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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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an verschiedenen Stellen mit Teerpappe notdürftig ausgebessert. Vor einer der drei Türen lagen ein altes verrostetes Fahrrad ohne Reifen, eine verrostete Dreschmaschine, ein Leiterwagen mit drei Rädern und ein paar verfaulte alte Schläuche.
    Die Fenster waren dunkel. Kein einziges Auto stand davor. In dem anderen Gebäude war nur eine Tür, und ein Fenster war erleuchtet. Ein verblichenes Coca-Cola-Schild baumelte an einem letzten Nagel. Vor der Tür hatte jemand einen Eimer mit Seifenwasser ausgekippt.
    Ich parkte meinen Jaguar hinter einem dürren Strauch, der hier die einzige Deckung bot. Hinter den beiden Häusern streckte sich ein abgemähtes Feld, so weit man in der Dunkelheit sehen konnte. Auf der anderen Straßenseite erhob sich der Park wie eine schwarze Wand. Irgendwo in der Ferne hupte ein Auto. Es klang wie ein Zeichen von einem anderen Stern. Ich machte ein paar Sätze auf die Straße zu und sah mich nach dem Verfolger um. Er schien aufgegeben zu haben, denn ich konnte nichts erkennen.
    Ich lief zurück und klopfte an die Tür neben dem einzigen Fenster, hinter dem ein schmaler Lichtstreifen durchsickerte.
    Die Antwort war ein wütendes Hundegebell, das nicht aufhörte, auch als eine Frauenstimme kreischte:
    »Ruhe, Top! Ruhe, verdammt noch mal!«
    Schlurfende Schritte kamen näher, ein schwerer Riegel wurde beiseite geschoben, und dieselbe Frauenstimme krächzte durch den Spalt:
    »Alles schon besetzt! Verschwinden Sie!«
    »Aber Sie haben doch das Schild draußen, Zimmer frei!« sagte ich.
    »Das ist ein Irrtum, wir haben nichts frei!« .
    »Aber ich brauche ein Zimmer, ich bin hundemüde«, sagte ich und versuchte meiner Stimme einen kläglichen Klang zu geben.
    »Verschwinden Sie! Weiter südwärts gibt’s noch ein Motel.«
    Hinter ihr steigerte sich der Hund zu einem hysterischen Gebell.
    »Wer ist da, ein Gast etwa?« fragte plötzlich eine verschlafene heisere Männerstimme hinter der Frau. In dem Moment verstummte auch der Hund.
    Ich hatte plötzlich das Gefühl, noch ein anderes Geräusch zu hören, aber ich achtete nicht darauf.
    »Ich suche ein Zimmer für die Nacht«, sagte ich laut.
    Die Frau zischelte:
    »Wenn es Geld gibt, dann versäuft er es sofort, und dann wird er unausstehlich! Los, machen Sie, daß Sie weiterkommen!«
    »Im anderen Motel ist schon alles voll, ich zahle Ihnen gern was für die Mehrarbeit!« Ich hatte den letzten Satz sehr leise gesprochen und dabei eine vielsagende Bewegung nach meiner Brieftasche gemacht. Sie zögerte kurz und sagte dann:
    ‘ »Na schön, unser Preis ist fünf Dollar pro Nacht«, und schnell fügte sie hinzu: »Zuzüglich fünf Dollar für den Wagen.«
    Ich nickte, und sie machte die Tür auf.
    In dem Moment schoß der Hund heraus. Es war ein schwarzes zottiges Tier von der Größe eines wilden Wolfes. Er war mager und drahtig wie wilde Hunde und sprang mich an, so daß ich mich nur durch einen großen Satz aus seiner Reichweite bringen konnte.
    »Der tut keinem was«, sagte die Frau und stapfte mir voran über den Kiesweg zu dem zweiten Gebäude.
    Der Hund fletschte die Zähne und sah knurrend zu mir herauf.
    »Das ist die beste Kabine!« sagte die Frau und schloß die letzte der drei Türen auf.
    Sie ging vor und knipste das Licht an. Ich folgte ihr. Hinter uns klappte eine andere Tür, und der Mann, dessen heisere Stimme ich vorhin schon gehört hatte, rief:
    »Erst soll er zahlen Milly!«
    Die Frau achtete nicht auf den Mann und deckte das Bett auf. Ich sah mich um.
    Der Raum war kahl und roch nach verschimmeltem Mauerwerk und muffiger Wäsche. Das Bett sah eingefallen und unbequem aus. Direkt gegenüber der Tür war ein Fenster, dessen einfachen Riegel die Frau jetzt zurückschob, um die beiden Flügel aufzustoßen. Die frische Luft, die hereinströmte, roch nach Herbst, nach Heu und weitem Land.
    »Könnte ich vielleicht etwas zu essen bekommen?« fragte ich sie. Sie drehte sich zu mir herum. Ich konnte zum erstenmal ihr Gesicht deutlich sehen. Sie war höchstens vierzig Jahre alt, aber die Sorgen hatten aus ihrem früher einmal sicher hübschen Äußeren, die Maske einer alten verfallenen Frau gemacht.
    »Das kostet aber etwas!« sagte sie leise, so, als würde sie erst jetzt erkennen, daß man auf dieser Welt so etwas wie Geld verdienen konnte. Ich gab ihr noch einmal fünf Dollar und meinte freundlich:
    »Ich habe einen Bärenhunger, vielleicht haben Sie auch etwas zu trinken?«
    »Ich werde sehen, was der Alte übriggelassen hat. Wir

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