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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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spanischen Einschlag.
    »Ich möchte gerne den Chef sprechen«, sagte ich freundlich.
    »Und warum?«
    »Sie werden es nicht glauben, das will ich ihm nur persönlich sagen«, strahlte ich treuherzig. »Ist er da?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf und blies gekonnt ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Mister Bennett ist verreist. Ich vertrete ihn. Sie müssen sich an mich wenden, wenn Sie eine Auskunft haben wollen.«
    »Wie kommen Sie auf Auskunft?«, hakte ich ein.
    »Nun, Geschäftsmann sind Sie nicht«, sagte sie zögernd. Wir standen immer noch zwischen Tür und Angel. Plötzlich wurde mir bewusst, dass wir uns wie Hund und Katze gegenüberstanden. Sie war abwehrbereit und zeigte die Krallen. Irgendetwas machte mich misstrauisch. Noch nie hatte ich so eine gespannte Atmosphäre bei einem harmlosen Firmenbesuch vorgefunden. Irgendetwas war faul.
    Ich spielte jetzt mit offenen Karten. Kurzerhand zeigte ich meinen Ausweis, auf den sie einen schnellen Blick warf.
    Sie erschrak nicht, doch ich merkte, dass sie noch unzugänglicher wurde.
    »Also«, sagte ich und ließ mich in den Besucherstuhl fallen, ohne die Tür aus den Augen zu lassen, »dann erzählen Sie mir bitte, wo ich Mr. Bennett finde. Außerdem möchte ich wissen, wie viel Leute Sie beschäftigen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, möchte ich gerne eine Namensliste haben.«
    Sie kam näher und setzte sich halb auf den Schreibtisch. Ihre makellosen langen Beine konnten sich auf jedem Mannequinlaufsteg sehen lassen.
    »Wir haben keine Leute mehr«, sagte sie ruhig. »Die Firma besteht nur noch aus Mr. Bennett und mir.«
    Verblüfft sah ich auf.
    »Sind Sie pleite?«
    »Das nicht«, lächelte sie. »Wir haben uns nur umgestellt. Import und Export. Die Firma steht hier zum Verkauf. Die Produktion wurde schon in dem Moment eingestellt, da Mr. Bennett die Fabrik übernahm. Es lohnte sich nicht mehr.«
    »Warum kaufte er dann?«
    »Weil er sie billig bekam. Er will sie mit Gewinn Weiterverkäufen.«
    »Und Sie haben seitdem auch keine neuen Investitionen mehr gemacht, oder?«, sagte ich nebenbei.
    »Keine, außer meiner Einstellung.« Das war eine offensichtliche Lüge. Ich hatte es schriftlich, dass auf den Namen der Stephan Foster Inc. im letzten halben Jahr eine der modernsten Schleifmaschinen in Kleinbauweise geliefert worden war.
    »Wen suchen Sie eigentlich?«, fragte sie mich direkt und sah mich kampfeslustig an. Die Verwandlung ihrer Gesichtszüge in wenigen Sekundenbruchteilen war erstaunlich.
    »Ein paar Leute, die mir für meine Ermittlungen sicher nützlich sein können«, sagte ich freundlich. »Kennen Sie zufällig einen gewissen Braniff?«
    »Nie gehört, den Namen.«
    Sie hatte mir noch gar nicht ihren Namen gesagt. Eine Sekunde sah ich sie prüfend an, doch sie kam mir zuvor.
    »Manuela Carandine«, sagte sie. »Stehe ich auch auf Ihrer Liste, G-man?«
    »Keineswegs«, beruhigte ich sie. »Wann kann ich Mister Bennett sprechen?«
    »Vielleicht in zwei Wochen. Er ist viel unterwegs. Oder erst in zwei Monaten. Quien sabe?«
    Das Telefon summte, und sie drehte sich mit katzenhafter Gewandtheit um. Sie ging um den Schreibtisch herum und nahm den Hörer ab. Dabei presste sie die Hörmuschel so dicht an ihr Ohr, dass kein Ton zu verstehen war. Dann sprudelte sie ein paar spanische Sätze heraus und legte schlagartig auf. Trotz meiner mangelhaften Kenntnisse der Sprache erfasste ich das Wort für Polizeiagent. Ohne mir etwas anmerken zu lassen, stand ich auf.
    »Würden Sie mir noch verraten, für welchen Zweck Ihre Firma am 14. Oktober diese Maschine bestellt hat?« Ich las ihr die Katalognummer von meinem Zettel vor. »Die Sendung ging acht Tage später per Fernlaster an Sie ab, und der Empfang wurde ordnungsgemäß quittiert.«
    »Dafür ist Mr. Bennett zuständig«, sagte sie kühl wie drei Eiswürfel im leeren Glas.
    ***
    Ich gab es auf und räumte das Feld. Ich hatte im Augenblick keine Handhabe gegen sie. Sie versteckte eine ganze Menge vor mir. Die Story, die sie mir auf tischte, war etwas zu dünn, um glaubhaft zu wirken. Zuerst musste ich nähere Einzelheiten über den Chef der Firma in Erfahrung bringen.
    Auch wenn er nicht greifbar war, interessierte mich seine Rolle. Aus den Katalogresten in Braniffs Zimmer war mit genügender Sicherheit zu entnehmen gewesen, wofür die Maschine gebraucht worden war. Und jetzt nach dem Juwelenraub würde die Bande unverzüglich an das Umschleifen gehen.
    Wo sollte das unauffälliger gehen als in einer

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