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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verschwand darin und öffnete das Türschloß innerhalb weniger Sekunden. Es bot ihm keine Schwierigkeiten. Er zog die Tür wieder hinter sich zu, eilte die Treppe hinauf und verließ im zweiten Stock das Treppenhaus durch das nach vorn weisende Fenster. Er hing an der Fassade der Außenwand und sah nach unten. Er konnte den Unheimlichen nicht sehen, der den Hauseingang erreicht hatte, aber er hörte ihn an der Tür rütteln, deren Schnappschloß er ohne Cascals Hilfsmittel nicht so einfach aufzubekommen schien.
    Cascal bewegte sich auf dem Etagensims an der Fassade entlang bis zur Hauskante, folgte ihr und erreichte, nachdem er an der Seitenwand weitergeklettert war, den Hinterhof. Er sprang auf das Dach eines Schuppens, verwünschte das leise Scheppern, das in der Nacht Hunderte von Metern weit zu hören sein mußte, und glitt auf den Erdboden hinab.
    Er wartete nicht ab, ob sein unheimlicher Verfolger kam oder nicht. Er schwang sich über einen Bretterzaun auf das Nachbargrundstück, erreichte die nächste Straße und winkte einem Taxi, das halb besetzt vorüber glitt. Der Fahrer hielt an. »Wohin, Sir?«
    Es war für Yves Cascal ungewohnt, mit ›Sir‹ angeredet zu werden, aber er erstarrte auch nicht vor Glück. Er deutete nach vorn. »Dahin«, sagte er.
    Er zwängte sich zu den anderen Fahrgästen des »Sammeltaxis«. Die interessierten sich nicht für ihn. Sie hatten mit sich selbst genug zu tun. Der Mann war völlig betrunken und schien sich jeden Moment übergeben zu wollen, wenn das Taxi durch eine Kurve schaukelte, und das Mädchen, nur wenig nüchterner, versuchte ihn daran zu hindern.
    Als sie ausstiegen, stieg auch Cascal aus und überließ es dem Mädchen, die Fahrt zu bezahlen. Er fühlte sich eingeladen. Augenblicke später war er wieder zwischen Häusern und Läden verschwunden. Er legte innerhalb kurzer Zeit eine Strecke zurück, die schier unglaublich war. Erst nach einer halben Stunde gönnte er sich eine kurze Pause. Er war fast wieder am Ausgangspunkt seiner Odyssee und hoffte, daß der Unheimliche Schwierigkeiten haben würde, der Spur zu folgen. Wie auch immer er Cascales Nähe hinter sich gespürt hatte - allein die Fahrt im Taxi mußte die Spur verwischt haben. Weniger der Fahrt an sich wegen, sondern weil die Ausstrahlung der drei anderen Fahrzeuginsassen die des Schattens überlagert haben mußten.
    »Was denke ich denn da?« murmelte er verblüfft. »Fange ich an zu spinnen? He, ich bin doch keiner von den verrückten Ghostbusters…«
    Die kannte er nur vom Hörensagen, weil die Filme ihn erstens nicht interessierten und er zweitens auch keine Lust hatte, sich in ein Kino zu schmuggeln.
    Er lehnte sich an die Glastür eines Geschäfts, das der Schaufensterreklame nach echten Indianerschmuck aus Arizona verkaufte. Zufällig wußte Cascal, daß das Silber lediglich versilberter Draht war, der Türkis Kunststoff und der angebliche echte Indianerschmuck von drei Chinesen in einem Hinterzimmer des Ladens angefertigt wurde, die sich redliche Mühe gaben, die weißen Touristen, die vornehmlich aus Europa kamen und Baton Rouge besuchten, übers Ohr zu hauen.
    Er überlegte.
    Er kannte sehr viele Menchen. Fast alle gehörten der Halb- und Unterwelt an, eine Hand wusch die andere. Cascal war ein zu kleiner Fisch, um den Größeren ernsthaft in die Quere zu kommen. Deshalb stand er sich mit nahezu allen Größen der Unterwelt relativ gut oder wenigstens neutral, und er wußte, daß einige von ihnen vor ein paar Wochen dafür gesorgt hatten, daß dieser Professor Zamorra unverrichteter Dinge wieder verschwand. Dafür war Cascal ihnen dankbar. Aber teilweise hatten sie Dienste zurückgezahlt, und ansonsten würde er seinerseits ihnen auch einmal einen Gefallen tun. Eine Hand wusch die andere. So gehörte es sich.
    Aber er war sich gar nicht sicher, ob sie ihn auch in diesem Fall unterstützen würden. Immerhin war der Mann, der den Schatten jagte, mörderisch gefährlich und besaß Vernichtungswaffen, die Cascal unbekannt waren.
    Es gab einen Mann, der ihm vielleicht helfen konnte. Einen Mann, der sein Freund war - im wahrsten Sinne des Wortes. Einer würde für den anderen sein Leben geben, wenn es sein mußte. Ihn hatte Cascal von einer Telefonzelle aus anrufen wollen. Sein Freund sollte Informationen einholen.
    Wenn er sondierte, führte keine Spur unmittelbar zu Ombre, dem Schatten.
    Aber das war jetzt hinfällig.
    Der Unheimliche hatte sich zu nahe an Cascals Wohnung aufgehalten. Er mußte

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