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0425 - Asmodis jagt den Schatten

0425 - Asmodis jagt den Schatten

Titel: 0425 - Asmodis jagt den Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihn getötet. Aber dann sah er, wie der Blaugesichtige, schon weit entfernt, sich wieder aufrichtete und normal bewegte. Er schien unverletzt zu sein.
    Cascal begriff nicht, wie das möglich war, aber er war erleichtert, niemanden getötet zu haben.
    Wieso hatte er die Tür öffnen können? Weshalb war er auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet mit diesem Amulett nach dem Mann zu schlagen, von dem er eigentlich nicht einmal hatte wissen können, daß der ausgerechnet an dieser Stelle auf dem Dach lag?
    Der 28jährige Neger löste sich von der Türöffnung und hockte sich an der gegenüberliegenden Wand nieder. Er starrte auf die Landschaft, die draußen mit Tempo vorbeizog. Er hörte die anderen verwirrt auf ihn einreden, aber was sie sagten, nahm er nicht wahr.
    Er mußte erst einmal mit sich selbst ins reine kommen und zu begreifen versuchen, warum er das getan hatte, was geschehen war. Welchen Grund gab es dafür?
    Das Amulett, das er mit beiden Händen umklammerte, vibrierte nicht mehr.
    Auch das schwache Phosphorleuchten war erloschen.
    ***
    Asmodis taumelte. Ein schweres Buch war in seinem Gesicht gelandet, und ein weiterer Gegenstand. Beides schleuderte er mit einem Zornesruf von sich. Dabei verlor er die Pistole. Er stolperte gegen den Rollstuhl, fiel halb über Maurice, der glaubte, Schwefeldunst zu riechen. Aber er schaffte es, die Pistole wieder in die Finger zu bekommen.
    Er schoß nicht.
    Er schlug einfach damit zu.
    Asmodis sank zusammen. Er rutschte von der Rollstuhllehne ab und streckte sich neben Maurice aus.
    Angelique erschien in der Tür. Sie klatschte zufrieden in die Hände. »Es wirkt also«, sagte sie.
    »Was wirkt?«
    »Ich habe ihm die aufgeschlagene Bibel ins Gesicht geworfen, und das kleine Kruzifix, das immer über meinem Bett hängt.« Sie hob Bibel und Kruzifix auf. Lächelnd küßte sie die kleine Holzfigur. »Dknke«, flüsterte sie. Dann hängte sie es in ihrem Zimmer wieder auf, legte die Bibel aufs Tischchen und kehrte zurück. Sie faßte nach Asmodis und rollte ihn herum.
    »Ich hätte eigentlich gedacht, daß er ein paar Brandblasen im Gesicht haben müßte«, sagte sie.
    »Du bist wohl endgültig verrückt geworden, wie? Glaubst du etwa ernsthaft an diesen Blödsinn?« fragte Maurice.
    »Immerhin ist er besinnungslos«, sagte sie.
    »Weil ich an seinem Hinterstübchen angeklopft habe«, sagte Maurice. »Über die Bibel und das Kruzifix hat er sich höchstens erschreckt.«
    »Na, ich weiß nicht«, murmelte Angelique. »Was machen wir jetzt mit ihm?«
    »Versuchen ihn zu fesseln, solange er noch besinnungslos ist. Dann holst du die Nachbarn oder die Polizei. Es wird Yves zwar nicht gefallen, daß Cops in die Wohung kommen, aber mir gefällt dieser Typ nicht.«
    »Mir schon… sieht gar nicht so übel aus. Ich glaube, ich würde ihn nicht unbedingt von der Bettkante schubsen.«
    Maurice seufzte und sah verzweifelt zur Korridordecke empor. »Schwing du nur große Reden, mit deiner umfassenden sexuellen Erfahrung.«
    »Was verstehst du schon von Frauen, he?« fauchte sie, hieb ihm spielerisch mit der Faust gegen den Oberarm und verschwand in der winzigen Küche, um nach Bindfaden zu fahnden.
    »Frauen, murmelte sie in ihrem jugendlichen Leichtsinn«, ächzte Maurice fatalistisch. Angelique war noch Jungfrau. Für eine Sechzehnjährige war es in diesem Hafenviertel geradezu sensationell. Die meisten Mädchen in dieser und den angrenzenden Straßen machten ihre ersten sexuellen Erfahrungen bereits mit fünfzehn -oder noch früher. Mehr oder weniger freiwillig…
    Angelique kam zurück. Sie wollte Asmodis fesseln. In diesem Moment richtete er sich auf. Daß eine Pistole auf ihn gerichtet war, schien ihn auch jetzt nicht zu interessieren.
    »Das machst du nicht noch einmal mit mir«, fauchte er Angelique an.
    Er schien in sich hineinzulauschen. Ohne ein weiteres Wort wandte er sich um und verließ die Wohnung. Fassungslos starrten die Geschwister ihm nach. Maurice zielte mit der Waffe auf die Tür, schoß aber nicht.
    »Das gibt’s doch nicht«, keuchte er. »Der geht einfach? Das - das ist doch nicht möglich.«
    Angelique eilte zur Tür und riß sie wieder auf. Keine Schritte im Treppenhaus. Kein Asmodis zu sehen. Nur abermals leichter Schwefelgeruch.
    »Paß auf!« schrie Maurice. »Sei vorsichtig, Angelique…«
    Sie wollte ins Freie eilen.
    Und da stieß sie gegen eine unsichtbare Wand und wurde zurückgeschleudert. Erschrocken streckte sie die Hand aus und berührte das

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