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0422 - Der Pirat und die Hexe

0422 - Der Pirat und die Hexe

Titel: 0422 - Der Pirat und die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Sekundenbruchteilen stand das Achterdeck in hellen Flammen.
    Beatrice wuchs über sich hinaus.
    Sie erstürmte ebenfalls den Steuerstand. Sie schob die wimmernde Jessica beiseite und hoffte, daß die Batterie das Funkgerät noch mit Strom versorgte. Die Kontrollen zeigten Grün. Beatrices Finger hämmerten auf die Morsetaste. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz … in unentwegter Folge.
    SOS.
    Bis ein weiterer Schuß die Funkantenne abriß.
    Da war es für die beiden Mädchen an der Zeit, das brennende Wrack der SEAFOX zu räumen, und sie konnten nur noch hoffen, daß ihr Notruf gehört worden war und jemand es geschafft hatte, den Standort des Senders anzupeilen.
    Der Dreimast-Segler mit der Piratenflagge rauschte davon.
    Er feuerte nicht mehr. Er hatte die SEAFOX zerstört, drehte ab und verschwand innerhalb weniger Minuten außer Sichtweite.
    Zurück blieb das Chaos …
    ***
    Knapp eine Stunde später war ein Patrouillenboot der Küstenwache da. Es nahm Beatrice Langdon, Jessica Cyleen und den schwer verletzten Luc Bonnard an Bord.
    Die anderen waren tot. Bonnard lebte gerade noch lange genug, um etwas von einem Ring zu fantasieren, der im Gegensatz zu allen anderen Fundstücken hell glänzte und leuchtete. Aber von dem Schatz fand man nichts. Die Kugeln des Piratenschiffes hatten ganze Arbeit geleistet. Die Steinplatte war wieder über das Loch geschoben worden, und was die Männer aus der Vertiefung hochgerafft hatten, mußte ebenfalls vom Luftdruck oder der Explosion einer Kugel zurückgeschleudert worden sein, oder – es war einfach verschwunden.
    Auch der Ring, den Bonnard aufgenommen hatte, war nicht mehr aufzufinden.
    Das neuseeländische Küstenwachboot brachte die Schiffbrüchigen nach Wellington. Sprengstoff-Experten der Marine untersuchten die Reste der ausgebrannten SEAFOX und die Plattform und kamen zu der Erkenntnis, daß Geschosse verfeuert worden sein mußten, die der Pulvermischung nach vor ein paar Jahrhunderten hergestellt worden waren. Heutzutage verwendete man ganz andere Mischungen, die wirkungsvoller waren.
    Aber den beiden überlebenden Mädchen reichte die Wirkung auch so.
    Daß ein Dreimast-Segler mit Piratenflagge auf sie geschossen hatte, glaubte ihnen niemand.
    Erst als ein Fischkutter vor der tasmanischen Küste, volle zwei Längengrade westlich des ersten Vorfalls, einen Notruf absandte, der mitten im Wort abriß, und als man dann nur noch ein paar auf dem Meer schwimmende Planken fand, wurde man endlich aufmerksam.
    Aber noch am gleichen Tag holte sich der Piratensegler, gut tausend Seemeilen weiter nordöstlich, sein nächstes Opfer. Und diesmal gab es wieder Augenzeugen, die das Schiff hervorragend beschreiben konnten.
    Ein Segelschiff, das wie im Mittelalter aussah und alles und jeden angriff? Ein Piratenschiff, von dem niemand wußte, woher es kam und wie es so unheimlich schnell so große Entfernungen überbrücken konnte, zumal auch noch der Wind ungünstig stand?
    Experten neigten dazu, an das Vorhandensein gleich mehrerer gleich aussehender Schiffe zu glauben. Aber wo sollte diese ganze Seglerflotte herkommen? Die Schiffe mußten doch auf irgend einer Werft gebaut worden sein …
    Unerbittlich holte der Pirat seine Opfer. Und das Rätsel um das gespenstische Killerschiff wurde nicht kleiner …
    ***
    Gegenwart:
    »Seitdem sind die neuseeländische und auch die australische Küstenwache in ständigem Alarmzustand«, sagte Siccine. »Und weil wir zufällig gerade mit der ANTARES in der Nähe sind, gilt das auch für uns. Wie man sieht, hat es sich als nützlich erwiesen – wir haben den verdammten Piraten versenkt.«
    »Zufällig, sagt er«, grinste Kapitän Retekin den Commander an. »Da wäre ich mir gar nicht so sicher … Sie haben sich nicht etwa zufällig dafür interessiert, was wir hier machen?«
    »Natürlich«, gestand Siccine. »Und? Ist das strafbar? Da könnte ich mir schon eher vorstellen, daß der Genosse Saranow wegen Geheimnisverrats festgenommen wird. Immerhin hat er eben ganz offen verraten, woran hier geforscht und experimentiert wird …«
    Saranow zuckte mit den Schultern.
    »Na und?« sagte er. »Ich habe keinerlei Geheimhaltungsvorschriften erhalten. Es befindet sich kein Kontrolloffizier des KGB an Bord. Die Zeiten sind nicht mehr so wie früher, Commander Siccine. Seit Michail Sergej Gorbatschow im Kreml den Ton angibt, hat sich eine Menge geändert – zum Positiven wie zum Negativen. Positiv ist immerhin, daß wir jetzt auch mal

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