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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die der Kommissar nicht beantworten konnte. Er schaute wieder auf seine Fingerkuppen, hob dann den Blick und starrte gegen das Maul der ersten Bestie.
    War sie es?
    Hatte er hier auf dem Bild den Mörder des Oberkommissars vor sich? Will Mallmann atmete schwer aus, schüttelte den Kopf und flüsterte: »Verdammt, verdammt, das wird schwer.« Er knetete seine Römernase und gab sich einigen Überlegungen hin. Wenn diese auf Tatsachen beruhten, dann hatten es die Bestien geschafft, das Bild zu verlassen.
    Lebende Bilder? Gab es die überhaupt?
    Normalerweise nicht, doch der Kommissar war kein heuriger Hase mehr. Er wußte mehr über gewisse Dinge und konnte sich durchaus vorstellen, daß auch lebende Bilder existierten, sofern sie magisch beeinflußt worden waren.
    Nicht umsonst zählte der Geisterjäger John Sinclair zu seinen Freunden. Und der hatte sich ebenfalls schon mit ähnlichen Phänomenen herumschlagen müssen. Manchmal waren Bilder oder Spiegel sogar die Einstiege in andere Dimensionen.
    Der Kommissar sah sich das Gemälde noch einmal sehr genau an.
    Vor allen Dingen die unmittelbare Umgebung der Schnauzen. Als er über sie strich, waren plötzlich alle Fingerkuppen mit der roten Flüssigkeit bedeckt.
    Will bückte sich und schaute in die Schnauze. Sie war tatsächlich voll Blut.
    »Das gibt es doch nicht«, flüsterte Mallmann. »Verflucht, das ist nicht zu fassen.«
    Also waren die Bestien die Mörder des Kollegen Robert Moor?
    Will ging davon aus, aber wie sollte er das den zuständigen Beamten der kleinen Sonderkommission beibringen? Die würden ihn für blöd, für verrückt, einfach für unzurechnungsfähig halten. Was er da herausgefunden hatte, das konnte und durfte einfach nicht sein.
    Und doch gab es für ihn keine andere Lösung. Er brauchte Unterstützung aus London. John Sinclair würde sich, wenn Will ihn anrief, sofort in den Jet schwingen und herdüsen.
    Falls er überhaupt in der Stadt war.
    Plötzlich erschrak der Kommissar, als er aus der unteren Etage ein Geräusch vernahm. Ein Schlag war es gewesen. Kurz und heftig, als hätte jemand die Tür zugedonnert.
    Mallmann blieb nicht lange auf dem Fleck stehen. Zwei große Schritte brachten ihn bis zur Tür, die er zur Hälfte aufzog. Mit der rechten Hand holte er die Waffe hervor und richtete die Mündung in den düsteren Flur, bereit, sich notfalls zu verteidigen.
    Wenn jemand das Haus betreten hatte, wer konnte es sein? Einer der Kollegen? Nein, der hätte sich anders bemerkbar gemacht.
    Will Mallmann verließ das Zimmer. Er ging so leise wie möglich und blieb auf dem Flur stehen. Das Geländer lag direkt vor ihm, er konnte über den Handlauf hinweg in die Tiefe schauen, aber er sah in der Dunkelheit überhaupt nichts. Auch als er Licht machte, entdeckte er niemanden. Will ging noch einmal zurück in das Zimmer und blickte aus dem Fenster. Vielleicht waren der oder die Personen mit einem Wagen gekommen und hatten ihn vor dem Haus geparkt.
    Nein, nichts. Nur Wills alter Manta stand dort.
    Der Kommissar zog sich wieder zurück. Allmählich glaubte er daran, daß er allein im Haus war. Vielleicht hatte irgendwo ein Fenster offengestanden, das durch einen Luftzug zugeschlagen war.
    Je mehr Zeit verging, um so stärker tendierte Will zu dieser Möglichkeit.
    Er verließ das Zimmer und schritt über den Flur. Niemand begegnete ihm an der Treppe. Er blickte die Stufen hinab. Da er das Licht hatte brennen lassen, sah er auch den Schatten des Handlaufs, der sich auf den Stufen abzeichnete.
    Will Mallmann hatte sich innerlich zwar wieder beruhigt, dennoch ging er vorsichtig und war auf der Hut. Er lauschte auf jedes fremde Geräusch, hörte aber nur seine eigenen Schritte und seinen Atem.
    Auf der drittletzten Stufe verharrte er und schaute zu den drei Türen im Flur.
    Will achtete auf die Spuren an der Haustür. Nur seine sah er im Augenblick.
    Er mußte näher heran, das Licht war zu schlecht. Als erdie Treppe hinter sich gelassen hatte und sich bückte, da entdeckte er außer seinen nassen Fußspuren auch noch andere.
    »Also doch!« flüsterte er.
    »Rühr dich nicht!«
    Die Stimme peitschte durch den Flur. Sie traf den Kommissar wie eine Eisdusche.
    Er blieb in der geduckten Haltung, drehte nur den Kopf ein wenig nach links und sah am Zugang zur Küche einen Bewaffneten stehen, der mit einem schweren Revolver auf ihn zielte…
    ***
    Intervallweise stieß der Kommissar den Atem durch die Nase aus.
    Für einen Moment tanzten Schatten vor seinen

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