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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben nicht sehr oft Gäste!« Ihre Stimme klang jetzt schon etwas weicher.
    Als sie ging, rief sie den Hund, der die ganze Zeit an der Tür gesessen hatte. Jetzt spitzte er die Ohren, zögerte kurz und legte sich dann hin, um ihr zu zeigen, daß er mich nicht aus den Augen lassen wolle.
    »Los, weg da, Top, der Herr ist jetzt ein Gast!«
    Der Hund knurrte. Er war anscheinend anderer Meinung. Er fletschte die Zähne, und sein zottiges Fell sträubte sich. Die Frau wollte ihn am Genick packen, aber ich sagte:
    »Lassen Sie ihn ruhig da, er stört mich nicht!«
    Sie zögerte kurz, ging dann aber hinaus. Als sie die Tür hinter sich schloß, schob sich der Hund nur so weit in mein Zimmer, daß sein Schwanz nicht eingeklemmt wurde, dann folgten mir die gelben Augen bei jeder Bewegung, die ich machte.
    Ich gab mir Mühe, keine hastige Bewegungen zu machen, und fing an, die Bude zu untersuchen. An der Wand stand ein Bett, das man etwas abgerückt hatte, damit die Schimmelpilze nicht auf das Bettzeug übergreifen konnten. Eine fleckige Kommode stand unter dem Fenster, ein schmaler hoher Schrank ragte daneben auf und füllte den Raum bis zur anderen Wand aus.
    Ich sah kurz in den Schrank und in die Kommode, beide waren leer.
    Der Holzboden knarrte unter meinen Schritten. Der Hund blieb wachsam. Plötzlich wurde er unruhig. Es schien, als würde seine Wachsamkeit nicht mehr mir allein gelten. Er richtete sich langsam auf und horchte. Unwillkürlich hielt ich -den Atem an. Ich ging zum Fenster, um hinauszusehen. Der Hund wurde durch die plötzliche Bewegung alarmiert und setzte mit einem riesigen Sprung quer durch das Zimmer bis zu der Kommode. Sein Atem war ein angespanntes Hecheln.
    In dem Augenblick wurde an die Tür geklopft.
    Die Frau kam mit einem Tablett herein, auf dem eine Flasche Rye und ein Teller mit Sandwiches waren.
    Jetzt merkte ich plötzlich, daß ich wirklich kurz vor dem Verhungern war. Die Frau stellte das Tablett auf das Fußende des Bettes, zögerte kurz und wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.
    »Es tut mir leid, daß wir Ihnen nicht mehr bieten können«, sagte sie plötzlich und wollte wieder verschwinden. Ich sagte:
    »Das macht nichts. Ein Freund von mir war einmal hier. Mit seiner jungen Frau. Ihm hat es hier sehr gut gefallen.«
    »So«, sagte sie unsicher.
    »Ja, das war vor sieben Jahren. Moment mal, ich hatte doch ein Foto von ihm. Ah ja, hier ! Kennen Sie ihn?«
    Sie warf einen flüchtigen Blick auf das Foto und hob die Schultern.
    »Kann schon sein, ich weiß es nicht«, sagte sie. Ich behielt das Foto in der Hand und sagte freundlich:
    »Sie haben doch sicher ein gutes Personengedächtnis. Ich wette, Sie erkennen jeden Ihrer Gäste wieder.«
    Sie lächelte leicht, dann schüttelte sie den Kopf:
    »Aber ob ich diesen Mann schon einmal gesehen habe, das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen. Wie hieß er denn?«
    »Harvey Dillard, aber vielleicht nannte er sich nicht so!« Ich versuchte ein geheimnisvolles Grinsen und fügte noch hinzu: »Er fuhr einen roten Buick mit schwarzem Faltdach und irgendwelchen bunten Aufschriften, so eine Studentenkarre!«
    »Eine rote, alte selbstbemalte Karre, sagen Sie?«
    Die Frau war plötzlich hellhörig geworden, sie schien sich an etwas zu erinnern.
    »Ja, ich glaube, vor etwa sieben Jahren war einmal ein junger Mann hier, der so ein Auto hatte!«
    »Und war es nicht der Junge auf dem Foto?« fragte ich lächelnd.
    »Er sah schon so aus. Blonder Junge, schlank, groß, sogar Sehr schlank, fast zierlich!«
    »Also könnte er das sein?« Ich hielt ihr noch einmal das Foto hin. Sie sah es sich diesmal sehr lange und genau an. Dann meinte sie zögernd:
    »Ja, schon, aber es ist lange her, und das Foto ist nicht sehr scharf. Ich denke, er könnte es gewesen sein.«
    »Haben Sie denn kein Gästebuch, in das er sich eingetragen hat?« fragte ich und bereute es sofort wieder. Ihr Gesicht verschloß sich, sie antwortete nicht. Ich verstand, daß sie kein Buch führte, um die wenigen Einnahmen, die sie hatte, nicht zu versteuern.
    »War er damals allein?« fragte ich. Sie antwortete mir immer noch nicht. Ich hob die Schultern und sagte:
    »Na ja, es ist mir auch egal, es war nur so eine dumme Idee von mir, natürlich war er nicht allein, er war ja mit seiner jungen Frau hier!«
    Sie sah plötzlich auf. Ihr Gesicht zeigte Verwunderung.
    »Aber nein«, sagte sie, »er war allein. Ganz allein, er hatte das gleiche Zimmer, das Sie jetzt haben. Ich erinnere mich sehr

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