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0424 - Das lebende Bild

0424 - Das lebende Bild

Titel: 0424 - Das lebende Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Rückseite spürte ich die Kälte. Etwas Ungesünderes konnte es kaum geben.
    Erst wenn die beiden Männer mich ansprachen, wollte ich mich rühren. Entdeckt hatten sie mich schon, denn der Meister warf mir hin und wieder forschende Blicke zu. Er war ein Schmied wie aus dem Bilderbuch, ein kleiner Herkules, der durch seinen Bart noch finsterer aussah.
    Mit einer Hand schwang er den schweren Hammer, der auf das Eisen klatschte, und es wirkte so, als hätte er nur ein Stück Holz in der Hand. Jeder Schlag ein Treffer.
    Schließlich übergab er seinem Gehilfen den Hammer und schaute mich an.
    Ich nickte.
    »Kommt näher!«
    Ich sprach einigermaßen deutsch. Aber dieser mittelalterliche fränkische Dialekt war für mich kaum zu verstehen. So glich es eher einem Raten, als ich nach seinen Worten die Schmiede betrat und weg vom Feuer ging, weil es mir dort zu heiß war.
    Ich mußte etwas Besonderes an mir haben, denn der Schmied betrachtete mich von oben bis unten. Wahrscheinlich war es die Kleidung, und auch mein Reittier suchte er vergeblich.
    »Was hat Euch hergeführt, Fremder?«
    »Eine gewisse Not.« Ich hoffte, mit dieser Antwort den richtigen Einstieg gefunden zu haben.
    »Wenn ich Euch helfen kann…«
    »Ich bin fremd in der Stadt«, erklärte ich dem Schmied, »und suche ein bestimmtes Haus.«
    Er blickte mich mißtrauisch an. »Aus welch einem Land kommt Ihr?«
    »Es liegt sehr weit.«
    »Und was wollt Ihr?«
    Jetzt ging es ums Ganze. Wie sollte ich ihm beibringen, daß ich das Haus vom Bilder-Franz suchte, das ich aus der Zukunft kannte.
    »Seid Ihr ein Besucher?«
    »So ähnlich…«
    Der Schmied nickte. »Dann werdet Ihr bestimmt an dem Spektakel teilnehmen wollen…«
    Möglicherweise war das der entscheidende Hinweis. Ich antwortete mit einem »Ja«.
    Plötzlich wurde der Schmied nachdenklich. Er gab keinen weiteren Kommentar, sondern versuchte, mir den Weg zu erklären. Ich verstand nicht sehr viel davon, aber die Namen Pegnitz und Henkersteg waren doch herauszuhören.
    »Und dort muß ich hin?«
    »Ja, es ist die Zeit des Ungeheuers und des Todes. In dieser Nacht werden wieder viele Menschen sterben, das habe ich schon in meinen Träumen gesehen. Geht hin, und ergötzt Euch, ich kann es nicht.«
    Er wandte sich scharf ab, griff nach seinem Hammer und musterte mich fast feindselig über die Schulter.
    Sicherheitshalber ging ich zurück, grinste ein wenig und verschwand schnell in der Einfahrt.
    Dort dachte ich über das Gehörte nach.
    Den Henkersteg kannte ich. Allerdings aus meiner Zeit. Ich hatte den Begriff auf dem Stadtplan von Nürnberg gelesen. Und den trug ich bei mir. Verflixt, das war die Idee.
    Eigentlich hätte ich darüber lachen können. Da stand ich tief in der Vergangenheit und holte einen Stadtplan aus der Zukunft hervor, um die Straßen und Gassen zu suchen, die ich in der Vergangenheit aufsuchen wollte. Fast wie in einem Film von Steven Spielberg.
    Es erwies sich als Vorteil, daß man die Altstadt fast so gelassen hatte, wie sie einmal gewesen war, so konnte ich mich anhand des Planes orientieren und erreichte auch die Pegnitz.
    Über Nürnberg lag ein düsterer Himmel. Er zeigte fast die gleiche Farbe wie das Eis auf dem Wasser. Träge schwammen die Schollen gegen die beiden Ufer.
    An einigen Stellen ragten kleine Stege in das Wasser hinein. Sie wirkten im Eis wie festgefroren. Auch die Lastkähne konnten sich nicht mehr bewegen. Wenn ein Boot fuhr, dann in der schmalen Rinne auf der Mitte des Flusses.
    Man hatte Fackeln angezündet. Entlang des Ufers standen sie aufgereiht. Die düster wirkenden Flammen tanzten im leichten Wind, das Pech stank irgendwie widerlich. Ein scharfer Geruch traf des öfteren meine Nase.
    Ich schritt über eine alte Brücke. Hier begegneten mir wesentlich mehr Menschen. Frauen, Kinder und Männer. Alle waren dick vermummt, nur die wenigsten sprachen.
    Am anderen Ufer, wo die Fackeln brannten, erreichte ich eine Straße. An der einen Seite wurde sie von eng zusammenstehenden Häusern begrenzt. Über den Dächern lagen dünne Rauchfahnen, die aus den Kaminen quollen.
    Aus einer Tür trat eine Familie mit zwei Kindern. Sie schritten auf eine bereitstehende Kutsche zu, deren Pferde unruhig mit den Hufen scharrten.
    Nicht weit von mir entfernt sah ich einige Lagerhäuser, die ich ebenfalls passierte. Die Tore standen offen. Nur konnte kein Schiff mehr ablegen, also wurde auch keines mehr beladen. Die Schiffer standen oder hockten zusammen und wärmten sich an

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