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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ohne selbst gesehen zu werden.
    Einem ändern als Yves Cascal wäre seine Anwesenheit möglicherweise entgangen.
    Der Schatten fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Mit einem Gewehr mit Zielfernrohr und Restlichtaufheller wäre es ein Kinderspiel gewesen, den Jäger von hier aus niederzuschießen. Aber Cascal war kein Killer. Er lehnte. Waffen ab. In einem Land, in welchem jeder Bürger ab sechzehn Jahren eine Faustfeuerwaffe besitzen durfte und die meisten es auch taten, kam er auch ohne Schußwaffen bestens zurecht. Wo keine Versuchung war, konnte er ihr auch nicht erliegen - die meisten, die Waffen besitzen, benutzen sie auch irgendwann… -Mit erstaunlicher Zielsicherheit bewegte der Unheimliche sich auf den Schuppen zu, dessen Dach Cascal momentan als Liegeplatz diente. Woher zum Teufel wußte der Kerl so genau, wo er Cascal finden konnte? Er konnte ihn umöglich sehen, und als er kam, hatte ihm niemand verraten können, wohin sich der Neger auf diesem Geländestück bewegt hatte!
    Dennoch kam der Unheimliche…
    Der Schatten zog sich zur Rückwand des Schuppens zurück und glitt nach unten. Fast geräuschlos kam er auf. Die weichen Sohlen seiner Turnschuhe dämpften Aufprall und Geräusch. Er stieß sich ab und verschwand zwischen anderen Gebäuden und geparkten Maschinen, schlug einen weiten Bogen und bemühte sich, wieder in den Rücken des Jägers zu gelangen.
    Als er ihn sah, war er verblüfft.
    Der Blaugesichtige hatte seine Marschrichtung geändert. Eigentlich hätte er sich von Cascal fort bewegen müssen. Aber auch jetzt kam er direkt auf ihn zu. Er überkletterte Hindernisse, statt sie zu umgehen. Irgendwie kam er Cascal vor wie ein Roboter, wie eine programmierte Maschine, die unbeirrbar und unaufhaltsam ihr Ziel ansteuerte.
    Er atmete tief durch.
    Immerhin wußte er jetzt, daß der Mann, der sein Gesicht wie ein Clown geschminkt hatte und dessen Finger Krallen besaßen, ihn mit untrüglicher Sicherheit zu finden wußte. So brauchte er sich keine Gedanken mehr darüber zu machen, wie er ihn fortlocken sollte.
    Er begann wieder zu laufen.
    Hafen und Verladebahnhof lagen unmittelbar nebeneinander. Cascal erreichte das Bahngelände, wo die Waggons endlos langer Güterzüge standen, teilweise beladen, aber auch leer und auf Fracht wartend.
    Einer ruckte gerade an.
    Er fuhr nach Norden.
    Der graue Streifen am Horizont war breiter geworden, schob allmählich das Nachtschwarz nach Westen davon. Ein schwaches rötliches Leuchten kletterte bedächtig über den Horizont.
    Es war die richtige Zeit.
    Cascal sah andere Schatten auf dem weiträumigen Bahngelände. Schatten, die sich rasch bewegten. Der Zug wurde kaum merklich schneller. Metall schrie und ächzte, Holz knarrte. Mit ständig monotonem Knacken polterten Eisenräder über Nahtstellen zwischen den Schienen. Gelenke quietschten.
    Yves Cascal sah sich um. Uniformen konnte er nicht entdecken. Aber da -weit hinter ihm - eine unverkennbare Gestalt. Der Unheimliche rannte. Er machte sich jetzt keine Mühe mehr, unauffällig zu bleiben. Er mußte begriffen haben, was Cascal plante, und er wollte am Ball bleiben.
    Cascal duckte sich. Unwillkürlich rechnete er mit einem jener furchtbaren Blitze. Und hier, neben dem Zug, hatte er keine Deckung! Wenn er sich unter den Zug warf, war er dabei niemals schnell genug, den tödlichen Rädern entgehen zu können, die immer rascher vorwärts rollten. Und aufspringen - ging hier nicht, wo er sich befand. Neben ihm waren nur geschlossene Container, keine Stückgutwaggons…
    Er rannte jetzt auch, schlug Haken. Und dann riskierte er den Sprung. Er sah einen Riegel-Griff an einem der Container, schnellte sich hoch und packte zu. Mit der anderen Hand fand er keinen Halt, aber er brachte es fertig, seinen Körper seitwärts zu schwenken. Sekundenlang glaubte er, sich selbst den Arm auszureißen, oder die Hand von dem Riegel lösen zu müssen, oder daß dieser Griff nachgab… und unter ihm waren die Schwellen. War der rasende Zug, der ihn zermalmen würde.
    Doch dann stand er auf dem eisernen Pufferstück. Ließ sich halb fallen, fand mit dem zweiten Fuß Halt, stand mit gespreizten Beinen hinter dem Container auf den Puffern…
    Das reichte nicht. Der Zug war noch auf dem Bahnhofgelände. Hier arbeiteten Menschen, auch so früh am Morgen schon. Wenn einer ihn zufällig sah, würde er den Zug möglicherweise stoppen lassen. Cascal wunderte sich ohnehin, daß noch niemand auf ihn oder die ändern Hobos aufmerksam geworden

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