042 - Invasion der Käfer
wäre, wenn der Käfer, den wir vernichtet hatten, den Co-Piloten angesprungen hätte! Zufall? Ich schüttelte den Kopf.
„Nein“, antwortete ich rauh. „Es war kein Zufall. Jemand will nicht, daß wir ihm ins Werk pfuschen. Aber jetzt hat er mich neugierig gemacht.“ Ich schwieg, lächelte Harry an. „Komm“, sagte ich dann. „Gehen wir zurück auf unsere Plätze.“
Hinter der Tür stieß ich fast mit Linda zusammen. Sie sah mich an, als stünde ein Geist vor ihr. Verschreckt, angstvoll, am ganzen Körper zitternd.
„Doc …“, stammelte sie. „Es - es …“
„Er ist tot“, beruhigte ich sie. „Er wird niemanden mehr anspringen, Linda.“
Sie schüttelte den Kopf.
„Das ist es nicht, wovor ich mich fürchte“, kam ihre flüsternde Antwort. „Sehen Sie mal aus einem der Fenster, Doc.“
Ich rannte an eines der Bullaugen, starrte hinaus.
Die Tragflächen waren schwarz. Überall klebten sie. Am Rumpf, neben den Fenstern, am Heck. Käfer, wo ich auch hinsah! Schwarz, schillernd, gefährlich. Ich hatte keine Ahnung, wie sie dorthin gekommen waren, aber jetzt waren sie da. Klebten an den Wänden, warteten. Irgendwann mußten wir ja mal landen und die Maschine verlassen …
„Ray?“
Ich sah Harry an.
„Ja?“
„Hast du eine Vorstellung davon, wie wir hier heil rauskommen?“
Ich schüttelte langsam den Kopf.
„Nein, Harry. Aber jetzt müssen wir uns ein paar Gedanken machen. Wir landen in einer Dreiviertelstunde.“
Ich starrte wieder hinaus. Es war, als würden mich ihre häßlichen, kleinen Augen angrinsen. Böse und schwarz funkelten sie in der Sonne.
Geduldig warteten sie …
Die Stille im Cockpit ist erdrückend. Nachdenken, schweigen, fieberhaft nach einem Ausweg suchen. Kurz sehe ich zu Harry hinüber. Er scheint völlig weggetreten zu sein, so ist er in seine Gedanken vertieft. Und Linda geht es ebenso. Sie hat ihre Ruhe zurückgewonnen. Jeder von uns ist ruhig, sogar der Co. Vor ein paar Minuten hat er den Leuten im Passagierraum gesagt, daß es sich bei den Käfern um harmlose Tiere handelt. Man hätte schon des öfteren mit ihnen zu tun gehabt. Die Leute glotzen jetzt neugierig aus dem Fenster, aber sie haben keine Angst mehr.
Mein Gott, wenn sie wüßten …
„Eine halbe Stunde noch“, sagte der Co in die Stille hinein. „Für eine weitere Stunde könnten wir noch in der Luft bleiben. Dann sind die Tanks leer, und wir müssen hinunter.“
Harry sieht mich an, schüttelt sacht den Kopf.
„Ich habe mir alles überlegt, Ray, aber was wir auch tun, wir werden auf Schwierigkeiten stoßen. Man könnte ein Flugzeug mit Chemikalien anfordern. Sie sollen uns bestreuen und besprühen. Aber ehe man den Leuten den Ernst der Situation klargemacht hat, vergehen Stunden. Wie wollen wir ihnen begreiflich machen, daß es sich um eine verdammt tödliche Pest handelt? Und wo so schnell Tonnen von Ungeziefervertilgungsmittel herbekommen? Wer weiß, ob das Zeugs überhaupt hilft? Es sind ja riesengroße Viecher und keine kleinen Krabbelkäfer, für die das Gift entwickelt wurde.“
Harry verfiel wieder ins Meditieren. Und dann kam mir die Idee.
„Die Luxuskabine muß geräumt werden!“ Ich springe in die Höhe, während der Co schon den kleinen Knopf für die Stewardeß drückt. Zeit kann lebenswichtig sein, und er stellt keine weiteren Fragen.
„Linda, wir müssen es mit Ihnen versuchen“, sage ich. „Sie haben uns mit Ihren Fähigkeiten schon oft helfen können. Vielleicht gelingt es auch diesmal.“
Harry sieht mich verblüfft an, dann schlägt er sich mit der Hand gegen die Stirn.
„Mann, daß ich darauf nicht selbst gekommen, bin! Wirklich, es ist unsere einzige Chance! Du bist ein hervorragendes. Medium, Linda. Vielleicht kannst du dich mit unserem Freund aus dem Grab in Verbindung setzen. Herrgott, Ray, wir müssen uns beeilen. Linda braucht ihre Zeit, bis sie soweit ist.“
Die Leute, die in der ersten Klasse meckern, als Carla sie bittet, den abgeschlossenen Raum für eine Weile zu verlassen. Aber dann ist der ruhige, fast schalldichte Raum frei. Linda ist blaß, sie fürchtet sich ein wenig. Still liegt sie da - bleich, ruhig, wie eine Tote.
„Entspanne dich, Mädchen …“ Meine Stimme klingt leise, einlullend. „Vergiß deine Umwelt. Es gibt nur noch Raum. Weder Zeit noch Licht, noch Dunkelheit. Nur der unendliche Raum. Suche Teuchma Thsal, den toten König der Ägypter. Rufe seinen Geist, Linda. Er soll zu uns kommen …“
Sie hält die Augen
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