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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stumm.
    Der Mann öffnete und schloß seine Hände. Wieder wischte er über seine Stirn, auf der sich ein Schweißfilm gebildet hatte. Zudem spürte er in seinem Magen einen unangenehmen Druck, weil er sich sicher war, daß ihm dieser Engländer das Geschehen aus der Hand genommen hatte. Wie konnte jemand so einfach aus dem Bild verschwinden?
    Über seinen Rücken kroch ein Schauer. In der geduckten Haltung blieb er auch, als er sich auf der Stelle umdrehte und sich mit scharf blickenden Augen im Raum umsah.
    Nein, er konnte den Mann nicht entdecken. Sinclair hatte das Bild zwar verlassen, aber er war nicht in diesem Geschäft. Er mußte woanders hingeschleudert worden sein.
    Aber wo?
    Bilder-Franz glaubte an Magie. Wer zu Baphomet gehörte, der dachte eben anders über die Welt. Wo konnte Sinclair hingeschleudert sein?
    Der Begriff magische Zeitreise fiel ihm ein. Und das war für ihn die einzige Möglichkeit. Ja, etwas anderes konnte er sich nicht vorstellen. Der Engländer mußte eine magische Zeitreise hinter sich gebracht haben. Er war sicherlich irgendwo in den Dimensionen oder der Vergangenheit verschollen.
    »Ich weiß nicht, wer dahintersteckt«, flüsterte Bilder-Franz und sprach zu sich selbst. »Aber ich hoffe, daß es gut ist, was der andere getan hat.«
    Danach kümmerte er sich wieder um seine eigenen Probleme.
    Vorwürfe brauchte er sich nicht zu machen. Innerhalb des Gewölbes hatte er alles so eingerichtet, wie Baphomet es hatte haben wollen.
    Wann und ob er selbst in Erscheinung treten würde, wußte Bilder-Franz nicht genau.
    Möglicherweise zeigte er sich auch nicht selbst, sondern schickte seine Diener, damit sie in den Gassen der Altstadt Angst und Schrecken verbreiten konnten.
    Sie waren schließlich gefährlich genug und man kannte sie auch unter dem Namen Horror-Reiter…
    ***
    Der Söldner hatte sich durch unseren Anblick so erschreckt, daß ihm der Krug aus der Hand rutschte, zu Boden fiel und zerbrach.
    Langsam stemmte sich der Rothaarige wieder hoch, hielt den Blick auf uns gerichtet und stieß ein Zischen aus.
    Es galt seinen drei Kumpanen, die die letzten Tropfen aus ihren Bechern geleert hatten und jetzt die Köpfe drehten.
    Acht Augen starrten uns an. Und man konnte die Blicke nicht gerade als freundlich bezeichnen. Wir machten uns auf einiges gefaßt.
    »Habt Ihr diese Augen gesehen, John?« fragte Georg. »Die werden uns zerschlagen, teeren und federn. Ich kenne das.«
    »Wartet es ab, mein Junge«, erwiderte ich cool, »aber bleibt bei mir, und redet mit ihnen.«
    Zum Zeichen meiner Friedfertigkeit hob ich beide Arme an.
    Diese Geste war international verständlich und auch nicht an irgendwelche Zeiten gebunden.
    Sie trauten uns nicht. Ihre Fäuste lagen auf den Griffen der Säbel.
    Sie waren bereit, die Waffen jeden Moment zu ziehen und gegen uns einzusetzen.
    »Ich wünsche den Herren einen guten Abend«, sagte ich, »und hoffe, daß Ihnen der köstliche Wein gemundet hat.«
    In meiner Zeit hätte man über die Worte gelacht. Die Aufpasser lachten zwar nicht, dafür starrten sie mich an, verzogen die Gesichter und schüttelten ihre Köpfe.
    »Laßt mich lieber reden«, schlug Georg von Spränge vor.
    »Bitte.«
    Er hatte sich selbst überwunden und blieb neben mir auf der gleichen Stufe stehen. Wahrscheinlich hatten die Söldner eine eigene Sprache oder einen bestimmten Dialekt. Ich jedenfalls verstand kaum ein Wort.
    Die Unterhaltung verschärfte sich. Ich sah mir die Männer an. Sie machten auf mich nicht den Eindruck, als könnte sie die Rede des Studenten beeindrucken.
    Der Rothaarige war am schlimmsten. Er schüttelte stur den Kopf, während er sprach. Ich warf einen Blick auf meinen Begleiter. Er war verzweifelt damit beschäftigt, die vier Aufpasser umzustimmen.
    »Hat es Sinn?« fragte ich.
    »Nein, John.«
    »Was haben sie denn gesagt?«
    Der Student hob die schmalen Schultern und rückte fahrig seinen um den Hals geschlungenen Schal zurecht. »Sie haben entsprechende Befehle, kennen uns nicht und sollen jeden Fremden, der den Turm betritt, dem Kommandanten vorführen.«
    »Was heißt das für uns?«
    »Wir würden zunächst einmal in ein Verlies geworfen und müßten dort warten…«
    »Dazu habe ich keine Lust.«
    »Aber Ihr könnt nicht gegen sie kämpfen, John!«
    »Mal sehen.«
    Beide hörten wir das schleifende Geräusch, als der Rothaarige seinen Säbel aus der Scheide zog. Plötzlich blitzte die lange Klinge auf. Feuerschein und Schattenmuster tanzten über sie

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