zu können.
»Wir wären verbrannt, nicht?« In der Stimme schwang noch immer eine leichte Hysterie mit.
»Ja, das wären wir wohl.«
»Und jetzt?«
»Müssen wir hochklettern. Das heißt, ich muß es. Wird nicht ganz leicht sein, wenn du auf meinem Rücken hocken
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