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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wodkaseliger Stammtischlaune. Ernsthafter werdende Spekulationen waren gefolgt, und schließlich war dieses Experiment angeordnet worden.
    Und deshalb befand sich Saranow jetzt mit der GOGOL, seinem Team und den drei Telepathen zwischen Australien und Neuseeland in internationalen Gewässern.
    Er hatte selbst anfangs nicht für möglich gehalten, daß es gelingen würde.
    Aber es war zumindest im Grundsatz gelungen.
    Da bäumte sich Tatjana auf. Ihr Lächeln war verschwunden, war einer Fratze des Entsetzens gewichen. »Yannatehs Ring«, schrie sie auf und brach bewußtlos zusammen.
    ***
    In der Krankenstation erwachte sie viele Stunden später wieder. Saranow und Dr. Rasputin saßen neben ihr. »Was ist passiert, Tatjuschka?« fragte Saranow leise. Er strich dem Mädchen durch das dünne Haar. »Kannst du dich daran erinnern?«
    Sie sah ihn seltsam an, so, als sei ihr Geist unendlich weit entfernt in einer anderen Galaxie. »Ich … ich weiß nicht«, sagte sie.
    Saranow wechselte einen Blick mit Dr. Rasputin. Der Arzt nickte.
    Tatjana runzelte die Stirn. »Sie ist stärker belastbar, als Sie denken«, sprach sie Rasputins Gedanken aus. Der Zwerg wurde nicht einmal rot. Er war wie die anderen in Tatjanas Nähe längst gewohnt, daß kein noch so privater Gedanke vor ihr sicher war. Sie konnte nichts dafür. Sie nahm es einfach auf.
    »Yannatehs Ring, sagtest du«, begann Saranow. »Wie kommst du auf diesen Begriff? Was bedeutet er? Du hast aufgeschrien und das Bewußtsein verloren.«
    »Yannatehs Ring«, echote sie. »Ich … ich weiß nicht. Nichts darüber. Fremd. Absolut fremd, Väterchen Boris. Es … es waren nicht meine Gedanken.«
    »Nicht deine Erinnerung?« hakte Saranow nach.
    »Ich glaube … ich glaube, ›Fedor‹ dachte es.«
    »›Fedor‹? Moment mal. Du hättest es doch erst umsetzen müssen in unsere Sprache, und dann wären es deine eigenen …«
    Sie schüttelte nur den Kopf. »Nein, Väterchen. Ich kann es nicht erklären. Dräng mich nicht.«
    Er respektierte ihren Wunsch. Er drängte sie nicht. Auch Tage später noch nicht, und von selbst sprach sie das Thema nicht wieder an. Was auch immer der Begriff ›Yannatehs Ring‹ zu bedeuten hatte – ob er wirklich von dem Delphin kam oder einen glaubhafteren anderen Ursprung hatte – es blieb ein Rätsel.
    Niemand ahnte, was in jenen Augenblicken wirklich geschehen war. Dazu reichte die Fantasie der Menschen an Bord der NIKOLAI GOGOL einfach nicht aus …
    ***
    »Nein«, keuchte Beatrice. »Das gibt’s nicht … da erlaubt sich einer einen Scherz mit uns … das ist alles abgesprochen …«
    Ein großer Dreimastsegler hatte sich fast geräuschlos um die Felskante geschoben und glitt jetzt draußen über das Meer, wo es noch tief genug war, um so einem Giganten das Manövrieren zu erlauben. Die Segel waren halb gefüllt. Am Toppmast wehte eine schwarze Flagge mit dem weißen Totenkopfsymbol. Und am Vordersteven die Galionsfigur – ein Skelett …
    Kanonenrohre ragten aus Luken in der Bordwand. Und von einem Moment zum anderen begannen sie zu feuern!
    Der Reihe nach schossen sie ihre mörderischen Ladungen ab!
    Die erste Kugel ließ gut zwanzig Meter vor der SEAFOX das Wasser aufspritzen. Die zweite lag einen Steinwurf zu weit rechts, aber überlaut war das Dröhnen der Schüsse zu hören.
    Zwei weitere Kugeln flogen über die SEAFOX hinweg, haarscharf über die Aufbauten, und schlugen auf der Plattform ein. Es mußten Geschosse sein, die pulvergefüllt waren und explodierten, denn zwischen den Basaltsteinen flogen sie wie Handgranaten auseinander!
    »Weg hier!« schrie Jessica entsetzt. Sie stürmte über das Deck zum Steuerstand hinauf, warf die beiden Turbodiesel an. Aber die Schrauben faßten nicht mehr genug Wasser. Die SEAFOX setzte innerhalb weniger Sekunden mit dem Kiel auf und ließ sich nicht mehr weiter manövrieren.
    Erst die Flut würde die Yacht wieder befreien können …
    Aber dann war es zu spät! Immer noch schoß der Dreimaster mit der Piratenflagge. Inzwischen glaubte auch Beatrice nicht mehr, daß es sich um einen abgesprochenen Gag handelte, um den abenteuerlichen Eindruck der Schatzsuche noch zu verstärken. Das hier war bittere Wirklichkeit.
    Die Radarantenne über dem Steuerstand flog in weitem Bogen davon. Jessica schrie gellend.
    Zwei weitere Kugeln schlugen in den Rumpf der SEAFOX und rissen riesige Löcher. Die vierte zertrümmerte die Maschinen. Einer der Tanks explodierte. Innerhalb von

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