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0419 - Schattenjäger

0419 - Schattenjäger

Titel: 0419 - Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schob die Spanplatte so lautlos wie möglich wieder vor die Türöffnung und schritt über den menschenleeren Flur davon. Ruhe war eingekehrt, jetzt endlich. Draußen war es längst dunkel geworden, drinnen brannte nur die Nachtbeleuchtung.
    An der Treppe blieb er stehen.
    Warum war er nicht schon vorher darauf gekommen? Es gab doch eine Möglichkeit, Ombre aufzuspüren. Vorhin hatte er mitten im Versuch darauf verzichtet, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, aber diesmal konzentrierte er sich wieder darauf. Er versetzte sich in eine Halbtrance, die ihn einerseits seine Umgebung so weit erkennen ließ, daß er sich darin bewegen konnte, ohne zu stolpern oder irgendwo anzustoßen, die es ihm andererseits aber ermöglichte, mit der Kraft seiner konzentrierten Gedanken das Amulett zu steuern.
    Er tat es nicht zum ersten Mal. Inzwischen hatte er längst Routine, und als er sah, wie sich der kleine Drudenfuß, das Pentagramm im Kreis, in der Mitte der Silberscheibe veränderte und ein Bild zu zeigen begann, wußte er, daß Ombre ihm nicht entgehen würde.
    Das Bild, einem Mini-Fernsehschirm gleich, zeigte ihm die Treppe. Es bewegte sich rückwärts in die Vergangenheit. Alles blieb leer. Niemand hatte in der letzten Stunde diese Treppe benutzt. Polizisten wie Krankenhauspersonal hatten auschließlich den Aufzug benutzt.
    Weiter ging es in die Vergangenheit…
    Und da sah Zamorra das grüne Leuchten, das die Treppe herauf jagte und vom schwachen Flirren zum intensiven Licht wurde. Er sah Ombre in diesem Leuchten, der sich rückwärts bewegte und an Zamorra vorbeistürmte, förmlich durch ihn hindurch…
    Da stoppte er mit seiner Willenskraft die Rückwärts-Schau. Er hatte den Zeitpunkt erreicht, in dem vor über zwei Stunden Ombre geflohen war. Von jetzt an folgte Zamorra dem Neger wieder »vorwärts«.
    In seinem Zustand der Halbtrance kannte er keinen Triumph. Er kannte nur sein Ziel, das er verfolgte: Ombres Spur in der Vergangenheit nicht mehr zu verlieren und nach Möglichkeit zu ihm aufzuschließen. Denn Ombre konnte unmöglich durchgehend im Laufschritt geflohen sein. Irgendwann mußte er einmal Pause machen, und diese Pausen konnte Zamorra im »Schnelldurchgang« überspringen.
    Bloß wenn Ombre zwischendurch ein Taxi oder ein eigenes Auto benutzt hatte, wurde es wieder problematisch.
    Aber daran dachte Zamorra jetzt nicht. Er folgte wie ein Schlafwandler der Spur, das Amulett in der Hand, auf dessen winzige Bildwiedergabe er sah, und er achtete nicht auf die überraschten Gesichter der beiden Wachmänner, die unsinnigerweise immer noch ihren Dienst versahen, obgleich die Menschen, die sie zu bewachen hatten, nicht mehr lebten, und auch nicht den erstaunten Blick des jungen Mannes in der Glaskanzel, der geglaubt hatte, Zamorra hätte längst mit allen anderen das Krankenhaus wieder verlassen.
    Die Türautomatik ließ Zamorra passieren. Er trat in die Nacht hinaus. Seine Erschöpfung, die rapide zunahm, spürte er nicht bewußt.
    Er jagte den Schatten!
    ***
    Astardis brauchte nicht auf eine Audienz bei Luzifuge Rofocale zu warten. Kaum näherte er sich dem höllischen Palastbereich von LUZIFERs direktem Stellvertreter, als er auch schon aufgefordert wurde, vor Luzifuge Rofocale zu erscheinen. Vorbei an wimmelnden Hilfsgeistern und scheußlich geformten Kreaturen, deren einzige Daseinsberechtigung es war, mit ihren Dienstleistungen ihrem Herrn zu Willen zu sein, bewegte Astardis seinen Doppelkörper durch ein Flackern von Schatten und Dunkelheit, bis er schließlich vor dem Thron des Gehörnten stand und sich verneigte, wie es die Vorschrift verlangte.
    Jetzt wie immer zeigte er sich nicht persönlich, sondern verblieb nach wie vor in seinem Versteck. Aber sein Doppelkörper, der so handelte wie Astardis selbst, war hier gegenwärtig. Luzifuge Rofocale spürte anhand der fehlenden schwarzmagischen Aura, daß er es wieder mal nur mit diesem Doppelkörper zu tun hatte. Irgendwann vor vielen Äonen mußte Astardis einmal eine sehr schlechte Erfahrung gemacht haben und hatte seinen Unterschlupf seitdem nicht mehr persönlich verlassen. Luzifuge Rofocale konnte dieses Sicherheitsbedürfnis des Dämons gleichgültig sein, solange Astardis genau das tat, was seinem Zweitkörper gesagt wurde.
    Diesmal war Luzifuge Rofocale nicht völlig sicher.
    Er verlangte einen ausführlichen Bericht.
    Astardis erzählte. Er hatte den Ort gefunden, von dem aus die telepathische Botschaft ICH BIN! abgesendet worden war, aber er

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