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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Lenkrad und startete.
    Er benötigte erst einmal Ruhe, um nachdenken zu können. Am Weg fand er ein kleines Café. Er nahm in dem überheizten Raum Platz und bestellte einen Weinbrand und einen Kaffee. Beides trank er in kleinen Schlucken. Dabei dachte er nach.
    Das Stimmengemurmel der anderen Gäste störte ihn dabei nicht.
    Weber war hergekommen, um nachzudenken. Seine Gedanken drehten sich um einen Mann namens John Sinclair.
    Persönlich hatte er den Yard-Oberinspektor noch nicht kennengelernt, aber viel von ihm gehört. Will Mallmann hatte oft genug über ihn berichtet. Jeder Fall, den die beiden Männer gemeinsam gelöst hatten, war in das Gebiet des Okkulten, des Nichtfaßbaren abgeglitten, wo man mit normalen Methoden nicht weiterkam. Aus diesem Grunde war Will Mallmann so etwas wie ein deutscher Geisterjäger geworden.
    Was er sagte, hatte Hand und Fuß. Als die Kellnerin kam und kassierte, hatte sich Weber entschlossen.
    Er würde in London anrufen.
    Das tat er im Präsidium und hatte das Pech, John Sinclair nicht zu erwischen. Statt dessen verband man ihn mit seinem Chef, Sir James Powell. Auch dieser Name war Weber geläufig. Die beiden Männer sprachen ungefähr fünf Minuten sehr sachlich miteinander.
    Dann hatte Weber den Engländer überzeugt.
    John Sinclair würde kommen. Nur eines war dabei noch unklar.
    Der Zeitpunkt.
    ***
    Nürnberger Lebkuchen, die Spielwarenmesse und der weltberühmte Christkindl-Markt fielen mir ein, wenn ich an Nürnberg dachte.
    Ich selbst hatte dort noch nie zu tun gehabt, aber das sollte sich ja jetzt ändern. Wenn Will rief, brannte es zumeist. Diesmal hatte es ihn erwischt.
    Mein Hals war trocken, als ich den blauen Leih-BMW mit den dicken Winterreifen auf dem Parkplatz des Krankenhauses ausrollen ließ. Für mich war es Ehrensache, den Kommissar zu unterstützen.
    Um mich aber einschalten zu können, mußte ich zunächst einmal mit ihm über seine Erlebnisse reden.
    Natürlich hatte ich mit Kriminalrat Weber, Mallmanns Vorgesetztem, gesprochen. Zentraler Punkt in diesem Fall schien ein schreckliches Gemälde zu sein. Ein Bild, das unter Umständen lebte.
    Wie der genaue Zusammenhang war, wußte ich nicht, darüber sollte mir Mallmann Aufklärung geben.
    Ich hatte mich sicherheitshalber beim Oberarzt der Station angemeldet und durfte kommen. In der Halle war es warm, die Kälte blieb zurück, ich knöpfte meinen Mantel auf und trug meine Wünsche der Angestellten am Empfang genau vor.
    Sie lächelte, nickte und telefonierte schließlich mit dem Arzt.
    Ich mußte noch etwas warten. Schließlich erschien ein grauhaariger Mann, der noch einen jugendlichen Gang hatte, und stellte sich als Doktor Heister vor.
    »Ich bin John Sinclair.«
    »Von Scotland Yard?«
    »Genau.«
    Dr. Heister lächelte. »Ich hätte nie gedacht, daß der Fall so große Kreise ziehen würde.«
    »Manchmal sind es eben die relativ kleinen Dinge, die große Wellen werfen.«
    »Aber strengen Sie den Patienten nicht zu sehr an!« bat er mich.
    »Geht es ihm schlecht?«
    »Ich würde sagen, den Umständen entsprechend. Er hat eine gute Konstitution und den festen Willen, gesund zu werden…« Der Arzt lächelte. »Sie werden es ja erleben.«
    Mit dem Fahrstuhl fuhren wir in die dritte Etage. Der Gang roch wenig freundlich, die Zimmertüren standen zum Teil offen. Hinter einer Doppelglastür wurde es stiller.
    Hier lagen die schwereren Fälle. Der Arzt klopfte an die Tür mit der Nummer 20, öffnete, streckte seinen Kopf in den Raum und sagte: »Besuch für Sie, Herr Mallmann.«
    »Soll reinkommen.«
    Ich betrat das Zimmer. Zwei Bücher hatte ich Will mitgebracht.
    Blumen waren mir einfach zu blöd. Als ich den Raum betrat, fiel mein Blick sofort auf das Bett. Will Mallmann hing noch am Tropf.
    Der Kommissar hatte eine sitzende Haltung eingenommen, blickte mir entgegen, und über seine blassen Lippen flog ein Lächeln.
    Ich räusperte mich und nickte dem Freund aus Deutschland zu.
    »Meine Güte, Will, was machst du nur für Sachen?«
    »John!« In seine Augen kam Leben und Freude. Er war über meinen Besuch begeistert. »Endlich bist du da.«
    »Es ging nicht eher.« Ich nahm auf der Bettkante Platz, legte die Bücher zur Seite und reichte ihm die Hand. »Das war wirklich eine böse Überraschung, als ich von dir hörte.«
    »Bist du allein?«
    »Ja. Suko muß in London bleiben. Wenn es zu hart wird, kommt er sicherlich nach.«
    Will nickte. »Hart kann es schon werden. Und dabei weiß ich nicht einmal,

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