0419 - Schattenjäger
ich das tun«, kündete Phil an.
»Sie mischen sich nicht in Polizeiarbeit«, fuhr Wastrup ihn an. .
»Aber Objektschutz, für den Ihr zuständig wärt, und Parksünder aufschreiben, dafür sind wir gerade gut genug, was? Wir sind ja nur kleine Privatbullen, die euch ein Dorn im Auge sind, wenn wir Erfolg erzielen, wo ihr nicht mehr mitkommt. Nur die Dreckarbeit, die dürfen wir für euch machen…«
»Werden Sie nicht beleidigend, Mann«, knurrte Gallaby.
Zamorra legte Phil die Hand auf die Schulter. »Sie sind erregt, Phil. Beruhigen Sie sich erst einmal, ehe Sie etwas sagen, was Sie später nicht wieder ausbügeln können…«
»Aber es ist doch so«, regte Phil sich weiter auf. Da floß ein schwacher, beruhigender Strom von Zamorra auf ihn über. Zamorra wollte offenen Streit verhindern, aber er spürte sofort einen Schwäche-Ruck, der ihn überfiel, als er sein hypnotisches Können einsetzte.
Es wurde Zeit, daß er zur Ruhe kam. Deshalb war er froh, als er Wastrup sagen hörte: »Okay, wir lassen nach diesem Ombre fahnden.«
Er benutzte das Telefon der Ärztin und rief seine Dienststelle an. Er gab die Personenbeschreibung durch und ließ sich von Phil, Zamorra und den beiden Schwestern korrigieren. Dann lauschte er und legt schließlich auf.
»Ihr terroristischer Freund ist kein unbeschriebenes Blatt«, stellte er fest. »Mir wurde gerade erzählt, daß eine Verkehrsstreife heute nachmittag erheblichen Ärger mit einem Mann in einem schwarzen BMW 735i hatte, der den informierten Kollegen leider entwischen konnte, und es gibt eine Beschreibung, die auf diesen Mann passen könnte.«
Das interessierte Zamorra wenig.
»Finden Sie ihn«, verlangte er und dachte an Tendyke und die anderen.
Egal, was geschah - nichts war mehr rückgängig zu machen…
Warum war er nicht sofort hierher gefahren, statt sich in Tendyke’s Home mit Changs lukullischen Spezialitäten den Bauch vollzuschlagen? Vielleicht hätte er das magische Attentat verhindern können…
Aber nun war es passiert, und Zamorra gab sich selbst die Schuld daran…
***
Um 20.30 Uhr unterbrachen drei lokale Fernsehstationen ihr Programm und brachten ein Phantombild des Attentäters vom City-Hospital mit genauer Personenbeschreibung, mutmaßlichem Tathergang und der Warnung, der Täter der vermutlich auf den Namen Ombre höre und aus Baton Rouge, Louisiana, stamme, sei wahrscheinlich bewaffnet.
Bis Mitternacht wurde die Fahndungsmeldung alle halbe und ganze Stunden im Programm wiederholt.
Aber wer achtet schon darauf? Fahndungen gab’s täglich, und mit Morden und Mehrfachmorden ließen sich in Miami und Umgebung täglich Zeitungsseiten füllen. Nur wenig Zuschauer prägten sich Beschreibung und computergestaltetes Phantombild des mutmaßlichen Mörders ein.
Yves Cascal sah die Fahndungsmeldung in einem Jazzlokal an der Le Jeue Road, die Miamis Kernstadt in schnurgerader Nord-Süd-Richtung durchquerte und vom Highway Nr. 1 durch die Stadt und am Flughafen vorbei zur Okeechobee-Road reichte, die in die Everglade-Sümpfe hinaus führte. Die Musik war laut, das Bier schlecht und die Mädchen willig. Cascals Nebenmann am Tisch stieß den Neger an, deutete auf den Fernsehschirm und grinste: »Der sieht dir aber verteufelt ähnlich, Mann! Was glaubst du, ob ich die Belohnung kriege, wenn ich dich bei den Cops abliefere?«
Cascal zeigte sein Erschrecken über die Exaktheit der Beschreibung nicht. Er grinste zurück.
»No, Bruder. Die Belohnung kassiere ich selbst. Ich pack’ mich am Kragen und schleife mich zur nächsten Polizeistation. Bloß, lohnt sich das? Nur fünftausend Dollar… eh, ich bin mindestens das Zehnfache wert!«
Der Mulatte neben ihm grinste noch breiter, hob das Bierglas und stieß mit Cascal an.
Aber der Schatten fühlte sich nicht mehr wohl, seit er aus der Fahndungsmeldung erfahren hatte, was man ihm vorwarf…
***
Fast hätte Astardis schallend gelacht.
Zum Greifen nah war ihm Professor Zamorra gewesen, der verhaßte Feind. Auf dem Korridor, und später, nach seinem Zusammenbruch, im Arbeitszimmer der Stationsärztin. So nah, und Zamorra hatte ihn nicht erkannt. Hatte nicht gemerkt, daß Astardis direkt neben ihm stand - genauer gesagt der Scheinkörper in Gestalt jener Krankenschwester.
Die Vermutung des Dämons war eingetroffen. Das City-Hospital war so groß, daß nicht jeder jeden kennen konnte. Die Behauptung, aus einer anderen Station zu kommen und nur hier zu sein, um eine Bekannte zu besuchen, die als
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