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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen. Er war wie ein Anfänger in die Falle gelaufen.
    Noch hielt er seine Walther in der Hand.
    Das sah auch der andere. »Laß die Kanone fallen!«
    Will überlegte, wie gut oder schlecht seine Chancen standen. Der andere hielt einen Revolver in der Hand, und er seine Pistole. Jetzt müßte es sich erweisen, wer schneller war und die besseren Nerven hatte. So leicht wollte es der Kommissar dem Kerl nicht machen.
    Der Mann trug eine dicke Lammfelljacke. Sie stand offen. Will sah den schwarzen Wollpullover, den auf der Brust ein großes B schmückte. Dann blitzte auch schon die Mündungsflamme auf. Es hatte ihn erwischt! Das Geschoß drang raketenartig durch seine dicke Winterkleidung und bohrte sich in das Fleisch.
    Will spürte den Schlag, er fiel zurück, die Lähmung kam, dann der verdammte Schmerz.
    Die Walther rutschte ihm aus den Fingern. Er sah sie fallen und hatte den Eindruck, als würde sie auf einem schwankenden Boden liegenblieben.
    Mallmann lag auf der Seite. Von seiner Stellung aus gesehen wirkte der Mann übergroß, schon fast riesig. Und er erhielt Verstärkung, denn aus der Küche erschien ein zweiter.
    Fast ebenso angezogen wie der erste. Auch der andere trug einen Pullover mit einem B auf der Brust. Trotz seiner Schwäche und Schmerzen fragte sich der Kommissar, was das nur für Menschen waren, die auf einen Polizisten schossen, der ihnen nichts getan hatte. Es mußten eiskalte Killer sein, die mit einem bestimmten Auftrag unterwegs waren.
    Die beiden Männer standen dicht beisammen. Sie unterhielten sich. Obwohl sie nicht gerade flüsternd sprachen, verstand der Kommissar kein Wort. Sein Gehör hatte gelitten. Er fühlte sich unendlich schwach und auch schlecht. Manchmal schwankten die Gestalten, dann wiederum hatte er den Eindruck, als würden sie sich verdoppeln.
    Schließlich traten sie auf ihn zu. Die Walther stießen sie zur Seite und hoben sie dann auf.
    Derjenige, der geschossen hatte, grinste Mallmann scharf an, doch seine Gesichtszüge zerflossen zu einer breiigen Masse, die zu einem Monsterkopf gepaßt hätte.
    Wortlos stiegen sie über ihn hinweg, ohne ihn zu berühren.
    Wenig später hörte Will ihre Schritte. Trotz des dämpfenden Teppichs dröhnte jeder Tritt in seinen Ohren und verursachte Kopfschmerzen.
    Der Kommissar befand sich in einem Zustand zwischen Wachsein und Dahindämmern. Er verlor Blut und verspürte stechende Schmerzen.
    Was wollten die Männer?
    Sie waren nicht ohne Grund in das Haus eingedrungen und hatten rücksichtslos geschossen. Doch den Grund dafür kannte Will noch nicht.
    Es fiel ihm schwer, weiter darüber nachzudenken. Er wurde immer schwächer.
    Zeit verging.
    Der Kommissar blieb liegen. Er konnte sich nicht bewegen und erst recht nicht bis zur Tür robben, um einen Fluchtversuch zu wagen. Dann vernahm er abermals die dumpfen Geräusche.
    Jetzt kamen die Killer zurück!
    Jede Stufe, die sie hinter sich ließen, brachte sie näher an den Kommissar heran. Will dachte daran, daß er ein Zeuge gewesen war. Noch lebte er, vielleicht würden die anderen kurzen Prozeß machen und noch einmal schießen.
    Aber dann richtig.
    Wer so brutal vorging, der konnte nicht anders handeln, davon ging Will aus.
    Sie hatten die Treppe hinter sich gelassen. Mallmann hörte sie reden und keuchen.
    »Sei doch vorsichtig und halt fest. Wenn wir das Bild zerstören, gibt es Zunder.«
    »Ja, ja, ich paß schon auf.«
    Will konnte nichts sehen. Aus der Unterhaltung hatte er nur entnommen, daß die beiden gekommen waren, um ein Bild zu stehlen.
    Er konnte sich gut vorstellen, um welch ein Gemälde es sich dabei handelte.
    Sie öffneten die Haustür.
    Durch den Flur wehte ein eiskalter Windzug wie ein Totenhauch aus der Gruft.
    Er strich auch über das Gesicht des Kommissars. Will bekam eine Gänsehaut.
    In den folgenden Minuten würde sich sein Schicksal entscheiden.
    Wenn sie zurückkamen, war es endgültig aus. Kamen sie nicht, hatte der Kommissar möglicherweise noch eine Chance.
    Die Tür knallte zu.
    Sie kehrten nicht zurück. Er hörte auch ihre Schritte draußen nicht. Will war allein mit seiner Schwäche, der Kugel im Leib und mit dieser verdammten Angst.
    Natürlich wußten die Kollegen, wo er hingefahren war. Und sie würden auch mißtrauisch werden, wenn er sich nicht meldete.
    Vielleicht war er dann aber schon verblutet.
    Noch konnte sich der Kommissar einigermaßen halten, doch die Wogen der anrollenden Bewußtlosigkeit überschwemmten ihn in immer kürzeren Abständen.

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