0425 - Asmodis jagt den Schatten
werden. Wenn er unglücklich stürzte, kippte er über die Kante und war erledigt.
Es war ein Fehler gewesen, auf den Zug zu springen. Ein gestohlenes Auto wäre sicherer gewesen.
Aber hinterher ist man immer klüger.
Cascal sprang auf den nächsten Wagen. Inzwischen hatte sein Gegner die Entfernung weiter verringert. Er näherte sich mit traumwandlerischer Sicherheit. Eine unheimliche drohende Gestalt, die über die Container lief. Nichts schien den Unheimlichen stoppen zu können.
Cascal fühlte ein seltsames Vibrieren. Es war das Amulett, das vor seiner Brust hing, wie er überrascht feststellte. Was bedeutete das nun schon wieder?
Er wandte dem Unheimlichen jetzt den Rücken zu und lief schneller. Wenn der wieder einen seiner Blitze losließ wie vor ein paar Stunden, gab es hier ohnehin nichts, was Cascal retten konnte außer einem Sprung in den Tod. Der Zug rollte aus der Stadt hinaus. Endlich erreichte Cascal den ersten Stückgutwagen.
Er warf einen Blick zurück.
Obgleich er sicher war, jetzt genau so schnell gelaufen zu sein wie sein Verfolger, war der nur noch zwei Waggons entfernt. In der Morgendämmerung konnte Cascal ihn jetzt deutlich sehen.
Er hoffte, daß die Seitentür dieses Waggons offen war. Er kauerte sich an der Kante nieder und spähte nach unten. Tatsächlich…
Egal, was danach kam - er mußte hier hinab und versuchen, den Gegner auszutricksen. Vielleicht konnte er ihn, wenn der ihm folgte, aus der offenen Tür stoßen, in genau jenem Moment, wo der Gegner sich nach unten ließ und fast hilflos war.
Er rollte sich blitzschnell über die Kante, ließ seinen Körper nach unten weg sacken und hing nur noch mit den Händen an der Dachkante des Stückgutwagens. Er gab sich Schwung und federte loslassend durch die halb offene Schiebetür ins dunkle Innere des Waggons.
Wenn dicht vor der Tür irgend welche Kisten standen und er dagegen prallte, war er geliefert. Dann wurde er zurückgeworfen und flog wieder nach draußen…
Aber da stand nichts. Cascal kam federnd auf, schnellte sich wieder hoch und wirbelte herum.
Fäuste packten ihn.
Er war nicht allein im Waggon. Ein Hieb ließ ihn sich zusammenkrümmen, ein zweiter schleuderte ihn auf die Holzbohlen des Bodens. Im nächsten Moment kauerten zwei Männer neben ihm und hielten seine Arme fest. Ein dritter setzte Cascal die Messerspitze an die Kehle.
»Laßt los«, keuchte er. »Seid ihr verrückt? Ich bin kein Eisenbahner! Mann, nimm das Messer weg!«
Die anderen musterten Cascal durchdringend. Dann richtete der mit dem Messer sich auf.
»Okay. Laßt ihn aufstehen. Er scheint sauber zu sein.«
Cascal kam blitzartig wieder auf die Beine. Er mußte zur Tür, mußte aufpassen, wenn sein Verfolger kam und -Da wurde es dunkel.
Krachend flog die Schiebetür in ihren Gleitrollen zu. Das Schloß rastete ein. Es wurde von außen verriegelt. Sekundenbruchteile später passierte dasselbe auf der anderen Seite.
Im Waggon war es stockdunkel geworden.
Cascal schluckte. Das Vibrieren des Amuletts vor seiner Brust war schier unerträglich geworden. Aber er wagte nicht, es von der Halskette zu lösen…
Irgendwo vor ihm in der Dunkelheit waren drei Hobos, die ihm jetzt nicht mehr über den Weg trauten. Und draußen - war der Jäger.
Cascal fühlte, wie die Angst schleimig in ihm emporkroch…
Er saß in der Falle und zwischen zwei Stühlen.
***
Der Eindringling prallte unwillkürlich zurück. Angelique setzte Hände und Füße ein. Yves beherrschte mehrere Kampfsportarten zumindest teilweise, und was wirklich wichtig war, hatte er auch Angelique beigebracht. Der Fremde im grauen Anzug, der das Tablett mit dem Geschirr ins Gesicht bekommen hatte, hätte eigentlich vor Schmerzen atemlos japsend zu Boden gehen müssen.
Bloß reagierte er absolut untypisch. So, als sei er kein normaler Mann, sondern - etwas völlig anderes…
In seinem Zimmer ruckte Maurice an der Tür, der Angeliques Aufschrei und den Kampflärm gehört hatte. Er zog die Tür nach innen auf und bemühte sich, seinen Rollstuhl nach draußen zu lenken in den winzigen Korridor. Der Eindringling streckte eine Hand aus. Er berührte Angelique nur kurz. Sie wurde zurückgeschleudert, am Rollstuhl vorbei und gegen die Tür von. Yves’ Zimmer. Ihr war, als sei die Hand des Fremden elektrisch aufgeladen gewesen. Ein menschlicher Zitteraal?
Maurice hielt eine Pistole in der Hand. Der Sicherungshebel flog herum. Maurice zog den Verschluß der Waffe zurück und hébelte eine Patrone
Weitere Kostenlose Bücher