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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas mußte ihn geweckt haben, da war er aufgestanden und in den Wohnraum gegangen, wo es ihn dann erwischt hatte.
    Dieses Zimmer interessierte den Kommissar besonders. Dort sah er auch den Schreibtisch, der zwar ebenfalls untersucht worden war, doch der Kommissar wollte noch einmal in den Unterlagen nachschauen. Möglicherweise fand er eine Spur, die seine Kollegen übersehen hatten.
    Als er einmal kurz vom Schreibtisch aufsah, fiel sein Blick auf ein Bild.
    Robert Moor hatte alte Sachen gesammelt. Keine sehr wertvollen Antiquitäten, aber er hatte auch ein Faible für Gemälde gehabt. An den Wänden hingen zahlreiche Ölgemälde von unterschiedlicher Größe und verschiedenen Motiven.
    Die meisten konnte man getrost vergessen, bis auf das eine, das der Kommissar jetzt betrachtete.
    Es war ein Bildnis des Schreckens.
    Zwei gefährliche Monstren waren darauf zu sehen. Wilde Tiere mit mächtigen Krallenpranken, gorillaähnlichen Gesichtern und Muskeln, an denen der gute Arnold Schwarzenegger seinen Spaß gehabt hätte. Die Bestien hatten die Mäuler aufgerissen. Ihre beiden Zahnreihen leuchteten in einem kalkigen Weiß.
    Sie standen auf dem Sprung. Irgendein Hindernis hatten sie bereits überwunden. Wahrscheinlich eine Tür oder ein Tor. Das Holz war herausgefetzt, und sie waren dabei, eine Flammenhölle zu verlassen. Ob das Feuer ihren Auftritt nun begleitete oder sie vernichten wollte, war leider nicht festzustellen.
    Will Mallmann schluckte. Dieses Motiv hätte er nicht erwartet.
    Wie war sein Kollege überhaupt dazu gekommen, sich ein solches Gemälde anzuschaffen?
    Kopfschüttelnd stand Will Mallmann davor. Das Bild war gut zwei Meter hoch und strahlte einen gewissen Schrecken aus. Die Bestien waren so realistisch gemalt, daß sie aussahen, als würden sie jeden Augenblick auf den Betrachter zuspringen.
    Will dachte wieder an die Worte des Kollegen. Er vergegenwärtigte sich die Bilder des Toten. Robert Moor war auf eine furchtbare Art und Weise ermordet worden, als hätten irgendwelche Bestien ihn in den Klauen gehabt.
    Die Gestalten auf dem Bild paßten dazu.
    Aber sie waren gemalt, nicht echt. Sie konnten den Mann nicht umgebracht haben.
    Wenn man normale Maßstäbe anlegte…
    Und gerade da wurde der Kommissar stutzig. Will Mallmann hatte in seinem Leben schon einiges mit- und durchgemacht. Er wußte, daß es rätselhafte Ereignisse gab, die man hinnehmen mußte, die aber kaum zu erklären waren, weil da ein Faktor die Verantwortung trug, den die meisten Menschen schon vergessen hatten oder nicht akzeptieren wollten.
    Magie!
    Hatte sein Chef ihn deshalb nach Nürnberg geschickt? Der Kriminalrat war ein alter Fuchs. Will konnte sich gut vorstellen, daß er hinter dem Mord mehr gesehen hatte als alle anderen, und der Kommissar nahm sich vor, das Bild untersuchen zu lassen. Allein konnte er es kaum aus dem Haus schaffen, man mußte ihm Unterstützung schicken.
    Zuvor wollte er es noch genau abtasten. Dazu ging er nahe an das Gemälde heran.
    Seine Fingerkuppen fuhren über die Fläche. Er fing obenan, tastete sich weiter vor und fühlte eigentlich nichts, was für ein Ölgemälde ungewöhnlich gewesen wäre. Er ertastete wegen der ungleich aufgetragenen Farbe »Berge« und »Täler«. Er zeichnete die Konturen sehr genau nach und konnte schließlich nur die Schultern heben, da er nichts Unnormales entdeckt hatte.
    Auch die zweite, vordere Gestalt der Bestien nahm er unter die Lupe. Die beiden Wesen standen hintereinander. Er strich über den Kopf, die Stirn, die Augen, die Ohren, das Kinn, die Schnauze…
    Will Mallmann schüttelte plötzlich den Kopf. Etwas gefiel ihm gar nicht, war anders als sonst.
    Er zog seinen Arm zurück und sah sich seine Hand an. Besonders die Kuppen des Zeige- und Ringfingers.
    Dicht unter dem Nagel schimmerte etwas Rotes.
    Mallmann nickte, er wußte Bescheid.
    Das war Blut!
    ***
    In den folgenden Sekunden stand er stocksteif auf dem Fleck und dachte nur nach. Ein kalter Schauer lief von seinem Nacken herab über den Rücken und wollte einfach nicht weichen.
    Mallmann grübelte über eine Erklärung nach. Woher stammte das Blut? Es gab nur eine Möglichkeit. Es mußte von dem toten Kollegen sein. Aber wie war es auf das Bild gelangt?
    Die Kollegen hatten die gröbsten Spuren beseitigt. Nur noch einige dunkle Flecken auf den Polstern der Sitze und auf dem Teppich zeugten davon, welch eine Tragödie sich hier abgespielt hatte. Aber wer hatte so grausam zugeschlagen?
    Das war eine Frage,

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