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0419 - Schattenjäger

0419 - Schattenjäger

Titel: 0419 - Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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trug er sie wieder. Das weiße Prachtgewand, das man ihm als Nothilfe angezogen hatte, lag achtlos auf seinem Bett. Zamorra vermißte sein Amulett. Aber als er es dann rief, flog es ihm nur eine Sekunde später aus der Zimmerwand entgegen und lag kühl in seiner Hand, so daß er es sich umhängen konnte.
    Jetzt fühlte er sich nicht mehr ganz so nackt und wehrlos. Nur wie er hierher gekommen war, wußte er immer noch nicht.
    Er verließ das Zimmer und lief der Stationsschwester fast in die Arme. Die erkannte ihn und wollte ihn energisch ins Krankenzimmer zurückdrängen.
    Ebenso energisch ließ Zamorra sich das nicht gefallen. Er wollte wissen, wie er hierher gekommen war, und sich nicht einsperren lassen. Er war doch vollkommen gesund!
    Die Stationsschwester rief den Arzt und ließ die beiden dann miteinander allein. Immerhin hatte sie genügend echte Patienten, um die sie sich kümmern mußte. Dann saß Zamorra Doc Dembley in dessen Mini-Büro gegenüber. Dembley, ein etwa vierzigjähriger Neger, setzte eine Zigarette in Brand und bot auch Zamorra eines seiner filterlosen Stäbchen an.
    Das hatte der Parapsychologe auch noch nicht erlebt, daß ein Arzt seinen Patienten Zigaretten anbot. Der gute Doc Dembley schien ein ganz besonderes Herzchen zu sein.
    »Man hat Sie gestern abend gefunden, Mister Zamorra, in der Le-Jeune-Road ganz in der Nähe der Kreuzung mit der Seventh Street. Sie lagen bewußtlos auf dem Gehsteig. Die Leute, die uns alarmierten, haben Sie erst für betrunken gehalten, aber dann konnten wir bei der Blutprobe keinen Alkohol feststellen, dafür aber eine hochgradige Erschöpfung. Sie müssen ja wenigstens achtundvierzig Stunden lang unter Streß ununterbrochen auf den Beinen gewesen sein. Darf ich fragen, weshalb Sie in so unverantwortlicher Weise mit Ihrer Gesundheit gespielt haben, Mister Zamorra?«
    »Nein.« Knapper konnte eine Antwort nicht ausfallen. »Ich bin im City-Hospital?«
    »Ja.« Doc Dembley, der mit Genuß rauchte, konnte auch knapp antworten.
    »Seit wann?«
    »Gegen elf Uhr gestern abend hat man Sie gefunden…«
    »Dann habe ich also fast zehn Stunden geschlafen? Dann kann ich ja gehen.«
    Zamorra wollte sich erheben. Dembley war schneller. »Bitte, Mister Zamorra, wir müssen Sie noch eine Weile hier behalten. Ihr Zusammenbruch kann ernste Folgen nach sich ziehen. Erst wenn die Nachuntersuchung ergibt, daß…«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich bin gesund. Um das festzustellen, brauche ich mich nicht untersuchen zu lassen. Und Sie können mich nicht daran hindern, das City-Hospital sofort zu verlassen.«
    »Moment mal, so schnell geht das auch nicht!« behauptete Dembley. »Stimmt, ich kann Sie nicht festhalten, aber dann werden Sie mir eine Erklärung unterschreiben, daß Sie jede Verantwortung für die Folgen auf sich nehmen. Die kann ich nämlich dann nicht tragen. Und dann wäre noch die Rechnung…«
    »Die schicken Sie meiner Versicherung«, wehrte Zamorra ab.
    Er unterschrieb das Formular. Zehn Minuten später stand er draußen vor dem Krankenhaus in der Vormittagssonne. Tierischer Hunger machte sich in ihm bemerkbar, und genau gegenüber entdeckte Zamorra auf der anderen Straßenseite einen Schnell-Imbiß. Dessen Besitzer hatte offenbar eine Marktlücke in Patienten erkannt, denen die Krankenhauskost nicht zusagte und die sich ein paar besser schmeckende Häppchen nebenher genehmigen wollten.
    Und dann wunderte sich der Imbiß-Besitzer, welche Mengen dieser hochgewachsene Mann im hellen Leinenanzug verputzen konnte. »Mann, Sie müssen ja ausgehungert sein wie ein Wolf! Wollen Sie mir auch die letzten Vorräte wegfuttern?«
    Zamorra kaute nur. Er fühlte sich endlich wieder richtig satt. Sein Körper, durch die magischen Experimente geschwächt, brauchte die Kalorien dringend. Er besaß seine eigenen Methoden, mit der Erschöpfung fertig zu werden, und als er den Imbiß verließ, war er nicht einmal mehr so müde wie vorhin.
    Er dachte an Nicole, die in Brasiliens Tropendschungel bei der Waldhexe Silvana steckte. Ob sie über die innige Verbindung zwischen ihnen beiden etwas von seinem Zusammenbruch mitbekommen hatte? Hoffentlich nicht, dann brauchte sie sich keine unnötigen Sorgen zu machen.
    Er sehnte sich nach ihr, obgleich sie erst ein paar Tage voneinander getrennt waren. Und er hoffte, daß der Heilungsvorgang schnell vonstatten gehen würde, damit er Nicole bald wieder in die Arme schließen konnte.
    Aber jetzt war etwas anderes wichtiger. Ombre, der

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