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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihnen um wie mit Schwerverbrechern. Dabei fuhren sie kaum aus Spaß in den Güterzügen. Kaum, um die Eisenbahngesellschaften um den Fahrpreis zu betrügen. Sondern aus bitterer Not, weil sie fort mußten, aber kein Geld besaßen. Weder für die Bahn noch für die Greyhound-Busse.
    Für die drei Männer in diesem ansonsten leeren Waggon deutete doch nun zwangsläufig alles darauf hin, daß sie entdeckt worden waren und sie in dem verschlossenen Waggon eingesperrt wurden. Aber es gab keine Erklärung dafür, daß die Türen während der Fahrt von außen geschlossen worden waren. Ein älterer Schwarzfahrer wies den hysterisch werdenden Jungen darauf hin.
    »Aber es gibt keine Erklärung dafür«, wandte der dritte ein. Er war der Mann mit dem Messer. »Vielleicht weiß unser schwarzer Freund etwas darüber. Es gefällt mir nicht, daß er einfach so vom Dach fiel.«
    »Du bist ein Narr, Mann«, sagte Cascal in der Dunkelheit. »Wenn ich ein Zugbegleiter wäre, müßte ich lebensmüde sein, während der Fahrt über die Dächer zu klettern und so hereinzukommen.«
    »Warum warst du überhaupt auf dem Dach, eh? Wir sind noch unter keiner Brücke her, von der du aufgesprungen sein könntest. Außerdem wäre mir das doch zu riskant. Was hast du auf dem Dach gemacht?«
    »Ich bin geflüchtet. Einer wollte mich umbringen.«
    »Wer? Ein Eisenbahner?«
    »Während der Fahrt? Das gab’s früher mal, und im Film auch. Aber so lebensmüde sind die Jungs einfach nicht. Oder wärst du es, eh?«
    »Das Ganze gefällt mir nicht«, meldete sich der zweite Mann wieder. »Wir kommen vom Thema ab. Wieso wurden die Schiebetüren während der Fahrt geschlossen? Die müssen ’ne ganz neue Erfindung gemacht haben, ’ne Fernsteuerung oder so was.«
    Cascal versuchte nicht mehr, in der Dunkelheit seinen Standort zu verändern. Sie wollten ihm nicht mehr ans Leben. Sie hatten andere Sorgen. Und zu dritt hätten sie ihn ohnehin irgendwann erwischt. Sie brauchten bloß eine Kette zu bilden und von einem Ende des Waggons zum anderen zu gehen. So breit war der auch nicht…
    Aber das Amulett vibrierte immer noch. Es machte ihn nervös, beunruhigte ihn. Und es störte ihn auch empfindlich. Er tastete nach dem Hemd, öffnete es.
    Im gleichen Moment sahen sie alle das Licht.
    Das Amulett glomm schwach. Wie Phosphor.
    »Was ist das denn?« stieß der Junge hervor. »Eine Waffe? Verdammt, wer bist du?«
    »Ombre«, sagte Cascal.
    »Das ist französisch, eh?«
    »Ja.« Cascal ging nicht weiter darauf ein. Er fühlte einen seltsamen Drang in sich, zu der Schiebetür zu gehen, durch die er hereingekommen war. Er trat an die Tür und berührte sie.
    Das Phosphoreszieren der Silberscheibe reichte gerade aus, undeutlich zu erkennen, wo die Wand anfing und die Tür aufhörte. Aber das ließ sich auch ertasten. Jetzt, wo er direkt davor stand, sah Cascal auch den ganz schmalen Lichtspalt.
    Und er sah den Riegel, der sich außen vor der Tür befand.
    Der Riegel mußte weg. Irgendwie. Das Vibrieren des Amuletts ließ ihn fast wahnsinnig werden. Nur mühsam beherrschte er sich. Ganz langsam glitt der Riegel zurück. Zentimeter um Zentimeter. Kein Geräusch entstand. Aber Cascal wußte, daß er die Tür jetzt aufreißen konnte.
    Er tat es.
    Federleicht bewegte sie sich in ihren Rollen, als er sie erst einmal mit einem kräftigen Ruck in Bewegung gesetzt hatte. Helles Morgenlicht sprang ins Waggon-Innere, kalter Fahrtwind drang in die Hitze ein. Cascal faßte mit beiden Händen nach seinem Amulett und zog es sich mitsamt der Kette über den Kopf.
    Mit einer Hand faßte er nach der Dachkante.
    Er machte einen blitzschnellen Klimmzug. Wirbelte draußen empor. Er hielt die Kette. Das Amulett wirbelte am anderen Ende hoch, traf zielsicher etwas oder jemanden, der sich auf dem Dach befand.
    Ein gellender, markerschütternder Schrei erklang. Um ein Haar hätte Cascal losgelassen. Im letzten Moment schaffte er es, mit der anderen Hand ebenfalls die Dachkante zu erfassen, ohne dabei die Kette mit dem Amulett loszulassen.
    Eine Gestalt schnellte hoch, die neben der Schiebetür auf dem Dach gelegen hatte, zuckte wie irr und bekam das Übergewicht. Cascal sah den Blaugesichtigen über die Kante stürzen. Da war er auch schon vorbei.
    Cascal warf sich nach innen, kam auf Händen und Knien an und war sofort wieder auf den Beinen und mit einer schnellen Drehung an der Tür. Er sah zurück. Dort rollte der Unheimliche die Böschung hinab. Sekundenlang fürchtete Cascal, er hätte

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